Da war doch noch einiges mehr, als nur Ersatzteile und Ausrüstung? Wenn ich nun auf die Zeit seit unserer Rückkehr nach Rethymno zurück blicke, kann ich kaum glauben, wie viel wir seither erlebt haben. Geplant war davon nur weniges, aber wir waren offen, für das was der Wind uns bringen sollte.
Chania – Imbros Gorge und Preveli Beach
Von Rethymno nach Chania ist es nur einen Katzensprung, aber der venezianische Stadthafen und die wunderbare Altstadt sind schlicht ein Muss. Wir finden einen Platz an der Kaimauer, praktisch an identischer Stelle wie letztes Jahr. Gleich drei Megayachten beanspruchen den meisten Platz an der Kaimauer, immatrikuliert in den Caymans oder Malta. Und deren Tender belegt dann noch einen zusätzlichen Platz, eigentlich schlicht eine Frechheit! Idiotischerweise sind die Tarife der Marina nicht etwa proportional zur belegten Fläche, die fetten Pötte zahlen gerade mal gut doppelt so viel wie wir. Obwohl, auch wenn es das Zehnfache gewesen wäre, dies hätte dort kein Wimperzucken ausgelöst (aber der Stadt guten Ertrag gebracht). Peter und Pia von der SY Leann warten noch auf uns, so reicht es zu einem Drink und Schwatz, bevor sie weiterziehen.
Neben dem Arbeiten wollen wir doch auch nochmals einen Tag an die Südseite von Kreta. Wir fahren mit dem Mietwagen hoch zur Wasserscheide. Von dort führt ein guter Weg durch die Imbros-Schlucht hinab nach Komitades, das an der Strasse entlang der S-Küste liegt. Anfangs war ich ja noch skeptisch, bin aber schliesslich begeistert von der schönen Schlucht mit zahlreichen Engstellen und viel abwechslungsreicher Vegetation. Der Weg ist breit und leicht zu gehen und wir sind früh dran. So entgehen wir den Massen, die wohl im Verlauf des Tages noch eintreffen werden. Unten angekommen steigen wir seitlich wieder zur Hauptstrasse hinauf und kommen so per Anhalter wieder zurück zu unserem Mietwagen am Ausgangspunkt. Die sich daraus ergebende Begegnung ist ultra-spannend!. Ein deutscher Notarzt/Rettungsspezialist nimmt uns mit. Aktuell hilft er 6 Monate auf Kreta aus, das Heli-Rettungswesen zu verbessern. Angestellt ist er an der Uni in Santa Cruz in Bolivien, wo er Notfallmedizin unterrichtet und dort auch eine Heli-Basis aufgebaut hat. Ich schwelge in Erinnerungen an mein Jahr dort in 1978 und die Rückfahrt ist so schlicht zu kurz…
Wir fahren dann weiter entlang der Südküste bis zum Eingang der Preveli Gorge. Der Weg dort führt nicht etwa durch die Schlucht, sondern weit oben entlang der Krete. Es dauert, bis wir dies einsehen, doch danach sind wir überwältigt vom Ausblick von oben hinab auf den Flusslauf des Megalopotamos, der durch einen dichten Palmenhain ins Meer mündet. Nach dem Abstieg zum Strand geniessen wir abwechselnd das erfrischende Bad im türkisblauen Salz- wie auch im grünen, mit Algen durchsetzten Süsswasser. Gut ist es von dort dann nicht mehr weit hinüber zur Strasse, wo uns erneut jemand per Anhalter zum Ausgangspunkt bringt. Ein schlicht grossartiger Tag ist es geworden, wir sind völlig geflasht!
Milos – Kleftiko und Sarakiniko
Endlich ist wieder einmal Wind angesagt, wir wollen eigentlich nach Balos und Gramvousa an der NW-Spitze von Kreta. Dass daraus nichts geworden ist, verrät ja schon der Titel. Hart am Wind versuchen wir uns gegen die Wellen nach W zu bringen, aber nach gut 3h sind wir immer noch weit vom eigentlich Tagesziel entfernt und müssten dann wohl unter Maschine gegenan laufen (und dies bei F5-6). Wäre doch schlicht Blödsinn! Wir fallen 60° ab und laufen nun wunderbar ruhig mit achterlichem Wind direkten Kurs auf Milos zu, und dies erst noch mit gut 8kn Fahrt. Milos stand ja eh noch auf der Wunschliste, nur hatten wir es gedanklich bereits vertagt. Obwohl wir den Entschluss erst um 16h trafen und damit statt 20 nun 60NM anstanden, wurde es zum Genuss. Nach 11h (wovon gerade mal die letzten 1.5 noch unter Maschine), fiel der Anker kurz vor 03h Nachts an der S-Küste von Milos in der Bucht von Kleftiko. Vom letzten Jahr hatten wir die in bester Erinnerung, jedoch nur morgens bis 10h und abends nach 17h. Wir schliefen aus und erholten uns von der Nachtfahrt, schauten interessiert dem wilden Treiben der Ausflugsboote tagsüber zu und arbeiteten dann unter Deck. Nach Sonnenaufgang am nächsten Morgen erkundeten wir dann im Dinghy die Buchten und Höhlen im goldenen Licht.
Bevor der Rummel einsetzte verlegten wir dann um die Insel herum an die N-Küste vor den Strand von Sarakiniko. Für den Tag war keinerlei Wind angesagt, so war das Ankern vor dieser bizarren, weissen Mondlandschaft für einmal möglich. Wir sind etwas überrascht von der Menschenmenge, die sich dort um den Mittag dort am Strand befindet. Offenbar muss ein Kreuzfahrtschiff seine Ladung für den Tag über Milos geschüttet haben. Also arbeiten wir den Nachmittag nochmals weiter an Deck. So bekommt der Aussenborder nun endlich wieder einen Thermostaten eingesetzt (und er läuft seither in der Tat nochmals etwas besser!). Gegen Abend rudern wir an Land und schauen den mutigen Klippenspringern zu. Die untergehende Sonne taucht alles wieder in goldene und rote Farben ein, herrlich! Unsere beiden liebsten Punkte von Milos haben wir also dank Äolus auch noch geschenkt bekommen!
Monemvasia
Die Prognose für den nächsten Morgen hält sich an die Realität, aus dem zuvor aus W blasenden Wind ist nun wie sonst in der Ägäis vorherrschend N geworden. Damit bekommen wir ein entspanntes Segeln bei Halbwind hinüber zum Pelopones hin und können erneut die meiste Strecke bis nach Monemvasia zurücklegen. Nur die letzten 2.5h muss dann doch noch der Dieselwind unserer Nanni aushelfen, was aber angesichts des Ausblicks auf diese spannende Stadt gerne in Kauf genommen wird. Wir ankern direkt bei der Brücke, die den Felskopf auf der Insel mit dem Pelopones verbindet.
Am nächsten Morgen wandern wir zur historischen Stadt und lassen uns von der wechselvollen Geschichte mit wechselnder Byzantinischer, Venezianischer (2x), Osmanischer bis schlussendlich Griechischer Besiedlung beeindrucken. Die Akropolis auf dem Felsplateau ist nur noch stellenweise zu erahnen, hingegen bildet die untere Stadt eine beliebte Attraktion. Zu Fuss umrunden wir den Felskopf und kommen so zurück zur Shiva. Letztes Jahr mussten wir schweren Herzens Monemvasia links liegen lassen, weil uns der Meltemi so schnell nach Kreta trieb. Äolus hat es uns dafür dieses Jahr geschenkt, wunderbar!
Kap Maleas, Elafonisos und Kap Tainaro
Mit der am Nachmittag einsetzenden Thermik gibt es oftmals selbst bei fehlendem Gradientwind die Möglichkeit zum Segeln. Allerdings verkommt die Fahrt zum Kap Maleas, der S-Spitze des östlichen Fingers, zur fast reinen Motorbootfahrt. Das Kap wird seinem gefürchteten Ruf in keinster Weise gerecht, alles spiegelglatt. Hinter dem Kap ankern wir und schnorcheln das Wrack der Kaptan Ismail. Der türkische Frachter lief 1978 in der Nähe des Kap Maleas in einem Sturm auf Grund und kenterte. Nun liegt er auf der Seite in einer Tiefe von 3-10m und ist so auch mit Schnorcheln gut zu erkunden.
Danach verlegen wir noch ein kleines Stück weiter bis zur Insel Elafonisos, wo wir im Fährhafen am Kopfende des Piers seitlich anlegen können. Schon von weitem winkt uns jemand zu und lädt uns zum Anlegen ein. Zwar fahren die grossen Fähren beängstigend nahe hinter uns durch, aber die scheinen ihre Arbeit gut zu beherrschen. Die Insel belohnt uns mit einem spektakulären Sonnenuntergang (einmal mehr…), einem feinen griechischen Abendessen (wie schon so oft…). Was Wunder ist unsere Stimmung in einem Allzeithoch!
Am nächsten Tag wollen wir zum Kap Tainaro, also der S-Spitze des mittleren Fingers. Zuerst machen wir noch einen Abstecher nach Plytra, um dort bei der versunkenen Stadt von Asopos zu schnorcheln. Wir sind davon allerdings etwas ernüchtert, viel mehr als rechteckige, in den Felsgrund gehauene Grundmauern sind nicht zu erkennen. Der Himmel ist bedeckt, es regnet dann auch zeitweise. Wir queren die Bucht hinüber in Richtung SW mit wechselnden Winden, sowohl in Richtung und Stärke. Nach und nach stellt sich dann konstanter Wind aus E in mittlerer Stärke (F5, also 15-20kn) ein, also ideal für raumschot. Nach passieren des Kap Tainaro um 18h rollen wir die Genua weg und halsen, nun mit Kurs auf den angedachten Ankerplatz auf der W-Seite. Jedoch dann werden die Shiva und wir als Crew ganz heftig auf die Probe gestellt. Über die Krete fegen Böen von über 40kn (F8!), aber das Gross haben wir ja immer noch gesetzt! Der Autopilot kann so etwas nicht mehr steuern und verabschiedet sich mit Gepiepse vom Dienst. Ich übernehme von Hand und laufe ab, was äusserste Konzentration und einiges an Kraft verlangt. Schliesslich will ich dem Schiff nicht auch noch eine versehentliche Halse zumuten, aber es braucht viel Kraft, um gegen das Aufschiessen in den Böen zu steuern, ohne dabei zu überdrehen. An ein Ankern auf der W-Seite ist nicht zu Denken. Nach einer knappen Stunde sind wir über 8NM weiter, aber auch dort in der Bucht des Fischerhafens Gerolimena erscheint Ankern unmöglich. Hinter einer langgezogenen, sicher 150m hohen Felswand fällt die Windanzeige kurz unter 20kn, sodass wir schnell in den Wind drehen und endlich das 2.Reff ins Gross binden können. Der Wind bläst weiter mit F5-7 über den Bergrücken aufs Meer hinaus, doch mit reduzierter Segelfläche schafft es auch der Autopilot wieder zu steuern, trotz der hohen Wellen.
So fällt der Entscheid, dem mittleren Finger des Peloponnes Tschüss zu sagen und gleich hinüber zum westlichen Finger zu rauschen. Zwar bedeutet dies einmal mehr eine eigentlich so nicht geplante Nachtfahrt, aber wir sind ja gut eingerichtet. Brigitt zaubert ein feines Steinpilz-Risotto hin, und die Shiva läuft bei nachlassendem Wind nun ruhig raumschot nach NW ab. Erst spät in der Nacht, kurz vor der Einfahrt zwischen den Inseln im S von Methoni stellt er dann gänzlich ab. Unter Maschine erreichen wir den Ankerplatz hinter der venezianischen Festung von Methoni um 02h. Ermattet fallen wir in die Koje und schlafen uns aus.
Bilanz dieser Fahrt: Schäkel des Grosssegels verbogen, einer der Spanner der Relingdrähte von der Genuaschot weggeschlagen und verloren. Zwar hörten wir am Funk während der Fahrt die «Mayday» Durchsagen der griechischen Küstenwache, waren uns bis zu den Nachrichten am Morgen jedoch nicht bewusst, welche Katastrophe sich zur gleichen Zeit vielleicht 40NM SW von uns mit einem Boot voller Migranten abgespielt haben muss. Da bleibt man schlicht sprach- und fassungslos zurück. Selbst eine Woche später auf unserer Weiterfahrt nach N hören wir immer noch die Durchsagen am Funk der mittlerweile intensivierten, anhaltenden SAR Mission. Weshalb wurde da nicht früher von der Coast Guard interveniert, als es noch hinlänglich Gelegenheit dazu gegeben hätte?
Olympia und Messoni
Es sind nun nochmals sehr windarme Tage angesagt. also mieten wir einen Wagen für zwei Tage in Pylos. Dort waren wir letzten Herbst nach der Passage übers Ionische Meer angelandet. Peter und Pia von der SY Leann sind bereits etwas weiter nördlich in Kyparissia im Hafen. Wir holen sie ab und fahren gemeinsam nach Olympia. Die Ausgrabungsstätte des antiken Wallfahrtsort ist wohl neben der Akropolis in Athen der touristische Höhepunkt. Wir sind recht früh am Morgen da und das Wetter ist zudem bedeckt und regnerisch. So hält sich der Andrang in Grenzen und wir schlendern geruhsam durch die Unmengen von herumliegenden alten Steinen. Eine zusätzlich angemietete VR-Brille verspricht eine vertiefte Einsicht, kann dies aber bei weitem nicht erfüllen. Die Frauen kämpfen mit der Technik und suchen verzweifelt die virtuellen Bauten mit der Realität in Einklang zu bringen. Nichtsdestotrotz, dieser sagenhafte, mit so viel Geschichte beladene Ort fasziniert, auch wenn nur ganz wenige Objekte noch real zu erkennen sind. Als Höhepunkt zählt die einzelne, zur Olympiade in Athen wieder aufgerichtete Säule an einer Ecke des (sicher damals imposanten) Zeus-Tempels. Darum herum liegen heute in wildem Durcheinander die riesigen Segmente der Säulen und wirken wie wahllos liegen gelassene Duplo-Bausteine der Götter. Mehrere Erdbeben brachten die Gebäude und Säulen zum Einsturz, und dort hat man sie seither gelassen.
Am anderen Tag fahren Brigitt und ich nach Messoni. Die antike Hauptstadt der Messenier hatten wir letztes Jahr schon einmal besucht, aber uns schien es lohnenswert, dort nochmals mit ausreichend Zeit herumzuschlendern. Obwohl viel weniger bekannt als Olympia, erscheint uns diese Ausgrabungsstätte viel beeindruckender. Zahlreiche Bauten sind mit viel Umsicht wieder hergestellt worden und erlauben damit eine bessere Vorstellung der Grösse und Pracht jener Stadt. Da die Spartaner diese unterwarfen und das Volk der Messenier vertrieb, ging dieses etwas in die Berge zurück versetzte Kleinod wohl lange Zeit vergessen. Aber so blieb es nun für die Nachwelt in recht gutem Zustand erhalten. Wir sind davon schlicht begeistert. Wir machen mit dem Wagen auch noch einen Abstecher auf die Bergspitze des Ithomo hinauf. Von dort bekommt man einen wunderbaren Ausblick über die alte Stadt, sowie die Bucht von Kalamata (die uns ja einige Tage zuvor noch den Mittelfinger gezeigt hatte). Auf der Rückfahrt besuchen wir noch kurz das venezianische Fort von Koroni an der E-Küste von Messenien. Diese Festung galt zusammen mit jener von Pylos während der Kreuzzüge als «Augen Venedigs» nach Osten.
Zakynthos (aka Zante)
Zurück in Pylos melden wir uns bei der Coast Guard aus Griechenland ab. Bei nächster Gelegenheit (sprich Wind) wollen wir übers Ionische Meer hinüber nach Sizilien. Aber, für die ganze kommende Woche ist keinerlei Wind angesagt. Die folgenden zwei Tage versprechen allenfalls jeweils ein Lüftchen am Nachmittag. Wollen wir nun wirklich 7 Tage lang in der Navarino Bay herumhängen? Schön wäre sie ja schon, aber … also versuchen wir unter Segeln nach Zakynthos im Norden zu kommen. Tatsächlich gelingt uns diese Passage bei schwachen Winden (aber dafür eben auch ruhiger See) innert zwei Tagen. Dazwischen legen wir einen Nachthalt auf der winzigen Insel von Strofades ein, die wir allerdings auch erst kurz nach Mitternacht erreichen. Aber die Bilanz ist schlussendlich gut, von 88NM können wir 68 segeln.
Zakynthos kannten wir noch nicht (ja nicht einmal seinen Ruf…!). Also überraschte uns die Wucht an Tourismus, die uns dort entgegenschwappte. Als wir im Bus von Laganas hinüber zum Hauptort Zakynthos fuhren, fühlten wir uns mitten in einer sommerlichen Orgie à la Ballermann. Nachtclubs und Bars und Restaurants ohne Ende, rotgebrannte, aufreizend bekleidete Jugendliche und sehr, sehr viel günstigen Alkohol (zumindest im Verhältnis zu daheim). Nicht ganz unser Ding… aber mittlerweile wissen wir ja, dass die schönen Orte uns am Morgen und Abend jeweils exklusiv gehören. Und dies geniessen wir umso mehr!
Die für Zakynthos berühmten Caretta-Schildkröten wollen auch von uns nichts Wissen. Zwar sehen wir immer mal wieder in der Nähe eine ihren Kopf zum Luft holen und Ausschau halten aus dem Wasser recken. Wenn wir uns dann zu nähern versuchen sind die aber schon wieder verschwunden. So fahren wir in diesen windarmen Tagen nun die zerklüftete W-Küste der Insel nach Norden, ankern vor beeindruckend hohen, bunten Felswänden, erkunden mit dem Dinghy diverse Höhlen und baden dazu ausgiebig. Der Sommer ist nun auch hier definitiv angekommen, nachmittags ist es richtig heiss und jeder Lufthauch bringt willkommene Abkühlung. Und da ist ja unser Infinity Pool gleich hinter dem Heck der Shiva, wo kristallklares, türkis schimmerndes Wasser für Erfrischung sorgt. So ankern wir gleich 4 Nächte vor Zakynthos an der S- und W-Küste. Wir können all die Hotspots einer innert eines Tages abgespulten Inselrundfahrt gemütlich erkunden, sei es Marathonisi, die Magic Cave, Seal Cave, Shipwreck Bay, als auch die Blue Cave.
Die Technik der Shiva ruft sich in der Zeit auch wieder mal in Erinnerung, vermutlich wurde sie ob unseres ständigen Schwärmens für die Landschaft etwas eifersüchtig. So erschrak ich beim Ankern unter den überhängenden Klippen bei der Seal Cave, dass die Maschine plötzlich starb. Ich hatte doch ganz bewusst den Dieseltank im Salon leer gefahren und erst gerade vor einigen Tagen nun auf einen der Tanks im Achterschiff umgestellt. Und der müsste doch noch praktisch voll sein? Aber die Anzeige belehrt mich etwas anderes. Da der Tank im Salon etwas tiefer liegt, ist nun der ganze Diesel vom Heck in den leeren Tank im Salon geflossen. Daher hatte die Maschine nur noch Luft gezogen. Es liegt ja erfreulicherweise schon so lange zurück, seit ich die Maschine entlüften musste, aber Wissen und Routine waren ja mittlerweile antrainiert. Nach dem Füllen des Dieselfilters und manuellem Pumpen sprang die Nanni wieder an und schnurrte beruhigend vor sich hin. Aber schon einige Tage zuvor hatte sich offenbar die Lichtmaschine verabschiedet, die Batterien wurden unter Maschine nicht mehr geladen. Dies ist insbesondere beim Anker lichten sehr heikel, saugt die Ankerwinch doch jeweils gut 80A Strom. Ich umging das Problem seither, indem ich jeweils zum Anker lichten den Generator mitlaufen liess. Nun war aber vor der Passage nach Italien eine definitive Remedur erforderlich. Leider lag es nicht an einem erst vermuteten Wackelkontakt. Also baute ich die Lichtmaschine aus und unsere seit der Bretagne 2018 mitgeführte Reserve wieder ein. Eine schweisstreibende, mühselige Angelegenheit kopfüber im engen, heissen Motorraum, zu der ich mich erst einige Zeit motivieren musste. Zur Sicherheit hatten wir für diese Arbeit im Hafen von Agios Nikolaos ganz im N von Zakynthos festgemacht. Nach dem Motorstart dann die grosse Erleichterung, als wieder ein Ladestrom aus der Lichtmaschine angezeigt wird. Das Bier danach schmeckte so was von hervorragend (es hätte wohl jede Marke der Welt sein können)!
Damit war also alles bereit für die Passage hinüber nach Sizilien, ja selbst der Wind hatte sich für den nächsten Tag angemeldet. Davon aber später, jetzt mag ich nämlich nicht mehr. Knapp 1100NM und 60 Tage an Bord liegen hinter uns seit dem Einwassern im April, davon knapp 700 unter Segeln.
Ach, wie haben wir doch diese Zeit in Griechenland nun genossen, es war ein ganz grosses Geschenk!
Yassas!