Auf unserer letzten Atlantikrunde 2018/19 hatten uns die Bahamas sehr gut gefallen, nur schien uns die Zeit viel zu kurz bemessen, um die unzähligen Inseln zu erkunden. Wir blieben mit dem Eindruck, dass da noch ganz viel mehr an schönen Orten zu sehen sei. So hatten wir uns diesmal eigentlich vorgenommen, deutlich mehr Zeit für die Bahamas einzusetzen. Zudem hatte sich unser Sohn Felix mit Freundin für einen Besuch an Bord angemeldet, sodass zeitliche Fixpunkte in Georgetown und Nassau hinzukamen. Ein Element dieser Planung war also, dass wir Hispaniola mit der Dominikanischen Republik (und Haiti sowieso) als auch die Turks and Caicos links liegen lassen und direkt von Puerto Rico aus die östlichste Insel Inagua ansteuern.
Inagua
Wir verlassen also mit einer ordentlichen Windprognose Boqueron am Montag Vormittag 08.04. Gleich nach Ausfahrt aus der Bucht können wir die Maschine ausschalten und beginnen unter gutem Wind gemütlich nach NW zu segeln. Die neue Angelausrüstung bewährt sich gleich auf Anhieb. Erst beisst ein kapitaler Barracuda, der aber gleich wieder zurück ins Meer geht, dann ein Bonito, der gleich für eines der nächsten Abendessen ausgenommen wird. Doch an diesem Abend ist es uns dann nicht zum Essen. Der Wind frischt auf Stärke F6 auf, die See geht hoch und dann kommt noch ein starker Strom hinzu, der uns zurück nach S in die Mona Passage drückt. Bei gerefften Segeln kämpfen wir uns hart am Wind nach NW. Nach Mitternacht sind wir dann erleichtert, die NE-Spitze von Hispaniola gerundet zu haben. Allerdings müssen wir weiterhin einen halben Tag lang hart am Wind bleiben und Höhe Richtung NW gewinnen, bis dann endlich gegen Mittag der Wind etwas E und vor allem auch ruhiger wird. Nun können wir wieder etwas ausreffen und erreichen so gut 7kn Fahrt. So verläuft der zweite Tag und die darauffolgende Nacht recht entspannt. Anfangs der dritten Nacht frischt der Wind dann erneut auf und erreicht in Böen Sturmstärke F7. Da wir nun westlichen Kurs laufen, fällt der Wind zumindest jetzt von hinten ein. Somit lässt es sich etwas besser aushalten. Auch wenn damit nun ein hohe Geschwindigkeit möglich wird, bei über 8kn Fahrt lässt es sich nicht schlafen. Der Lärm unter Deck der Wellen und vom Wind sind zu laut und die Bewegung zu ruppig. Kurz nach Sonnenaufgang erreichen wir dann Inagua und legen uns im Hafen ans Government Dock. Wir haben die 427NM in etwas weniger als 70h zurückgelegt.
Das Einklarieren in den Bahamas verläuft ziemlich zügig mittels einer App (Click2Clear) und die Beamten kommen gleich am Dock vorbei. Für 300USD für den Cruising Permit plus 40USD für die Immigration sind wir nun also während 3 Monaten zugelassen. Ausklarieren für die Weiterfahrt in die USA brauchts dann nicht mehr. Wir verlegen in die Man o’War Bay und ankern in der Nähe von einigen Riffen. Dort können wir uns gut von der Überfahrt erholen, baden und schnorcheln. Und in der Tat, wir sind sehr angetan vom klaren Wasser und der vielfältigen Unterwasserwelt.
Aufgrund der Windprognose machen wir uns jedoch nach einem Tag bereits wieder auf den weiteren Weg nach NW. Wir wollen die Ragged Islands erkunden, die im SW der Bahamas liegen. Entgegen dem ursprünglichen Plan schaffen wir es nicht, die weiter im Norden liegenden Inselgruppen anzusteuern.
Hogsty Reef & Acklins Island
Ein erster Schlag führt uns 32NM fast nach N zum Hogsty Reef. Von See aus kaum zu erkennen handelt es sich um eine Besonderheit in der Karibik, die sonst nur im Pazifik vorkommt. Ein kreisrundes Riff bildet ein mehrere Meilen grosses Atoll, in das man einfahren und dann gut geschützt ankern kann. Das Wetter ist ziemlich schlecht, als wir dort ankommen. Wir versuchen zwar zu schnorcheln, doch Strömung und Licht vermiesen den Eindruck.
Am nächsten Morgen ist der Himmel immer noch bedeckt und es bläst mit F6 aus NE. So fahren wir also weiter nach WNW hinüber nach Acklins Island. Wir legen die 49NM innert 7h zurück und ankern in einer Bucht im S (Jamaica Bay). Die Nacht ist nicht wirklich erholsam, denn die Wellen rollen in die Bucht und lassen die Shiva heftig schaukeln. So brechen wir also noch vor Sonnenaufgang wieder auf und fahren weiter nach W hinüber zu den Ragged Islands. Gut es sind auch 85NM zurückzulegen, doch bei gutem Wind erreichen wir dort den Ankerplatz knapp vor Sonnenuntergang. Delfine begrüssen uns kurz vor der Einfahrt und begleiten uns bis zum Cut, der zwischen den Inseln in die dahinterliegende, sehr flache Bank führt. Damit haben wir endlich am 15.04. die Gegend erreicht, in der wir nun einige Zeit verbringen wollen, bis wir dann Felix in den Exumas treffen werden.
Ragged Islands resp. Jumentos Cays
Diese Gegend der Bahamas ist kaum bewohnt und besteht aus einer Vielzahl von sehr kleinen Inseln. Es hat nicht viele weitere Yachten, abgesehen von wenigen Hotspots (wie unser erster Ankerplatz beim Hog Cay). Wir verlegen an einen Ankerplatz zwischen den beiden namensgebenden Inseln, eben Between the Raggeds. Die Einfahrt ist sehr flach. Wir schleichen mit gebanntem Blick auf den Tiefenmesser in ganz langsamer Fahrt über die sandige Schwelle, bis wir dann den etwas tieferen Ankerplatz erreichen. Diesen teilen wir uns mit zwei weiteren Yachten, deren Crews wir zum Sundowner dann am Strand begegnen. Wir stellen fest, dass unsere auf Inagua gekaufte SIM-Karte nur von geringem Wert ist, da an den meisten Orten in den Bahamas ohnehin kein Netz zu empfangen ist. Dies ist denn auch einer der wesentlichen Gründe, dass damit der Blog bis jetzt liegen geblieben ist.
In den nächsten Tagen hangeln wir uns gemütlich von einer Bucht zur nächsten nach N, spazieren über die kleinen Inselchen, schnorcheln und baden. Die Atmosphäre ist sehr entspannt, man hat viel Platz für sich, ist gut geschützt vor den vorherrschenden Winden aus NE und den anbrandenden Wellen hinter den Riffen. Wir entdecken für uns die Faszination einiger Blue Holes. Mitten in der flachen Bank bricht dort ein kreisrundes Loch von mehreren hundert Metern in die Tiefe. So entsteht dann das Bild eines tiefblauen Kreises inmitten der sonst türkisfarbenen flachen Bank. Entlang dem Rand dieser Blue Holes gedeihen schöne Korallenstöcke und es lässt sich eine Vielzahl von Fischen in grossen Schwärmen beobachten. Speziell gut gefällt es uns beim Water Cay, wo wir dann gleich mehrmals zum Schnorcheln vor Anker gehen. Wir sehen Turtles, Stingrays und auch einige Reef Sharks, wenn auch nur weit unten…
Die Zeit verfliegt viel zu schnell, nach einer Woche müssen wir schon wieder los. Wir passieren die schmale, flache Durchfahrt im SE der Exumas und ankern noch eine Nacht in der Nähe des White Cay resp. Sandy Point. Das Wasser ist hier so flach, dass wir bei Niedrigwasser ums Schiff herumlaufen können. Die Shiva setzt denn auch im Verlauf der Nacht auf dem Grund auf, aber dafür ist sie ja auch gemacht.
Exumas
So kommen wir wie vereinbart am 22.04. in Georgetown auf den Exumas an. Felix und Luisa treffen am nächsten Abend ein und es gibt ein herzliches Wiedersehen resp. Kennenlernen. Unser Timing ist je nach Betrachtung perfekt, denn genau an dem Termin beginnt auch wieder die Family Island Regatta. Mit traditionellen Bahamian Sloops in unterschiedlicher Grösse wird während einer Woche das wohl prestigeträchtigste Rennen der Bahamas durchgeführt. So liegen auch über 200 weitere Yachten als Zuschauer in der grossen Bucht, resp. gegenüber vor Stocking Island vor Anker. Doch andererseits treffen wir alle drei Supermärkte in der kleinen Stadt fast ausverkauft vor. Eigentlich planten wir, hier nochmals etwas an Proviant aufzustocken für die Zeit bis Nassau, nun müssen wir uns eben mit dem Vorhandenen begnügen. Die Regatta ist interessant und etwas akrobatisch, müssen die Crews doch mit langen Planken als Ausleger die Boote im richtigen Mass je nach Windstärke aufrichten. Und je grösser das Boot ist, umso mehr Crew brauchts dazu…
Nun, eine ganze Woche wollen wir uns dann doch nicht der Regatta widmen, denn es gibt in den Exumas derart viele schöne Orte zu besuchen. Brigitt hat zur Vorbereitung bereits eine lange Liste aller Ankerplätze von Interesse zusammengetragen, die ohnehin nicht in der verfügbaren Zeit abgehakt werden konnte. Wir nehmen es also wie es kommt und hüpfen jeden Tag ein Stückchen weiter der Inselkette entlang nach Norden. Unsere Stopps sind bei Leaf Cay (Iguanas), Rudder Cut Cay (Turtles, Nurse Sharks), Big Farmer Cay (Korallen), Great Guana Cay (Höhle), Stanyel Cay (Thunderball Grotto, Nurse Sharks), Big Major Cay resp. Piggy Beach, O’Brians Cay, Warderick Wells Cay (Wanderung) und Allan’s Cay (Iguanas, Korallen).
Speziell war ja schon der Besuch der Piggy Beach mit den schwimmenden Schweinen und den putzigen Ferkeln. Da hat wohl jemand auf der Insel Schweine zurückgelassen, die sich mittlerweile so angepasst haben, dass sie im Meer schwimmen können. Yachten laufen also in die Bucht ein und auf Zurufen der Crew kommen die Schweine angeschwommen und betteln um Futter. So ergeben diese ein gutes Fotosujet, auch direkt am Strand. Allerdings muss man sich doch etwas in Acht nehmen, denn die Tiere können auch etwas zudringlich werden. Auf dem Weg ist uns auch das Anglerglück wieder einmal hold, indem wir einen recht ansehnlichen Mahi Mahi (aka Goldmakrele) herausziehen.
Erneut vergeht die Zeit viel zu schnell, wir erreichen Nassau wie geplant am Vorabend von Felix und Luisa’s Heimreise am 03.05. In Nassau können wir nun zumindest das Einkaufen, was wir in Georgetown nicht mehr bekommen haben. Allerdings sind die Preise in den Bahamas schon sehr hoch, so dass man sich etwas zurückhalten muss. Mit einem gemütlichen, guten Abendessen in der Stadt verabschieden wir uns und lassen diese schönen Tage nochmals Revue passieren.
Berry Islands
Wir werden uns langsam bewusst, wie weit die Strecke bis in unser Hurricane-Lager in der Chesapeake Bay noch ist und uns eigentlich nur noch zwei Wochen dazu verbleiben. Der Wind steht gut und so segeln wir gleich weiter nach N zu den Berry Islands. Dort reicht es jedoch nur zu einem kurzen Aufenthalt von zwei Nächten, bis wir aufgrund der Windprognose die Passage hinüber nach Florida angehen. Damit verbrachten wir also entgegen unseren Vorsätzen doch nur knapp einen Monat auf den Bahamas (11.04. – 06.05.). Vielleicht reicht es ja dann auf der Rückkehr im November & Dezember 2024 dann nochmals zu etwas mehr? Denn uns hat es dort ausnehmend gut gefallen und wir haben immer noch das Gefühl, ganz Vieles noch gar nicht recht gesehen oder erlebt zu haben.