Hart am Wind durch die Cycladen

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Uns wurde erzählt, dass der Meltemi im Herbst dann langsam abklinge. Nun, dieses Jahr schien alles etwas anders. Wir bekamen weiterhin übermässig viele Tage mit recht heftigem Wind ab. Zumindest kamen wir so auf viele Meilen unter Segeln, auch wenn diese oftmals hart erarbeitet werden mussten. Von den knapp 1000M in der Ägäis legten wir so 730M unter Segel zurück!

Milos

Mit nachlassendem Meltemi schien nun endlich die Überfahrt von Thira nach Milos im Westen möglich. Wir hofften auf Halbwind, es wurde dann jedoch hart am Wind. Im 2. Reff stampften wir meist mit über 8kn durch die Wellen und legten die 54M bis an die Südküste von Milos in gut 7h zurück. Nach Essen war keinem von uns beiden zumute. So waren wir erleichtert, als wir endlich in der Abdeckung der Insel eintrafen. Dort erwartete uns dafür eine bezaubernde Landschaft mit Buchten, Felsköpfen und zahlreichen Höhlen im Sonnenuntergang. Kleftiko gilt als einer der schönsten Ankerplätze der Cycladen. Wir verbringen die Nacht dort fast alleine und erholen uns von einem anstrengenden Segeltag. Am Morgen erkunden wir mit dem SUP die Gegend, bevor dann nach und nach immer mehr Ausflugsboote eintreffen. So verlegen wir dann in die Bucht von Milos und machen dort im Hafen fest.

Am nächsten Tag erkunden wir die Insel mit unseren Fahrrädern. Dies bedeutet allerdings einiges an Höhenmetern zu überwinden, muss doch jeweils immer wieder hinauf zum Hauptort Plaka gestiegen werden, um zu den diversen Sehenswürdigkeiten zu gelangen. Da gibt es erst das historische Theater der alten Griechen zu besichtigen, wo die bekannte Venus von Milos gefunden worden ist, dann der faszinierende Strand von Sarakiniko mit seinen weissen Felsformationen und schliesslich der Fischerort Mandrakia. Zum Sunset setzen wir uns dann endlich auf die Terrasse oben in Plaka und lassen es uns bei Cocktails gut gehen. Drei Aufstiege waren definitiv genug Sport für einen Tag.

Serifos

Mit einem Zwischenhalt in Andiparos segeln wir von Milos weiter nach Serifos und ankern dort in der weiten, gut geschützten Bucht. Der vorherrschende Wind aus N verlangt einen Zick-Zack-Kurs durch die Inseln, aber die Cycladen bieten ja auch ein breites Angebot. So bestimmt der Wind jeweils unser nächstes Ziel. Mittlerweile sind wir gut eingespielt, die Segel unterwegs zu reffen oder wieder auszureffen. Das Ganze klappt auch zu Zweit und ohne Unterstützung einer elektrisch betriebenen Winch schnell und zuverlässig. Wir fahren mit dem Dinghy zur Marina und gehen zu Fuss hinauf in die schöne Altstadt, die auch hier einmal mehr Chora heisst. Erneut hat ein recht starker Wind eingesetzt und soll wieder über mehrere Tage anhalten. Aber noch scheint zumindest die Sonne wärmend herab. Immer wieder vermögen uns die schmalen Gassen und Stiege dieser traditionellen Städtchen zu faszinieren. Und am Abend lassen wir uns nochmals mit einem feinen traditionellen Essen verwöhnen. Langsam kommen Sorgen auf, dass unsere noch in Italien gebunkerten Vorräte nicht aufgebraucht werden könnten. Also muss von nun an etwas häufiger an Bord gekocht werden, damit der Tiefkühler und Kühlschrank bis zum Auswassern dann auch wirklich leer werden.

Siros – Ermoupoli

Erneut steht uns eine Überfahrt hart am Wind bei meist über 20kn bevor, diesmal 36M bis wir Ermoupoli auf Siros erreichen. Es ist wieder eine längere Phase mit sehr starkem Meltemi von über 30kn mittlerem Wind angekündigt, sodass wir hierzu lieber in einem gut geschützten Hafen liegen möchten. Der Hafen von Ermoupoli ist sehr gross und wir liegen fast allein an der Mole direkt in der Stadtmitte. Allerdings macht sich dort schnell der Effekt der zahlreich ein- und auslaufenden Fähren bemerkbar, die einen erheblichen Schwell verursachen. Unsere Leiter, die als Gangway dient, wird dabei zwischen Kai und Schiff eingeklemmt und bricht an einer bereits früher einmal geschweissten Stelle. Auch der Balken geht entzwei, mit der wir die Leiter auf dem Schiff abstützen. Wenn wir von Bord gehen, müssen wir die Leiter so hoch fixieren, dass die Rückkehr dann fast schon akrobatisch wird. Dies ist kein Zustand, den wir nochmals 4 Tage lang wollen. Jedoch zumindest finden wir in der Stadt einen Schreiner, der uns prompt einen Ersatz für den gebrochenen Balken zimmert.

Wir verbringen einen regnerischen Tag an Bord mit Unterhaltsarbeiten und revidieren nochmals zwei Winchen. Danach reicht es auch noch für einen Stadtrundgang. Ermoupoli ist mit Abstand die grösste Stadt, die wir auf einer der Inseln seit Kreta gesehen haben. Lebhaft und sehr authentisch tauchen wir in den griechischen Alltag ein. Insbesondere fällt auf, wie wenige Leute hier überhaupt Englisch verstehen, also gilt es oftmals mit Zeichensprache (oder Google Translate) durchzukommen.

Kythnos

Zwischen zwei Phasen mit sehr starkem Meltemi eröffnete sich ein kleines Fenster, das eine Weiterfahrt von Siros nach Kythnos als machbar erscheinen liess. In der Tat fanden wir dann höchstens 25kn Wind und kamen erneut hart am Wind gut voran, sodass wir kurz nach Mittag in der Bucht vor Loutra auf Kythnos eintrafen. Die machte dann gleich ihrem (schlechten) Ruf alle Ehre, sie ist nämlich als Cova Doro für die sehr rauhe See berüchtigt. Bei Ankunft werden wir dann von den hohen Wellen und dem weiterhin starken, böigen Wind etwas eingeschüchtert, finden aber im kleinen Hafen ausreichend Platz um längsseits anzulegen. Der Hafen bietet kaum Schutz vor dem Wind, aber zumindest schirmt er die Wellen ab. Ein ebenfalls längsseits liegender Engländer, der kurz vor uns eingelaufen ist, hilft uns beim Anlegen. Nachdem wir erst noch an der S-Mole anlegten, verlegen wir kurz darauf an die E-Mole, denn der starke Wind hätte uns sonst die Fender platt gedrückt. Damit war für uns klar, dass wir nun einige Tage in diesem Hafen fest sassen, die Prognosen sagten nun bis zu 40kn für zumindest 3 weitere Tage an. Am Abend kam der neue Hafenmeister unwirsch und grusslos vorbei und meinte, wir müssten das Schiff verlegen, also mit Anker rückwärts an die Mole anlegen. Sowohl unserem englischen Nachbarn wie auch mir blieb nichts als Kopfschütteln übrig. Bei ständigen Böen von bis zu 35kn seitwärts durch das Hafenbecken ist solch ein Manöver nicht mehr sicher ausführbar. Sein Einwand, er erwarte eine Regatta mit mehreren Yachten am Folgetag erledigte sich von selbst, nachdem er offenbar selbst die Windprognosen konsultierte. Sogar der Fährverkehr vom Festland auf die Kykladen wurde für die folgenden zwei Tage eingestellt, von der angekündigten Regatta war schliesslich auch nicht mehr die Rede.

So beginnen wir mit den ersten Arbeiten zum Einwintern der Shiva. Ich lasse das Prozedere zur Reinigung der Membranen des Wassermachers durchlaufen und konserviere ihn anschliessend. Dann baue ich das Röhrenbündel am Wärmetauscher der Maschine aus und ersetze es mit der modifizierten, bruchsicheren Variante aus Kiel. Dabei muss jeweils auch die Lichtmaschine ausgebaut werden, die so auch wieder einmal gereinigt werden kann. Dazwischen mieten wir uns für einen Tag einen Roller, um die Insel etwas zu erkunden. Der Wind ist jedoch derart stark, dass die Fahrt auf dem Roller zum Abenteuer wird. Jedoch können wir uns so ein Bild von den anderen Ankerplätzen und dem Fährhafen der Insel machen. Im zweiten Hafen Merichas auf der W-Seite herrscht ebenso viel Wind, jedoch zusätzlich sehr unangenehmer Schwell. Einzig in der sehr schönen Bucht von Kolonas im NW wäre ein ruhiges Liegen bei solchen Verhältnis sonst noch möglich gewesen. Mit dem ausbleibenden Fährbetrieb war die Insel wie ausgestorben, die Betreiber der Tavernen konnten einem leid tun.

Methana

Am vierten Tag endlich schien der Meltemi soweit nachzulassen, dass eine sichere Ausfahrt aus dem kleinen Hafen von Loutra möglich wurde. Die Tage an der Mole hatten der Shiva eine zünftige Salzkruste beschert. Wir waren erleichtert endlich wegzukönnen. Raumschot rauschten wir im 2. Reff an der E-Seite von Kythnos bis an die südliche Spitze und dann einmal mehr hart am Wind hinüber nach Agios Giorgios. Doch der Wind liess dann je weiter nach Westen wir kamen immer mehr nach, bis er fast ganz einschlief. Vor einer Felsinsel mit zahllosen Windrädern ankerten wir für die Nacht in völlig ruhigem Wasser und absoluter Windstille. Was für ein Kontrast zu den Tagen (und Nächten) zuvor, als der Meltemi noch ständig in den Wanten heulte!

Am nächsten Tag bekamen wir endlich wieder einmal einen richtig genüsslichen Segeltag hinüber nach Methana, einer Halbinsel vor dem Peloponnes. Im kleinen Hafen von Vathi fanden wir einen Platz und wurden uns bewusst, dass dies damit wohl der letzte Segeltag für diese Saison gewesen war. Aber darauf liess sich anstossen! Am Abend füllte sich der Hafen mit Charter-Schiffen, deren Crews ihren letzten Abend abfeiern wollten. Wir erledigten die Arbeiten am Generator, Oel- und Filterwechsel, sowie Ausbau und Reinigung des Röhrenbündels im Wärmetauscher, sowie des Krümmers. Am Morgen stiegen wir auf einen der jüngsten Vulkankegel, der beim letzten Ausbruch im 2.Jh BC entstanden ist. Wir wurden mit einer schönen Aussicht belohnt und trafen den Hafen in der nächsten Nacht komplett leer an.

Aigina

So stand uns zum Schluss nur noch eine kurze Überfahrt hinüber nach Aigina im Norden bevor. Diesmal ging es unter Maschine über spiegelglatte See (aber lieber noch als unter Maschine mit Wind platt auf die Nase). Im Stadthafen von Aigina legen wir uns ein letztes Mal mit Anker rückwärts an die Kaimauer mitten in der Stadt. Unser Nachbar auf der SY Alpha entpuppt sich als «Atlantik-Charly», der schon über 50x den Atlantik überquert hat. So ergeben sich interessante Gespräche zwischen den weiteren Arbeiten, die wir am Wochenende noch erledigten. Wir schlagen erst die beiden Vorsegel nach einer gründlichen Wäsche ab und falten sie sauber auf dem nahe gelegenen Fussballplatz zusammen. Am Sonntag morgen kommt auch dann auch noch das Gross weg. Damit sind wir nun bereit für das Auswassern in der Werft im Norden der Insel.

Und zu guter Letzt werden auch unsere Anstrengungen belohnt, dass keine verderblichen Vorräte mehr an Bord sind. Eine erfolgreiche Saison neigt sich dem Ende zu und wir freuen uns auf die Heimkehr.

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