Diese kürzeste, sicherste Verbindung vom Atlantik in den Pazifik hat auch für uns etwas Mystisches an sich. Vor ca 20 Jahren sprachen wir erstmals darüber, dass wir bei Freunden mit einem Katamaran fest als Linehandler für diesen Transit gebucht seien. Doch daraus wurde nichts, sie fuhren nicht durch und blieben nach einer Atlantik-Passage in der Karibik hängen. Damals träumten wir ja bestenfalls von einer eigenen Yacht, geschweige denn von Ozean-Passagen … und nun machen wir es doch mit der Shiva!
Vorbereitungen zum Transit
Nach etwas mühsamer Absprache mit unserem Agenten Stranley, der von diversen empfohlen wurde, hatten wir anfangs März nach drei Tagen Wartezeit in den Shelter Bay Flats endlich unseren Termin für den 15. März bekommen. Dann galt es den mittlerweile sehr beträchtlichen Obolus für die Passage abzuliefern, nämlich im Total 3550USD! Was kommt da alles zusammen:
- 2’130 USD Canal Fee (verdoppelt seit 1.1.24)
- 500 USD Booking Fee (neu seit 1.1.25)
- 120 USD Inspection of Boat (über Fotos & Dokumente abgewickelt)
- 165 USD Security Charge
- 35 USD Bank Transfer
- 50 USD EDCS (???)
- 400 USD Agent Fee
- 150 USD Lines & Fenders
Einzig den Agenten hätten wir uns rückblickend schenken können, also jene 400 USD. Doch hatten wir ihn zugleich auch noch als Zustelladresse für Sendungen, sodass wir dies nicht in Frage stellten. Insbesondere erwies sich Stanley zwar als nett, jedoch als nicht sehr zuverlässig und auch nur schwer erreichbar (und dies trotz Whatsapp). Mehrmals antwortete er schlicht gar nicht oder erst auf mehrmalige Nachfrage. So liess er uns drei Tage in Shelter Bay warten, bis er sich endlich mit der Buchung des Transits meldete. Nun, zumindest bekamen wir mit dem 15. März einen Termin nahe bei unserem lang zuvor abgegebenen Wunsch.




Allerdings kommt bei uns aufgrund des Diebstahls von Bord keine rechte Vorfreude auf. Wir sind bis zum letzten Tag noch mit einem Mietauto unterwegs, um Ersatz für das gestohlene Material zu beschaffen. Hinzu kommt die Auseinandersetzung mit der Versicherung, die jedoch zu unserem Glück schliesslich recht schlank und kulant verläuft. Der Segelmacher in der Marina fertigt uns eine neue Tasche für die Schnorchelsachen an, die auch gerade noch am Vorabend fertig wird.
Am Vortag bringt Stanley 4 lange, feste Leinen und 6 grössere Fender für die Durchfahrt. Da er sie bei der Anthem deponiert, kommt die Marina nicht auf die Idee, uns hierfür auch noch extra 50USD zu belasten. Nur dazu: an jedem Tag, an dem man mit dem Dinghy in die Marina fährt, darf man dort auch noch 12USD abliefern, wenn man draussen vor Anker liegt (und nicht die knapp 100USD pro Tag Liegegebühr im Dreckwasser zahlen will).
Transit Shiva am 15. März 2025
Am Vortag bereiten wir an Bord das Mittagessen für die erweiterte Besatzung vor. Wir kochen resp. backen eine Parmiggiana di Melanzane vor, sodass die am nächsten Tag nur noch erwärmt werden muss. Marianna und Adrian von der SY Anthem (AUS) stehen uns als zusätzliche Linehandler zur Verfügung. Für den Transit müssen mindestens 4 Linehandler pro Schiff an Bord sein (auch wenn eigentlich nur 2 wirklich notwendig wären).
Morgens um 0400h wird der Pilot resp. Advisor an Bord erwartet. Also hole ich Marianna und Adrian mit dem Dinghy um 0300h in der Marina ab und bringe sie zur Shiva. Dann gilt es das Dinghy zu verstauen und es gibt Kaffee. Das Boot mit den Lotsen kündigt sich pünktlich über Funk an und bringt unseren Advisor Rick an Bord. Er erklärt uns einige Dinge zur Durchfahrt, kontrolliert Crew und Ausrüstung und schon geht es los. Wir laufen unter Maschine in Richtung des mächtigen Puente Atlantico. Es ist etwas unheimlich in stockfinsterer Nacht zu manövrieren, liegen doch diverse Wracks neben der Fahrstrasse und aufgrund der vielen Lichter lassen sich die Begrenzungen der Fahrstrasse nur schwer erkennen. Vor den Gatun-Locks gehen wir längsseits an eine Panamensische Yacht mit 25m Länge, auf der gegenüberliegenden Seite macht eine Französische Yacht Storia Storia, eine neuere OVNI 445 fest. So fahren wir dann im Dreier-Paket hinter einem Frachter in die erste Scheuse ein. Wobei, die Verantwortung fürs Fahren und Steuern liegt beim mittleren Schiff, die äusseren beiden korrigieren nur bei Bedarf mit ihrer Maschine auf Anweisung des Lotsen in der Mitte.













Von der Schleusenmauer aus werfen Linehandler des Kanals eine dünne Leine mit einer Affenfaust am Ende hinüber, an der wir unser Tau befestigen. Die Linehandler gehen entlang der Schleuse weiter bis zum Haltepunkt, wo sie das Tau dann einholen und auf einen Poller legen. So wird das ganze Paket dann mit 4 Leinen in der Mitte der Schleuse fixiert. Hinter uns schliesst sich das Tor und es geht die ersten 9m aufwärts. Beim Aufsteigen gilt es die Taue an Bord jeweils einzuholen, sodass das Paket seine Position in der Mitte behält. So geht es nochmals zwei weitere Schleusen hinauf, bis wir etwas nach Sonnenaufgang den Gatun-See etwa 27m höher erreichen. Hier wird das Paket wieder aufgelöst und jedes der drei Schiffe fährt unter Maschine durch den See weiter.
Der Gatun-See ist durch das Aufstauen des Rio Chagres gebildet worden. So legt man die grösste Strecke des Kanals in diesem See zurück. Nach 5h und 28NM erreichen wir dessen Ende. Wir unterqueren den Puente Centennario und stehen nun vor der Schleuse von Pedro Miguel. Erneut wird aus den drei Yachten wie beim Aufstieg ein Paket gebildet, bevor wir in diese erste Schleuse hinunter Richtung Pazifik einfahren. Hinter uns kommt ein riesiger Auto-Transporter mit einer Kapazität von ca. 5’000PW’s. Die Grösse der Frachter wird durch die Dimension der Schleusen im Panama-Kanal definiert: Panamax (1050ft lang). Mit den neuen Schleusen Agua Clara auf der Atlantik- und Cocoli auf der Pazifik-Seite wurde diese erweitert: Neo-Panamax. Gegenüber in der neuen Schleuse fährt eben ein Frachter der MSC ein mit einer Kapazität von meheren 10’000en von Containern. Man erlebt so den Welthandel hautnah. Trotz der immensen Kosten einer Kanalpassage ist der Betrag pro Container dann eben doch wieder recht bescheiden. Allerdings verdient sich Panama hiermit definitiv eine goldene Nase.














Nach einer kurzen Durchfahrt durch den See von Pedro Miguel kommen dann die letzten beiden Schleusen von Miraflores. Es geht nochmals je 9m hinab und mit dem Öffnen der letzten Schleuse erreichen wir also um 1630h den Pazifik. Das Paket wird wieder aufgelöst und wir fahren unter dem Puente de las Americas durch, also unter der Pan-Americana. So erleben wir also hautnah, dass Süd- und Nordamerika in der Tat wegen des Kanals zwei verschiedene Kontinente sind, ringsum von Wasser umgeben. Gleich nach der Brücke holt Stanley mit einer Lancha seine Fender und Leinen ab, ein Stück weiter unten geht auch unser Advisor Rick auf ein Lotsenschiff von Bord.
Marianna und Adrian gehen mit der Lancha von Stanley an Land und bestellen sich ein Uber für die Fahrt zurück nach Colon resp. in die Shelter Bay Marina. Wir umrunden noch die südliche Spitze der Kanalausfahrt bei der Isla Flamenco, fahren am Kreuzfahrt-Terminal vorbei in die Ankerbucht von Las Brisas bei der Insel Perico. Von dort sehen wir in der Ferne die Skyline von Panama City. So sind wir also im Pazifik angekommen.
Allerdings traf uns dann gleich nochmals der Schlag: Beim Polstern der Luken als Schutz vor der geworfenen Affenfaust (eine eingewickelte Bleikugel) muss ich wohl eine der Luken im Salon selber beschädigt haben. Dort war die Federbremse gebrochen und das lose Teil muss zwischen Rahmen und Luke gekommen sein. So hebelte ich beim Schliessen der Luke das Glas nach oben bis es brach… so ein Sch… Ich bestellte gleich am nächsten Tag Ersatz bei SVB in Deutschland, wenn auch die Versandkosten mit über 300EUR astronomisch erschienen. Aber, wo soll ich es hier in Panama herbekommen, und erst recht dann in Polynesien? Und mit einer gebrochenen Luke will ich nicht 4 Wochen über offenes Meer.
Panama City
Vom Ankerplatz aus wollen wir mit dem Dinghy an Land. Hier im Pazifik erwartet uns jedoch wieder ein beträchtlicher Tidenhub von ca. 4m. So sind wir froh um den Schwimmsteg bei der Isla Perico, wo die Lanchas und Ausflugsschiffe anlegen. Auf der Rückseite kann man mit dem Dinghy festmachen. Dafür wird ein Obulus von 1USD p.P. fällig. Mit dem Bus kommen wir von diesen vorgeagerten Inseln über den Damm bis in die Stadt, erst nach Albrook, dann weiter zu einem Früchte und Gemüsemarkt, dem Mercado Felipe Miguel Neri. Beim Schlendern durch die Marktstände entdecken wir diverse uns unbekannte, tropische Früchte. Wir sammeln einen bunten Korb voll exotischer Früchte ein, die wir dann in den nächsten Tagen ausprobieren können.
Nach einem Fussmarsch kommen wir dann zur Altstadt von Panama, dem Casco Antiguo. Die Gegend ist mittlerweile wieder hübsch aufgemacht, damit sie für die zahlreichen Touristen und Besucher auf Kreuzfahrtschiffen etwas hergibt. Klar finden sich diverse Geschäfte mit Panama-Hüten, deren Preis offenbar nach oben offen zu sein scheint. Dies hängt wohl mit der Feinheit des Geflechts zusammen. Ein Denkmal erinnert an Ferdinand de Lesseps, der sich auch bei diesem Kanal versucht hatte, jedoch schliesslich an den tropischen Krankheiten und dem riesigen Aushub durch die kontinentale Bergkette scheiterte. So übernahmen dann die USA von den Franzosen die Baustelle und stellten den Kanal dann selber fertig.
Die moderne City mit zahlreichen Hochhäusern liegt weiter im Osten. Wir besuchen dort auch einmal die riesige Multiplaza-Mall. Dort finden wir sogar einen Decathlon, bei dem wir einiges an gestohlenen Sachen wieder beschaffen können. Jedoch ist die Mall derart gross, dass man fast länger am Herumlaufen und Suchen als am Einkaufen ist.
Transit Anthem am 20. März 2025
Adrian und Marianna mit ihrer Yacht Anthem aus AUS haben ihren Termin am 20. März. So erwidern wir ihre Hilfe als Linehandler, denn sie benötigen ja nun auch drei weitere Personen an Bord. Mit Bus und Taxi legen wir den Weg hinüber nach Colon und in die Shelter Bay Marina am Mittwoch Nachittag zurück. Dort feiern wir zusammen mit den zahlreichen Bekannten nochmals Abschied und hoffen auf ein mögliches Wiedersehen irgendwo und irgendwann. Die andere Anthem aus USA/CAN mit Jack und Jen bleibt in der Karibik und fährt zurück nach Florida, die Let’s Go mit Danny und Aylen hat ihren Termin erst im April. Spassigerweise stellt sich heraus, dass die Schweizer Yacht Pagsinta mit Stefan und Conny auch am 20. durchgeht. Sie lagen im Rio Chagres neben uns vor Anker, als wir bestohlen wurden.
Der Tag verlief ähnlich wie bei unserer Durchfahrt mit frühem Start um 0330h. Allerdings war das Paket aus drei Yachten sehr unausgeglichen. Die Anthem mit 25m Länge war auf einer Seite, ein Katamaran von 15m Länge lag in der Mitte und die kleine Pagsinta mit 10m war auf der anderen Seite. Der Steuermann des Katamarans mit zwei Motoren hatte seine liebe Mühe, das Paket jeweils ausgerichtet in die Schleusen zu bringen. Zudem war es auch von der Anlage her schwierig, beim Steigen resp. Sinken die Leinen so zu führen, dass wir in der Mitte bllieben. So kam Adrian einige Male bös ins Schwitzen, als seine Yacht am Rand querschlug und der Schleusenmauer einige Male recht nahe kam. Doch alles verlief zum Ende gut. Wir brachten schliesslich die Erfahrung unseres eigenen Transits mit, waren insgesamt damit eine gut eingespielte Crew.
Diesmal verliessen wir bereits Nachmittags um 1400h die Miraflores-Schleusen und erreichten nach Abladen der Leinen & Fender und des Observers deutlich vor Sonnenuntergang den Ankerplatz in der Nähe der Shiva. So gab es noch einen gemütlichen Umtrunk, bei dem wir den langen Tag Revue passieren konnten und uns über die weiteren Pläne austauschten.
Vorbereitung für die Pazifik-Passage
Unsere Vorbereitung für die Passage hinüber nach Polynesien (ca. 3800NM, also 4 Wochen) bestand in erster Linie aus Abwarten der Sendungen aus Europa. So konnten und wollten wir noch nicht gross Proviant einkaufen, schliesslich sollte der frisch bleiben und unsere Abfahrt war ungewiss.
Monika hatte einen Flug via Los Angeles nach Tahiti gebucht und ging dann am übernächsten Tag von Bord. Seit ihrem Einstieg am 14.12.2024 in Georgetown in den Exumas waren nun 3 Monate und 1 Woche vergangen. Damit übertraf sie den Aufenthalt unserer bisherigen Crews um Faktoren. Jedoch war es nun auch gut so und der Zeitpunkt gekommen, diese gemeinsame Reise zu beenden. Für die Ozean-Passage wäre sie keine Hilfe, ja eher eine Last geworden. Schade wurde dieser Abschluss durch den Diebstahl im Rio Chagres nun zusätzlich getrübt. Während sie nun Inselhüpfen im Pazifik geniesst, hängen wir weiter herum und müssen unsere Losfahrt um mindestens weitere 2 Wochen aufschieben.
Antares II, die UK-Yacht von Ken und Ei-Loo ist bereits am Montag 17.3. los bei idealen Windverhältnissen. Nach weniger als einer Woche erreichen sie schon Galapagos. Die Anthem legt am 26.3. ab, die Pagsinta in der Woche darauf ebenso. Sogar die Flotte der 580er des Mini Globe Race, die wir in der Shelter Bay Marina kennen lernten, startet am 25.3.Wir kommen uns richtiggehend blöd vor, hier allein zurückgelassen zu werden.
Zumindest trifft das Paket mit den Ersatzluken von SVB bereits am Dienstag 25.3. ein. Stanley legt Wert darauf, dass er es gleich am nächsten Tag in Balboa übergeben kann. Also verlegen wir am Mittwoch von der Isla Taboga hinüber und ankern vor dem Balboa Yacht Club. Doch Stanley kommt nicht. Am Donnerstag warteten wir erneut auf Stanley vor dem Balboa Yacht Club, doch er versetzt uns ein weiteres Mal. Ich war stinksauer. Zumindest versicherte er daraufhin, dass ich das Paket am nächsten Morgen um 0830 in der Marina La Playita erhalten werde. Dies klappte nun und so fuhren wir weg von diesem rollenden, lärmenden Ankerplatz beim Kanal hinüber nach San Carlos in die Marina Vista Mar. Weil das eine Paket mit Ersatz für das Notebook vom Deutschen Zoll infolge Sicherheitsbedenken zurück an den Absender gesandt worden ist, besorge ich mir halt ein weiteres Notebook hier in Panama, das zumindest behelfsmässig seinen Zweck erfüllt. So konnte ich die Dokumentation der Shiva vom Server daheim herunterladen und die Navionics-Seekarte für den Pazifik beschaffen und auf einer SD-Karte installieren. Zumindest ging das zweite Paket mit dem Induktionsherd durch und sollte also in absehbarer Frist nach Panama kommen.
Auf dem Weg nach San Carllos legen wir nochmals einen kurzen Zwischenstopp bei der Isla Taboga ein. So kann ich den Rumpf vom Bewuchs befreien, der sich in den letzten 5 Monaten angesammelt hat. Ich bin ernüchtert, wie zahlreich sich kleine Muscheln überall unter Wasser festgeklebt haben, obwohl eigentlich das Antifouling dies verhindern sollte. Das so verheissungsvoll angepriesene Produkt SeaJet ist offensichtlich sein Geld nicht wert, dies war das letzte Mal.
Uns scheint ein Aufenthalt in der Marina eine gute Lösung zur Vorbereitung der Passage. Wir verbringen einige Zeit mit diversen kleineren Arbeiten. Ich baue die Deckwaschpumpe um, damit diese auf Seewasser läuft und wir damit beim Einholen des Ankers den Schlamm direkt abspülen können. Dies hat sich bereits sehr bewährt! Dann leckte die Spülung der Toilette im Vorschiff, was sich jedoch erst nach diversen Umbauten beheben liess. Ein Ersatz der Dichtungen genügte nicht, schliesslich musste ich die alte Pumpe wieder einbauen, die ich als Ersatzteil aufbewahrt hatte. Auch zog ich den Oelwechsel an der Maschine etwas vor, damit wir unbeschwert in den Pazifik starten können. Beim Hervorkramen der Plastikhandschuhe unter der Spüle stellten wir fest, dass alles ganz nass ist. So lokalisierten wir endlich ein Leck im Druckwassersystem, nach dem wir seit einiger Zeit suchten. Der Aktivkohlefilter wies ein kleines Loch auf und sprühte von dort Wasser in die Bilge, sowie über alles Material unter der Spühle. Gut hatte ich gerade noch einen weiteren Filter in Reserve… Ersatz stand schon auf der Liste für Oktober.
Von der Marina Vista Mar aus erreicht man diverse gut bestückte Supermärkte im Städtchen Coronado. Dies liegt 10km entfernt, sodass man per Autostop hin und im Taxi zurück gut einkaufen kann. Nun decken wir uns zuerst mit ganz viel Hartwaren ein, insbesondere auch Bier, Wein und Rum. Dies sei in Polynesien mehr als 3x teurer, sodass uns alle empfahlen, wirklich jede Ecke auszunützen und so viel wie Platz hat einzulagern. Wir mieten uns dann auch einen Wagen, insbesondere um die Freiheit zu bekommen, das sehnlichst erwartete Paket mit dem Herd dann selbst abholen zu können und einen nochmaligen Zirkus mit Stanley nun zu vermeiden.
Frust-Wanderungen auf Cerro Gaital, Chame und Trinidad
Die Warterei in der Marina macht uns verrückt. Für das Gemüt gönnen wir uns also einige Wandeurngen zu Berggipfeln in der Umgebung.
Der Cerro Gaital beherrscht die grüne Gegend von El Valle im Hinterland, das als beliebtes Reiseziel für Touristen gilt. Wir sind erst etwas spät am Trailhead, schiesslich mussten wir ja zuerst noch den Mietwagen abholen. Aber es geht ja «nur» 500m hinauf. Nach kurzem Aufstieg durch den Regenwald auf breitem, gut angelegtem Weg erreichen wir eine Aussichtsplattform. Von dort aus führt nur noch ein schmaler Pfad durchs Gestrüpp, über schmale Kreten und über diverse Kraxelpartien weiter. Uns kommen auf halbem Weg drei Burschen in Sandalen entgegen. Sie meinen, der Weg sei sehr steil, sie seien vorher umgekehrt. Wir lassen uns nicht einschüchtern (sind allerdings auch nur mit den Keens unterwegs) und kommen problemlos zum Gipfel und auch wieder hinab nach insgesamt 2.5hr. War wunderbar und tat dem Gemüt ausgesprochen gut! Zum Abendessen gönnen wir uns in San Carlos die Einkehr im Gourmettempel von Chef Pascal. Dort bekommt man jedoch auch wirklich Köstliches vorgesetzt, und dies nicht einmal zu überrissenem Preis. Ich hatte schon seit Langem kein so leckeres Ossobuco mehr verspiesen (nicht allein wegen dem Bärenhunger nach der Wanderung).
Am nächsten Morgen fahren wir bereits um 05h los und beginnen unsere Wanderung zur Cruz del Chame bereits vor 06h, also noch vor Sonnenaufgang. Der Aufstieg hier ist einfach, dauert gut 1:15h für 450m und bietet uns oben ein schönes Spektakel von Wolken und Sonne und einem weiten Blick über die Bucht des gleichnamigen Flusses. Dort herrrschen Gezeitenströme mit bis zu 14kn, also sollte man sich gut überlegt haben, bevor man da mit seinem Schiff einfährt. … denn es könnte sonst kein zurück mehr geben. Übrigens, John Wayne hatte in der Bucht seine eigene Privatinsel gekauft und dort ein Resort hingestellt. Allerdings heute nur noch Ruinen. Und zum Schluss fiel uns von der Hauptstrasse aus ein markantes Bergmassiv auf mit gezackten Gipfeln auf, die wir auf der Karte als Trinidad identifizieren konnten. So fuhren wir am nächsten Tag auch noch dort hin, wobei die Strasse zum Trailhead eigentlich einen Allrad-Antrieb erfordert hätte. Gut war die Strasse trocken… Doch hier hatten wir nun etwas Pech, die Gipfel waren von Wolken verhangen und im Regenwald nieselte es (ja darum heisst er wohl auch so). Nach den Strapazen der Anfahrt hielt uns das Wetter nicht ab, und wir machten uns auf den feuchten Trampelpfad. Drei junge Hunde umspielten uns und führten uns zielstrebig bis hinauf zum Gipfel. Trotz etwas Gekraxel kamen sie überall problemlos hinauf, ganz offensichtlich machten sie dies nicht zum ersten Mal. Die Sicht am Gipfel reichte bis zu den umgebenden Sträuchern, aber schliesslich ist ja der Weg das Ziel.
Wir konnten nach einer der Wanderungen gleich auch die Tankflasche wieder mit Propan befüllen. Dies ging bei Panagas in Vacamonte problemlos, schnell und günstig, auch für die beiden Campingaz-Flaschen der Aloy von Rene und Illy. Seit dem 8.März mussten wir ja ausschliesslich mit Gas kochen… Dann machten wir uns auf die Suche nach unserem Paket, das laut Sendungsstatus nun endlich in Panama angekommen sei. Ein erster Besuch bei der DHL-Filiale in Panama-City brachte grosse Ernüchterung. Offenbar ist wenn DHL in Deutschland draufsteht dann in Panama nicht mehr DHL drin. Die Auslieferung des mit DHL (sogar noch Premium) aufgegebenen Pakets wird hier nun von der lokalen Post übernommen. Nur hat diese den Ruf notorisch unzuverlässig zu sein. Was jetzt?
Positiv überrascht stellen wir am Abend fest, dass zumindest die Verzollung speditiv verlief und unser Paket nun in einer Domestic Bag zum Transport an eine Poststelle in Coloon bereit sei. Also fahren wir am Folgetag nach Colon, immerhin 150km pro Weg. In der Poststelle, die wirklich völlig heruntergekommen wirkt und in einer erbärmlichen Gegend der Stadt liegt, bekommen wir die Auskunft, dass das Paket noch nicht eingetroffen sei. Zwei Stunden später, nachdem die Mittagspause um ist, folgt dann die Auskunft, es sei in der Tat unterwegs von Panama-City und komme heute gegen 17h an. Aber dann sei die Poststelle geschlossen. Ich solle doch am nächsten Morgen wiederkehren… So denn, das tat ich dann auch. Also nochmals 300km Autofahrt am Freitag, dann eine längere Diskussion mit dem Posthalter bezüglich Empfänger (es war an SY Shiva c/o Stanley adressiert) hielt ich es endlich in Händen. Freude? Nein nicht wirklich, bestenfalls Erleichterung. Zurückfahren, Mietwagen abgeben, Shiva klar zum Auslaufen machen, Verlegen ans Fuel Dock und Diesel tanken und dann endlich nichts wie weg!
Dies war nun wirklich keine ideale Vorbereitung auf die längste Ozean-Passage überhaupt. Wind und Wetter haben wir schon gar nicht mehr berücksiichtigt, und unser Vorrat an Früchten und Gemüse ist auch nicht mehr taufrisch, hatten wir doch auf eine etwas frührere Losfahrt spekuliert. Was solls, es ist wie es ist und kommt dann wie es kommt.