Tuamotus – Atolle, Pässe und unzählige Sharks

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Unser nächstes Ziel von Gambier aus sind die Tuamotus, eine Inselgruppe aus lauter flachen, schmalen Atollen die sich über eine Strecke von 800NM von SE nach NW hinzieht. Von Gambier herkommend liegen diese günstig zum Wind, der ja vorwiegend aus E bis SE weht. Die Atolle sind entstanden, als ein Vulkankegel allmählich im Meer versank und schliesslich nur noch das umgebende Korallenriff an der Oberfläche zurückblieb. Sie gelten als älteste Landmasse in Französisch Polynesien, danach die Gesellschaftsinseln mit Tahiti als Zwischenstufe, während die Marquesas als jüngste zählen. Dort ragt allein der frühere Vulkankegel hoch aus dem Meer heraus. Die Landfläche der Atolle ist oft nur wenige 100m schmal, dafür langgezogen. Sie ragt nur knapp über den Meeresspiegel. Aussen brandet der offene Pazifik mit Wucht gegen das Atoll, während man innen in der bis zu 50m tiefen Lagune gut geschützt in flachem Wasser liegen kann. Einzelne Atolle sind manchmal riesig in der Ausdehnung, so hier in Fakarava über 30NM (60km) lang und 15NM (25km) breit, manche sind jedoch auch nur wenige Meilen im Durchmesser. Steigt der Meeresspiegel weiter an, werden die Atolle wohl nach und nach untergehen …

Hao – Herausfordernder erster Pass

Das erste Atoll, das man von Gambier aus anlaufen kann, ist Hao. Es gäbe zwar schon einige weitere Atolle vorher, doch wurden die von den Franzosen bis in die 80-er noch für Tests von Atomwaffen verwendet und sind damit heute immer noch radioaktives Sperrgebiet (Mururua und Fangataufa). Vor uns liegt damit erneut eine ordentliche Ozeanpassage von gut 450NM. Nach drei Wochen in ruhiger See wird der Seegang für Brigitt (wie so oft) anfangs zur Herausforderung, Doch nach der ersten Nacht ist wieder gut. Wir machen bei östlichen Winden von 15-20kn gute Fahrt von rund 6kn. Gelegentlich zieht ein Squall durch mit Böen über 30kn und nachfolgendem Regenschauer. Dahinter fällt der Wind dann ganz zusammen, jedoch bleibt die See dann weiterhin hoch. So schlagen dann die Segel heftig und zehren an unserer Geduld. Dann stellt sich die Frage, ob man nun unter Maschine überbrücken oder geduldig bleiben soll. Am Abend des dritten Tages sehen wir die Küste von Hao. Allerdings ist dieses Atoll fast 50NM lang und die Einfahrt von Norden her. Also reicht die Zeit nicht um den Pass noch vor Sonnenuntergang zu erreichen. Somit reffen wir die Segel maximal und kreuzen durch die Nacht zwischen Hao und dem Nachbaratoll Amanu in langsamer Fahrt von 3kn hin und zurück, um die Zeit bis zum Sonnenaufgang zu überbrücken..

Bei Sonnenaufgang stehen wir vor dem Pass in Hao. Dieses Atoll ist sehr langgezogen und der Kaki Pass ist der einzige Ausfluss. Dort kann die Stromstärke weit über 10kn erreichen. Dagegen könnten wir niemals unter Maschine ankommen. Mit Hilfe der Gezeitentafel (SHOM) und einer App (Guestimator) bekommen wir die Angaben, wann eine Durchfahrt durch den Pass ratsam erscheint. Nach nun fünf Nächten Passage wollen wir hinein, auch wenn wir mit diesen Angaben eigentlich wissen, vielleicht noch 1-2h zu früh dran zu sein. Grosse Wellen in der Mitte des Passes, sowie fast 20kn Wind aus der Gegenrichtung erschweren die Durchfahrt. Doch wir können uns von der Seite herkommend vor diese stehenden Wellen schieben. Unter Maschine kommen wir anfangs immer noch mit 3kn Fahrt voran. Doch je weiter wir in den Pass hinein kommen, umso stärker wird die Strömung an der Oberfläche. Wir zielen auf die Bb-Laterale in der Einfahrt (rote, seitliche Tonne), kommen ihr aber nur noch unmerklich mit 0.3kn Fahrt über Grund näher. Zumindest bestätigt das GPS dass wir noch vorwärts kommen und nicht wieder rückwärts treiben. Mit etwas mehr Schub auf der Maschine schaffen wir es schliesslich an dieser Tonne vorbei und in die offene Lagune zu gelangen. Erleichtert fahren das letzte Stück zur Ortschaft Otepa hinüber.

Nach der Pazifik-Passage und der Zeit in Gambier sollten wir unsere Dieseltanks wieder auffüllen, denn nur in wenigen Atollen bekommt man überhaupt Treibstoff. Hier können wir an einen Kai aus Beton anlegen und festmachen. Ein lokaler Bauunternehmer verkauft Diesel in Fässern zu 200lt aus seinem Bestand für umgerechnet 1.40CHF/lt. Mit seinem Pickup bringt er uns zwei Fässer und pumpt dann mit einer Elektropumpe den Diesel hinüber in die Tanks der Shiva. Danach fährt er mich zum Geldautomatenn, denn bezahlen geht nur mit Cash. Wir verlegen hinüber zum Ankerplatz vor dem Ort Otepa. Dort liegt noch eine weitere OVNI, die SY Morigan. Was für eine Überraschung! Der Eigner stellt sich als Charles vor, der auch aus der Schweiz stammt, jedoch sein Leben vorwiegend in Colorado und California verbracht hat. Nun reist er alleine um die Welt. Aktuell muss er jedoch seinen Daumen pflegen, den er beim hantieren an der laufenden Maschine eingeklemmt hat. Er lobt die hervorragende Gesundheitsversorgung in Französisch Polynesien. Er wurde prompt und kostenlos im Gesundheitszentrum der Insel behandelt.

Wir machen einen Rundgang durchs Dorf und kaufen ein paar Lebensmittel ein. Das Angebot ist recht bescheiden, insbesondere Früchte und Gemüse sind Mangelware. So muss man halt zufrieden sein mit dem was gerade im Angebot ist. An wenigen Orten wird etwas Gemüse lokal angebaut, etwa Gurken oder (kleine) Peperoni und Auberginen. Das Meiste kommt jedoch mit dem wöchentlichen Versorgungsschiff aus Tahiti oder auf dem Rückweg von den Marquesas. Wir gönnen uns ein Abendessen an Land in einem Snack zusammen mit Charles. Die Bedienung ist herzlich und das Essen gut.

Am Morgen dann ein Schreck: der Kühlschrank läuft nicht mehr und im Kühlfach wirds immer wärmer. Bisher war ich eh nicht zufrieden mit seiner Funktion, denn infolge eines Batteriewächters stellte er jeweils viel zu früh schon bei 12.3V Batteriespannung den Betrieb ein. Doch als eigentliche Ursache erweist sich eine Sicherung, die samt Halterung durchgeschmort ist. Ich bastle mir eine behelfsmässige Lösung direkt auf die Kabelenden und setze eine etwas stärkere Sicherung ein. Zudem ersetze ich gleich auch den Voltage Reducer, den ich seit langer Zeit schon auf der Beobachtungsliste hatte. Zur grossen Erleichterung startet der Kühlschrank danach wieder und läuft seither recht zuverlässig. Allerdings muss ich dann irgendwann noch herausfinden, welche Form von Sicherung ohne 0.5V Spannungsverlust eingebaut werden kann.

Wir schlendern durch die Ortschaft, machen nochmals einige Einkäufe. Nebenbei erfahren wir auch, wie Copra für die Oelerzeugung aus Kokosnüssen gewonnen wird. Aber hier ist definitiv nicht viel los, abgesehen von der Begegnung mit ausgesprochen freundlichen Einwohnern.

Tahanea – Einsames, viel versprechendes Atoll

Uns zieht es also schnell weiter, damit wir unsere Freunde von der Anthem und evtl. Antares wieder einholen können, die eine gute Woche vor uns von Gambier losgesegelt sind. Mit wenig Wind machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg. Erneut erwartet uns eine Nachtfahrt, denn bis Makemo sind es gut 160NM. Zudem muss nun auch bei Abfahrt der Gezeitenstrom durch den Pass von Hao beachtet werden. Damit wir möglichst viel Zeit bekommen, fahren wir früh los, müssen uns dafür gegen einlaufenden Strom durch den Kaki Pass schieben. Bei schwachem Wind segeln wir dann unter Genaker durch den Tag. Für die Nacht setzen wir wieder die robustere Genua als Vorsegel. So überstehen wir einen nächtlichen, ca. 30′ dauernden Squall unbeschadet. Am Morgen stellen wir fest, dass wir in Makemo wohl kaum vor Sonnenuntergang ankommen würden. Wir wollen nicht nochmals eine Nacht einfach vor dem Pass kreuzen und ändern damit unser Ziel auf Tahanea, das 50NM weiter im NW liegt. Wir könnten auf dem Rückweg zu den Marquesas ja immer noch Makemo anlaufen.

Unsere Versuche mit der geschenkten Trommel zu fischen sind von wenig Erfolg gekrönt. Erneut reisst die Leine nachdem ein (zu grosser?) Fisch angebissen hatte. So gehen unsere Köder langsam zur Neige. Wir ersetzen die Leine auf der Trommel mit einer neuen, die hoffentliich etwas widerstandsfähiger sein wird. Den Middle Pass vor Tahanea erreichen wir kurz nach Sonnenaufgang, sind damit jedoch gemäss Prognose etwa 2h zu früh für eine sichere Einfahrt. Die stehenden Wellen vor dem Pass sehen recht furchteinflössend aus. Also segeln wir in langsamer Fahrt diese Zeit vor dem Pass ab, auch wenn dies wegen hoher Welllen und sehr starkem Wind von 25kn recht unangenehm wird. Als wir die Maschiine einschalten, nähern sich zwei graue Schatten der Shiva. Erst dachte ich an Delfine, doch sie stellten sich als Finwale heraus. Uns bleibt nicht viel Zeit sie zu bewundern, denn sie drehen gleich wieder weg. Erneut wie in Hao laufen wir von der Seite an den Pass heran und lassen so die hohen, stehenden Wellen in der Mitte seitlich hinter uns. Mit einem Strom von 2-3kn gegenan kommen wir gut in die Laguune hinein und ankern hinter einem Motu gleich nördlich davon. Aufgrund der zahlreichen Korallenstöcke am Grund empfiehlt es sich, den hinteren Teil der Ankerkette mit Schwimmkörpern vom Grund anzuheben. So gleitet diese über die Korallenstöcke hinweg, wenn das Boot bei drehendem Wind oder Strom um den Anker herum schwoit. Wir haben uns dazu in den Gambiers einige diese Pearl-Floats organisiert, die wir von Hand beim Ankern in die Kette einknoten.

Wir sind allein an diesem Ankerplatz. Das Wasser ist klar und um unsere Badeplattform kreisen zahlreiche kleine Riffhaie. Der Pass PuaPua im Norden bekam diverse viel versprechende Rezensionen, dass dort Manta Rays, Sharks und schöne Korallen zu sehen seien. Jedoch stimmt erst unser Timing nicht, denn wir versuchen uns bei viel zu starker Strömung und werden schnell hindurchgetrieben. Dann ist der Wind ständig sehr stark und wühlt die See auf, sodass auch die Sicht recht eingeschränkt bleibt. Auch nach mehreren Versuchen wird das nichts mit Mantas. Zumindest finden wir einen hübschen Korallengarten im Innern des Passes hinter einem kleinen Motu. Als wir nach 3 Tagen hinüber zum S-Pass verlegen, da es dort auch einen schönen Schnorchelplatz gebe, herrscht weiterhin zu starker Wind. Der angepeilte Ankerplatz erweist sich als unmöglich, die Alternative ist etwas besser, jedoch sehr rollig. An Schnorcheln ist hier nicht zu denken, es hat schlicht zu viel Wind und Welle.

So beschliessen wir, am nächsten Tag weiter nach Fakarava zu segeln. Wir müssen dazu erst auf die geeignete Ausfartszeit am Middle Pass warten. Die Entfernung ist mit 50NM zu weit, um bei Tageslicht durchzukommen, aber eigentlich zu kurz für eine Nachtfahrt. Nun denn, wir setzen nur die Genua (das Vorsegel) und reffen so weit, dass wir gerade mit 4kn vorankommen. So erreichen wir den Südpass von Fakarava kurz nach Sonnenaufgang, was auch der idealen Zeit für die Einfahrt entspricht. Diesmal gelingt dies problemlos und ruhig. Wir ankern in der Nähe der Anthem, die einige Tage vor uns von Makemo herkommend eingetroffen ist. Das Wiedersehen mit Adrian und Marianna ist herzlich und wir verabreden sogleich am Nachmittag im Pass zu tauchen.

Fakarava – Wall of Sharks

Für uns wird dies der erste Tauchgang seit Bonaire und mit der in Panama als Ersatz beschafften Ausrüstung. Aber wir fühlen uns recht sicher. Allein, unser Dinghy ist relativ eng und der Aussenborder nicht besonders leiustungsfähig (6PS). So wird es recht beengt, mit der ganzen Ausrüstung vom Ankerplatz fast eine Meile bis hinaus zum Pass zu fahren. Bei einlaufender Strömung steigen wir ins Meer, fast am äusseren Ende des Passes bei einer vorstehenden Korallenbank, die vor den hereinbrechenden Wellen des Ozeans schützt. Es klappt auf Anhieb ganz gut und wir steigen auf knapp 30m ab. Dort sind wir am Grund des Passes und werden von der Strömung entlang der Seitenwände des Durchgangs langsam wieder zurück in die Lagune getragen. Brigitt zieht das Dinghy an einer 35m langen Leine auf einer Handrolle nach, das so auch gleich als Tauchboje an der Oberfläche wirkt. Ich filme jeweils mit der GoPro. Leider ist auf dieser Tiefe nicht mehr besonders viel Licht und als Farben verbleibt fast nur blau. Doch was wir dort im Pass erleben, übertrifft alles was wir bisher je gesehen haben bei Weitem!

Allmählich erscheinen vor uns Horden von meist grauen Riffhaien, die mit unmerklichen Bewegungen in der Strömung an Ort verharren. Wir driften auf sie zu und kommen ganz nahe. Völlig unberührt weichen sie uns kurz vor einem Zusammenprall aus und wir driften staunend vorbei. Die Zahl an Haien ist immens. Mehrere Hundert sollen sich ständig in diesem Pass aufhalten. Wir halten uns an besonders interessanten Stellen vorübergehend an einem abgestorbenen Korallenstock fest und setzen uns als Zuschauer an den Rand. So können wir die Haie in Ruhe beobachten, wie sie langsam vor, über und unter uns wie in Zeitlupe und anscheinend ohne Anstrengung durch die Strömung gleiten. In solchen Augenblicken lassen sie sich durch unsere Anwesenheit kaum stören. Vielmehr nähern sie sich manchmal recht neugierig bis auf Armlänge. Die grössten Tiere sind bis zu 3m lang, aber es hat auch zahlreiche viel kürzere Junge. Neben den grauen Riffhaien entdecken wir manchmal auch einige Ammenhaie (Nurse Sharks) an ihrer markanten langgezogenen Schwanzflosse. Zudem finden sich auch einige weiss oder schwarz gefleckte Riffhaie (White & Black Tip Reef Sharks).

Bei dieser Szenerie mit derart vielen Haien fällt es schwer, die Aufmerksamkeit auch noch auf die Unterwasserwelt daneben zu richten. Nur zu oft ist das gesamte Blickfeld vollkommen mit Haien in der Strömung ausgefüllt. Und bei dieser Dichte und der Drift ist man auch mit sich selber beschäftigt, damit man sauber austariert bleibt und ja nicht irgendwo mit dem Tauchgerät hängen bleibt, sowie Vertrauen fasst, dass die entgegenkommenden Haie tatsächlich in jedem Fall einem ungewollten Zusammenstoss ausweichen. Wie soll man da noch etwas anderes daneben noch sehen?

Wir sind echt geflasht nur schon von diesem ersten Erlebnis. Gleich am Nachmittag absolvieren wir nochmals einen Tauchgang zusammen mit Adrian und Marianna. Grosszügigerweise dürfen wir an Bord der Anthem unsere Tauchflaschen jeweils wieder auffüllen lassen, ein Vorgang der eben auch recht viel Zeit in Anspruch nimmt (ca. 20-30′ pro Tank). Leider muss Marianna bald zurück nach Italien, da sich die Lebensumstände für ihre betagte Mutter verschlechtert haben. Schweren Herzens unterbricht sie damit die Reise an Bord der Anthem mit ungewisser Rückkehr. Wir müssen uns um unseren Aussenborder kümmern. Bei der letzten Ausfahrt zum Pass ist der überhitzt. Nach Zerlegung des Schafts und Ausbau der Wasserpumpe zeigt sich, dass der Impeller gebrochen ist. Gut habe ich noch ein Ersatzteil-Kit an Bord. So ersetze ich gleich die ganze Kühlwasserpumpe, Den von der Hitze geschmolzenen Ring zwischen Schaft und Motorblock werden wir erst spätter austauschen können, wenn wir die hierzu nötigen Ersatzteile besorgt haben. Aber vorerst geht es so. Das Dinghy ist für Tauch- und Schnorchelausflüge hier essentiell, doch die Strecken sind oft weit. Wir sind dies nicht gewohnt und sind darauf auch nicht gut eingerichtet.

Wir schnorcheln auch noch einige Male durch den Pass, was dank der geringeren Wassertiefe die Farben hell leuchten lässt und damit die Vielfalt an Korallen und Fischen besser zur Geltung bringt. Auch an der Oberfläche begegnen wir jedes Mal diversen gefleckten Riffhaien, die ersteunlicherweise selbst durch extrem flaches Wasser über das Riff hinweggleiten. Eindrucksvoll sind auch die sehr grossen Napoleons, sowie dichte Schwärme von Fischen (z.B. Schoolmasters). Wir können uns kaum sattsehen.

Aufs Wochenende hin verlegen wir in den Norden des Atolls zur Ortschaft Rotoava. Einerseits wollen wir etwas Lebensmittel einkaufen, Benzin fürs Dinghy auftanken und vielleicht wieder einmal auswärts Essen. Nach einem ruhigen Segeltag durch die Lagune ankern wir direkt vor dem Dock auf sandigem Grund in 8m Wassertiefe. Am Südpass musste ich den Anker vor der Abfahrt erst tauchend aus einem Felsblock befreien, in den der sich verkeilt hatte. Gut hatte es vor der Ortschaft nicht ganz so viele Korallenstöcke. Wir hatten bereits im Restaurant vor Ort zum Abendessen reserviert. Doch am späten Nachmittag setzte ein Sturm ein, der aus SE über die ganze Lagune fegte und damit im Ankerfeld vor der Ortschaft eine hohe, sehr unangenehme Welle erzeugte. Im Feld ankerten an die 30-40 Yachten, die alle wild hin und her schaukelten. Bei diversen brach der Anker aus dem Grund und sie begannen wegzurutschen. Dabei kollidierten auch zwei Yachten. Selbst die Anthem rutschte weg, nachdem der Hahnepot riss (feste Leine, die den Zug des Ankers von der Winde nimmt). Adrian liess 100m Kettte aus und kam schliesslich weit hinten in der Bucht wieder fest. Wellen brachen über das Dock, an einen Landgang war nicht zu denken. Wir hätten unser Dinghy gar nicht einwassern können. Unter Ankerwache liessen wir den Sturm vorbei, der sich nach gut zwei Stunden dann endlich wieder legte. Wir waren erleichtert, dass unser Anker so gut und fest gehalten hatte.

Am nächsten Morgen war alles wieder ruhig. Wir gingen einkaufen und bekamen sogar ofenfrische Baguettes. Allerdings war die Auswahl an Früchten und Gemüse recht eingeschränkt. Aber zumindest einige Karotten, Gurken, Kabis, Orangen, Äpfel, Kartoffeln und Zwiebeln waren noch erhältlich. Allerdings gab es kein Benzin mehr… freundlicherweise half uns Charles von der SY Morigan mit einem Kanister aus (unsere Bekanntschaft aus Hao). So verlegten wir danach zusammen mit der Anthem an den Nordpass von Fakarava (Garuae). Laut Referenzen hätte dieser zum Tauchen auch ähnlich gut wie der Südpass sein sollen. Doch unsere beiden Tauchgänge dort verliefen eher ernüchternd. Die Strömung spülte uns in hohem Tempo in die Lagune hinein. Wir sahen kaum Korallen und nur wenige Fische.

Da dann jedoch der Juni-Vollmond bevorstand, verlegten wir erneut zurück an den Südpass nach Tetamanu. Jeweils zu diesem Termin versammeln sich Tausende von Zackenbarschen (Grouper) im Pass zur Fortpflanzung. Dies bedeutend dann aber auch ein besonderes Fest für die Haie, die bei dieser Gelegenheit viel und leichte Beute finden. Das Meiste spielt sich wohl jeweils Nachts ab, doch wir haben nicht wirklich geeignete Ausrüstung (insb. Licht) dazu. Also fahren wir halt am anderen Morgen kurz nach Sonnenaufgang hinüber zum Pass, als die Strömung kurz vor dem Kentern von aus- zu einlaufend steht. Im Innern des Passes tauchen wir auf etwa 20m ab und finden uns plötzlich umgeben von Tausenden von Groupern. Der gannze Grund ist übersäht von Fischen, die langsam gegen die Strömung in den Pass hineinschwimmen. Wir halten uns auf dem Grund fest und lassen die Zackenbarsche an uns vorbeiziehen. Die Tiere scheinen relativ erschöpft vom nächtlichen Liebesspiel. In einer grossen Dichte schwimmen sie an uns vorbei, über uns hinweg und sind dabei jeweils zum Greifen nah. Manchmal schwimmen sie geradewegs in die Linse der GoPro. Der Meeresgrund in der Ferne scheint als Ganzes in Bewegung zu sein, so viele Grouper sind da unterwegs. Wir können unser Glück kaum fassen… insbesondere nachdem wir beim nächsten Tauchgang am Nachmittag kaum noch Groupers zu Gesicht bekommen. Zwar sind die Haie immer noch da und beeindrucken weiterhin, aber das Schauspiel zum Vollmond ist wohl tatsächlich eine ausschliessliche Angelegenheit an diesem speziellen Termin. Wie kommen die Tiere bloss zu diesem eigenartigen Verhalten und wiederholen es im Ritual jedes Jahr erneut am selben Termin und Ort? Eines der vielen Wunder und Rätsel der Natur. Wir werden uns bewusst, weshalb dieses Gebiet zum UNESCO-Biospärenreservat erklärt worden ist und als eines der weltbesten Tauchreviere gilt. Insgesamt absolvieren wir hier 10 Tauchgänge und wohl ebenso viele Schnorchelrunden und sind jedes Mal wieder aufs Neue begeistert.

Als sich ein Wetterfenster für eine Fortsetzung unserer Fahrt zum nächsten Atoll der Tuamotus eröffnet, verlegen wir nach Rotoava. Adrian ist mittlerweile mit der SY Anthem auch schon weiter nach Tahiti und später Fiji. Er will bis im November zurück nach Australien. Wann Marianna zurück an Bord kommen kann bleibt offen. Über unsere weiteren Erlebnisse in den Tuamotus berichten wir dann im nächsten Beitrag, für jetzt ist genug.

Route 18.05. – 16.06.2025 Tuamotus – Hao, Tahanea, Fakarava

Dauer 18.05.2025 16.06.2025
Anzahl Tage auf See/ Nachtfahrten 30 8
Meilen Total/ davon unter Segel 1’069NM 995NM (93%)
Motor-h 19:05h 74NM

 

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