Marquesas – Die Vulkaninseln

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Die Marquesassind das nördlichste Archipel von Französisch Polynesien, damit auch jenes, das am nächsten beim Aequator liegt. Diese Inselgruppe zählt zu den geologisch jüngsten der Gegend mit hoch aufragenden Spitzen und steil abfallenden Flanken, die eine dramatische Szenerie ergeben. Die Herausforderung für uns ist, die doch ordentlich weite Strecke von den Tuamotus entgegen der vorherrschenden Windrichtung (nämlich Ost) nach Nordosten segelnd hinzubekommen. Im besten Fall gelingt dies, wenn wir ein Fenster mit etwas Wind aus Südost bekommen. Zudem mussten wir uns zuvor ja für eine gute Ausgangslage erst entlang der Tuamotus nach SE arbeiten. Doch mit Makemo sind wir nun an einem guten Punkt für diese Passage angekommen.

Passage nach Tahuata

Also packen wir am Samstag, 26. Juli, die erste Gelegenheit, als sich für einige Tage etwas SE-Wind ankündigt, selbst wenn es oft auch nur E sein wird. Wir sind mental darauf vorbereitet, mindestens 4 Tage hart am Wind, also mit viel Lage und von vorne auftreffenden Wellen unterwegs zu sein. Brigitt wird nach Losfahrt (wie üblich nach langer Zeit ohne Geschaukel) gleich seekrank, erholt sich jedoch zum Glück nach der ersten Nacht gleich wieder. Der Wind ist nicht gleichmässig. Zwischendurch ziehen immer mal wieder Regenschauer mit Böenspitzen bis über 25kn vorbei, sodass wir dann die Segel wieder einreffen müssen. Nach Durchzug folgt wieder eine Phase mit eher schwachem Wind, also müssen wir um voranzukommen die Segel wieder voll setzen. Im Gegensatz zu den Passagen auf Raumschot, also Wind von hinten, schaffen wir in 24h jeweils gerade einmal 110NM (und nicht wie sonst rund 140-160). Nun denn, zumindest kommen wir voran und die Richtung stimmt. Kochen wird zur grossen Herausforderung, da man alles festhalten muss, nichts einfach einmal stehen lassen kann und sich dabei erst noch selber zwischen den Möbeln verkeilen muss.

Mitten in der dritten Nacht gibt es einen Knall und die Genua beginnt zu schlagen. Im Dunkeln lässt sich nicht genau erkennen, wo das Problem liegt. Ist der Kopf des Segels gerissen, das Fall gebrochen oder schlicht der Schäkel herausgefallen? Wir schaffen es gerade noch, die Genua einzurollen, bevor sie uns aufs Deck hinunter rutscht. Doch danach lässt sich erkennen, dass ein gröberes Problem vorliegt, denn das Segel ist oben entlang des Vorlieks ausgerissen. So setzen wir halt die Fock, unser anderes Vorsegel. Dieses ist jedoch viel kleiner und gibt entsprechend viel weniger Vortrieb. Damit kommen wir nur noch mit knapp 4kn Fahrt voran und machen auch weniger Höhe zum Wind. Nach der vierten Nacht dreht der Wind gar auf ENE, kommt also fast gegenan von unserem eigentlichen Ziel Hiva Oa. Via Whatsapp erreicht uns am frühen Morgen zudem eine Tsunami-Warnung des JRCC Tahiti aufgrund des schweren Erdbebens vor Kamtschaka im Nordpazifik. Wir sind positiv überrascht von dieser persönlichen Fürsorge. Offenbar erkannte das JRCC unsere Position dank des AIS-Signals (und erhielt damit auch Zugang zu unseren Kontaktdaten). Bis Mittag sollten wir uns sicherheitshalber von den Küsten fernhalten und im tiefen Wasser bleiben. Zum Glück fiel der Tsunami jedoch sehr mild aus und brachte nur etwas höheren Schwell während einiger Tage. Aufgrund des defekten Segels wollten wir also unbedingt in die Gegend von Hiva Oa, wo die Werft liegt in der wir die Shiva dann im Oktober auswassern werden. Doch die ungünstige Windrichtung erlaubte uns nicht ausreichend weit nach Osten zu gelangen. Folglich mussten wir die Maschine zu Hilfe nehmen. Schliesslich liefen wir am 5. Tag während 14h unter Maschine und erreichten kurz vor 22h die Bucht Hanamoenoa auf Tahuata. Unsere Freunde von der Paseafique leuchteten uns den Weg von Weitem und wiesen uns auf einen geeigneten Platz zum Ankern hin. Welche Erleichterung nun am Endpunkt unserer Reise für diese Saison angekommen zu sein! Uns bleiben nun aber immer noch zwei Monate für das Erkunden dieser faszinierenden Gegend.

Tahuata – Hanamoenoa Bay

Die nächsten Tage sind wir mit Reparatur- und Aufräumarbeiten beschäftigt. Wie so oft nach einer harten Passage von mehreren Tagen sind diverse Schäden angefallen. Beim Wassermacher, der im Vorschiff auf einer Platte befestigt ist, sind einmal mehr die Füsse abgeschert. Proviosrisch kann ich den mit Kabelbindern wieder fixieren, muss aber auf Dauer nun eine bessere Lösung finden. Auch leckte die Kühlwasserpumpe an der Maschine erneut. Also baute ich die aus und ersetzte die Dichtung nochmals. Seither sieht es nun gut aus. Bei jener,, die ich in Fakarava einbaute fehlte die Edelstahlfeder…

Dann musste die gerissene Genua geborgen und für den Gang zum Segelmacher verpackt werden. Dies gelang recht gut vom Deck aus an einem windstillen Morgen. Wir konnten das Segel recht kompakt zusammenfalten und im Segelsack verstauen. Dann musste ich aber doch den Mast hoch, um das Kopfstück des Rollers hinunterzuholen. Die Werft sagte mir per Mail zu, dass wir gleich am Montag das Segel zur Reparatur vorbeibringen dürfen. Zumindest dies verheisst ja Gutes!

Wir feiern einen unterhaltsamen 1. August mit Lesley und Phil von der Paseafique. Selbst als Australier haben sie sich perfekt auf unseren Nationalfeiertag vorbereitet. Sie erscheinen in roten T-Shirts, selbstgebastelten CH-Fähnchen und einigen vorbereiteten Trivia-Quizfragen. Wir halten mit einem traditionellen Hörnli-Auflauf dagegen und verbringen einen lustigen, anregenden Abend. Auch bietet uns diese sehr ruhige Bucht einige verzückende Begegnungen unter Wasser. So begegnen wir endlich etwas ausgiebig einer Gruppe von Manta Rays beim Schnorcheln. Allerdings stellen wir fest, dass das Wasser hier viel trüber ist als in den Tuamotus, die Sicht oftmals keine 10m weit reicht. Wir beobachten, wie ein Manta Loopings mit weit geöffnetem Rachen dreht (doch ungeschickterweise verhaue ich die Filmaufnahme…). An einem Morgen kreisen gleich 5-6 Mantas um unser Schiff herum. Brigitt packt Brille und Schnorchel und springt noch in der Unterwäsche ins Wasser, um diese majestätischen Wesen zu beobachten.

Am Montag verlegen wir also hinüber nach Hiva Oa zum Hauptort Atuona. Bei der Anfahrt besuchen wir eine kleine, vorgelagerte Insel und sehen dort eine grosse Gruppe von Mantas, die an der Oberfläche schwimmt. Diesen Platz merken wir uns für einen späteren Besuch, doch … Zuerst bringen wir die gerissene Genua in die Werft zum Segelmacher, der uns die Reparatur bis zum Folgetag zusichert. Wir tanken zudem etwas Diesel auf, was jedoch ziemlich aufwändig wird. Hierzu müssen wir erst die Shiva rückwärts an die sehr hohe Kaimauer anlegen. Also erst Anker im Hafenbecken setzen und dann rückwärts die Mauer anlaufen, Leinen hinüberwerfen und durchsetzen. Das Tanken erfolgt dann mit 20lt Kanistern, die einzeln an der Zapfsäule gefüllt und dann mit «Seilbahn» vom Kai hinüber aufs Schiff gehievt werden. Dort kann ich die dann über einen Trichter in den Tank einfüllen und dann wieder zurück. Für 340lt Diesel bedeutet dies 17x hin und her… uff! Wir sind Phil und Lesley sehr dankbar für ihre Hilfe bei dieser Operation! Sie lassen ihr Schiff nun ebenfalls an Land bei dieser Werft und reisen zurück nach Australien. Wir verabschieden uns herzlich und hoffen darauf, uns nächstes Jahr im April hier wiederzusehen.

Ua Huka

Uns bleiben nun ja noch 8 Wochen um die Marquesas zu erkunden. Also wollen wir die im Norden gelegene Inselgruppe rund um Nuku Hiva erkunden. Hierzu zielen wir als Erstes die im Osten gelegene kleine Insel Ua Huka an. Wir unterteilen die Passage in zwei Etappen, fahren also am ersten Tag bis in den Norden von Hiva Oa in die Bucht Hanemenu (17NM). Der Ankerplatz ist zwar gut vom Wind geschützt, doch die Wellen rollen durch den Ankerplatz. Wir wassern das Dinghy schon gar nicht ein und bleiben an Bord. Der zweite Tag bringt eine flotte Passage mit Ostwind und schneller Fahrt meist über 7kn bis in die Bucht von Hane (56NM). Auch dieser Ankerplatz ist sehr unruhig, aber … wir können es nicht ändern.

Wir rudern mit dem Dinghy die kurze Strecke zum Land hinüber und legen hinter dem noch in Bau befindlichen Dock an. So ersparen wir uns das anspruchsvolle hin und her mit dem Aussenborder. Dort angekommen tragen wir das Dinghy die Rampe hinauf, gut ist es so leicht (25kg). Wir spazieren durch das Dorf und unternehmen eine kurze Wanderung durch den Regenwald hinüber zur nächsten Bucht nach Hakatu. Auf dem Weg kommen wir an einer historischen Stätte mit Tikis aus Stein vorbei. Im Nachbardorf zeigt uns eine ältere Dame im Rollstuhl den örtlichen Laden mit Kunsthandwerk. Wir kaufen uns einige der Schnitzereien aus Holz als Erinnerungsstücke an die Marquesas. Diese Tikis sind auf den Marquesas allgegenwärtig und Ua Huka speziell bekannt dafür.

Da der Ankerplatz vor Hane wirklich sehr unruhig ist, verlegen wir am gleichen Tag auf die Westseite der Insel zur Bucht Haavei. Doch auch dort ist an einen Landgang oder Schnorcheln nicht zu denken. Die Wellen gehen viel zu hoch, die Brandung bricht mit Wucht auf den wunderbaren, weissen Sandstrand. Wir trauen uns nicht einmal schwimmend hinüber. In der Nähe liegen zwei kleine Inseln, die als Vogelreservat gelten. Im Vorbeifahren können wir die unzähligen Vögel beobachten, die dort am Boden nisten. Leider können wir nicht mit dem Dinghy dorthin zurückfahren, dafür ist der Wind zu stark und die See zu unruhig.

So verlegen wir am nächsten Tag erneut, diesmal in die schmale Bucht vor dem Hauptort Vaipaee. Sie wird auch Baie Invisible genannt, da sie zwischen den Felsen versteckt und die schmale Einfahrt erst im letzten Moment zu erkennen ist. Wir rudern erneut an Land ohne Aussenborder. Hier machen wir uns auf eine Wanderung hinauf zum Kraterrand, den wir bereits von der Bucht Haavei von unten sehen konnten. Der Rundgang wird zu einer ziemlich ausgedehnten Tour. Die Aussicht von oben ist zwar wunderbar, doch das stachlige Gras macht das Ganze etwas zur Plage. Wir sind erst nach gut 5h zurück beim Kai mit unserem Dinghy. Die Nacht vor Anker selbst in dieser schmalen Bucht ist auch unruhig. Also lassen wir Ua Huka bereits nach kurzer Zeit wieder hinter uns und setzen hinüber nach Nuku Hiva (34NM).

Nuku Hiva – Taiohae

Schon als wir in die weite, tiefe Bucht von Taiohae einfahren passieren wir einen Vorsprung, der für die Sichtung von Mantas bekannt ist. Und tatsächlich, an der Oberfläche erkennen wir eine grössere Gruppe von Mantas. Am nächsten Morgen kehren wir zum Schnorcheln im Dinghy wieder dorthin zurück. Wir begegnen drei Mantas, die in Formation durchs Wasser schweben und um uns herum ihre Runden ziehen. Später kommen auch noch einige Lemon Sharks vorbei. Einzig das sehr trübe Wasser frustriert uns etwas, doch vielleicht ist dies ja auch der Grund, warum die Mantas es besuchen, da es so nährstoffreich ist?

Wir versuchen im Dorf wieder einige Lebensmittel zu besorgen, insbesondere Früchte und Gemüse. Zumindest hier ist das Angebot etwas besser, wir finden sogar wieder einmal einen prächtigen, grünen Salat, sowie frische Baguettes. In einem Lokal begegnen wir sogar wieder den beiden Schwestern Monique und Vivienne aus Frankreich resp. Neu-Kaledonien. Wir waren erst auf Rangiroa mit ihnen tauchen und trafen sie dann in Atuona auf Hiva Oa erneut. Wir verabreden uns zu einer Wanderung über das Plateau von Toovi. An einem Tag mieten wir uns zudem einen Roller, um das Innere dieser bergigen Insel zu erkunden. Damit fahren wir bis hinüber zur Nordküste. Die steilen Strassen machen dem Roller schwer zu schaffen, an den steilsten Stellen muss Brigitt absteigen und zu Fuss weitergehen. Gut nehmen wir den Reservekanister vom Dinghy mit, der Tank des Rollers hätte für unsere Runde nicht ausgereicht. Die einzige Tankstelle der Insel liegt jedoch in Taiohae… So können wir auch eine der bedeutenden Ausgrabungsstätten der polynesischen Kultur besichtigen. Deren Grösse und Bedeutung lässt sich so ein bischen erahnen, doch Vieles bleibt geheimnisvoll oder ging vergessen, da es keine schriftliche Ueberlieferung dazu gibt. So soll hier früher auch Kannibalismus noch üblich gewesen sein. Zumindest wird dadurch dem Ort touristisch etwas Gruseliges beigefügt. Die früheren Entdecker ab dem 16Jh und späteren Kolonisten zerstörten bedauerlicherweise das Meiste dieser Kultur und ersetzten sie durch die sogenannten Segnungen des Westens. Eingeschleppte Krankheiten und Unterdrückung dezimierten die indigene Bevölkerung dramatisch.

Nuku Hiva – Anaho Bay

Die Bucht vor Taiohae bietet zwar sehr viel Platz und guten Schutz vor den vorherrschenden Winden, doch rollt ständig ein unangenehmer Schwell. Das Boot schwoit um den Anker herum. Der Aufenthalt oder Schlaf an Bord sind nur von bescheidener Qualität. Also machen wir uns auf, die Nordseite der Insel zu erkunden. Beim Lichten des Ankers will sich der partout nicht vom Grund lösen. Nach mehreren Versuchen mit lösen und spannen der Kette bleibt mir nichts anderes übrig, als mit der Tauchausrüstung auf 12m abzusteigen. In der Tat hat sich die Kette gleich mehrmals um einen Felskopf gewickelt, was im trüben Wasser jedoch nicht zu erkennen war. Auf der Passage entlang der steilen, schroffen Ostküste kommt uns eine Gruppe entgegen, die wir erst für Delfine halten. Doch bei genauerem Hinsehen stellen wir fest, dass sie nicht die dafür typische Nase aufweisen. Es handelt sich um eine Gruppe von Grindwalen (resp. Pilot Whales). Sie spielen während längerer Zeit um unseren Bug herum, bis sie schliesslich das Interesse verlieren und wieder abdrehen. Die See ist an der Stelle so rauh, dass wir nicht dazu kommen, sie zu fotografieren oder zu filmen…

Nach Einfahrt in die Bucht von Anaho wird es dann ruhig und wir ankern in flachem Wasser vor einer kleinen Siedlung. Es hat bereits einige weitere Yachten dort, die Bucht ist bekannt für die gute Lage. Was für ein Unterschied zu den Ankerplätzen der bisherigen Tage in den Marquesas. So schlafen wir endlich wieder einmal ruhig. Wir sehen ganz in der Nähe immer wieder die Flossen von Mantas aus dem Wasser ragen. So versuchen wir sie mit Schnorcheln zu beobachten. Wir kommen ihnen auch immer mal wieder nahe, doch macht es das trübe Wasser recht schwierig. So tauchen diese eleganten Wesen plötzlich aus dem Dunkeln auf und verschwinden dann ebenso unvermittelt wieder. Eine längere Sichtung ist fast unmöglich, da nicht zu erkennen ist, wo sie sich gerade befinden.

Wir machen einige Unterhaltsarbeiten am Schiff, insbesondere benötigte der Rumpf wieder einmal eine Reinigung. Mit der Tauchausrüstung liess sich dies recht bequem bewerkstelligen, jedenfalls viel müheloser als allein mit Brille und Schnorchel. Auch waren die Anoden am Kiel einmal mehr fast ganz aufgelöst und mussten wieder einmal ersetzt werden. An Land spazieren wir durch die Siedlung und besuchen die benachbarte Bucht auf der Ostseite.

Nuku Hiva – Hakatea (Daniels Bay)

Nachh einigen Tagen in der ruhigen Bucht von Anaho umrunden wir Nuku Hiva auf der Westseite. Wir laufen die Bucht von Hakatea auf der Südseite an. Diese liegt von hohen Bergen umgeben sehr idyllisch, allerdings blasen immer wieder heftige Windböen über den Ankerplatz. Hinter einer schmalen Einfahrt liegt die Bucht etwas versteckt, von allen Seiten umgeben von Landmasse. Zwar sieht man gegenüber die Wellen heftig an den Felsen anbranden, doch hinten im Ankerfeld ist es relativ ruhig. Wir erleben erneut einige Tage mit starkem Wind und relativ regnerischem Wetter. So verrichten wir weiter einige Unterhaltsarbeiten. Insbesondere der Unterboden des Dinghys hat recht viel Bewuchs angesetzt, seit wir in den Marquesas angekommen sind. Auch sind nun wieder einmal alle Wanten- und Relingspanner zu behandeln, eine der Arbeiten, die ich gar nicht liebe, aber eben unvermeidbar ist, um späteren Schäden vorzubeugen.

Als das Wetter etwas aufklart, unternehmen wir eine Wanderung ins Tal hinein zum Wasserfall von Vaipo. Dieser fällt beeindruckende 300m tief von der Hochebene von Toovi (dort waren wir ja wandern) in eine extrem schmale Schlucht hinunter. Allerdings sieht man dessen Grösse nur von Weitem. Als wir dessen Fuss erreichen, ist er vollständig in einer schmalen Schlucht hinter einem Felsvorsprung versteckt. Wir schwimmen in die Höhle hinein und sehen dort zumindest den untersten. kleinen Teil dieses Wasserfalls. Zumindest fliesst ordentlich viel Wasser herab, da es die letzten Tage viel geregnet hatte. Andere berichteten, dass sie ihn nur trocken gesehen hätten. Auf dem Rückweg verpflegen wir uns bei Koa bei einem traditionellen polynesischen Essen mit Tuna, Bananen-Frites und Süssbananen, zusammen mit der Crew der Flying Tiger. Zum Abschied bekommen wir eine Menge Früchte auf den Weg, insbesondere grosse Pamplemousse (Grapefruit) und einen Stock Bananen.

In der Bucht können wir uns mit den Crews der anderen Yachten wieder einmal etwas austauschen. Man begegnet sich immer wieder auf dem Weg zwischen den Inseln hier in Polynesien. Speziell jetzt, da die grosse Masse an Yachten bereits nach Westen weitergezogen ist, sind nicht mehr allzu viele Schiffe vor Ort und es hat überall ausreichend Platz zum Ankern. Trotzdem schaffen es einige immer mal wieder, bedenklich nahe an unserem Schiff ihren Anker fallen zu lassen. Uns ist zum Glück bisher nie etwas zugestossen, doch haben wir schon mehrfach erlebt, wie eine Yacht abdriftete und es zu Kollisionen kam, bis hin zum Auflaufen am Riff (SY Nerio…).

Zum Abschluss unseres Aufenthalts auf Nuku Hiva verlegen wir nochmals hinüber nach Taiohae, das ja nur ein kurzes Stück entfernt liegt (6NM). So können wir uns dort im Supermarkt wie auch auf dem lokalen Markt nochmals mit einigen frischen Sachen eindecken. Da uns beim Fischen das Glück nicht mehr hold war, erwerben wir beim Fischmarkt am frühen Morgen einen halben Tuna. Dort vor dem Kai tummeln sich die Haie in grosser Zahl, weil die Fischabfälle ins Meer geworfen werden. So kann es einem beim Festmachen des Dinghy doch etwas mulmig werden. Da fällt man besser nicht ins Wasser, denn diese Haie sind mittlerweile gewöhnt, nach allem zu schnappen, das sich im sehr trüben Wasser bewegt.

Ua Pou – Hakahetau

Von Nuku Hiva aus machen wir uns auf den Weg zur dritten Insel des nördlichen Teils der Marquesas: Ua Pou. Die Ueberfahrt ist von der Richtung und Strecke (27NM) her eher angenehm, wenn auch die See ziemlich hoch geht aufgrund der starken Winde der letzten Tage. Abgesehen vom Ankermanöver lässt sich alles unter Segel zurücklegen. Die Kulisse dieser Insel ist schlicht spektakulär mit einer Reihe von Felszapfen, die schmal und senkrecht in den Himmel ragen. Irgendwie wirkt die Szenerie wie aus einer anderen Welt, ähnlich der Filmkulisse aus Jurassic Park. Die Leute an Land sind sehr freundlich und offen. Ein gutes, betoniertes Dock erlaubt ein sicheres Anlanden mit dem Dinghy. Wir lassen uns an einem Mittag bei Pierrot zum Mittagessen verwöhnen. Er hat jahrelang bei der französischen Marine als Koch gearbeitet und betreibt nun aus Leidenschaft ein kleines Lokal im Ort.

Eine kurze Wanderung bringt uns zu einem romantischen Wasserfall mitten im Regenwald. Wir nehmen ein erfrischendes Bad. Etwas weiter oben besuchen wir Manfred, den Choko-Man. Er ist weit über 70 Jahre alt und hat als Abenteurer viel Wunderliches und Abartiges zu erzählen. Hier auf der Insel hat er sich einen Ruf als Schokolade-Manufaktur erworben (selbst wenn die Kakao-Butter wohl zum grössten Teil von andernorts eingeführt wird).

Das Highlight bildet die Wanderung hinauf zum Poumaka, an den Fuss eines dieser prominenten Felszapfens. Der Aufstieg von 740m ist in dieser schwülen Hitze recht schweisstreibend. Den Weg finden wir mit etwas Suchen recht gut und er stellt sich als technisch nicht ganz so anspruchsvoll heraus, wie ursprünglich aufgrund anderer Schilderungen befürchtet. Nichtsdestotrotz, er ist stellenweise sehr steil und rutschig. Wir steigen das eine Tal zur Rechten entlang eines kleinen Flusses hinauf bis auf die Krete und den Fuss des Felsen des Poumaka. Eine Gruppe des DAV soll diesen schon vor einiger Zeit erstbestiegen haben, jedenfalls sieht dies sehr anspruchsvoll aus. Auf der anderen Seite führt es dann wieder ins Tal mit Manfred’s Anwesen und dem Wasserfall hinab.

Um von Ua Pou wieder zurück nach Hiva Oa resp. Tahuata zu gelangen, müssen wir uns einmal mehr nach SE vorankämpfen. Also verlegen wir zuerst auf die andere Seite der Insel nach Hakahau, dem Hauptort (5NM). Wir gönnen uns wieder einmal ein Essen im Restaurant, allerdings hat nur gerade die Pizzeria geöffnet. Es schmeckt trotzdem sehr gut und bietet eine willkomene Abwechslung. Am nächsten Tag segeln wir mit Wind aus SE Richtung Osten zurück nach Ua Huka (38NM). Dort ankern wir erneut in der Bucht von Haavei im Westen der Insel. So bekommen wir eine gute Ausgangslage, um am Folgetag nun bei E-Wind nach Süden bis nach Tahuata zu segeln (68NM). Auf der Passage versuche ich wieder einmal zu fischen. Gleich zweimal rauscht der Köder an der Leine aus, doch als ich die Trommel abstoppe, reisst sich der Fisch unglücklicherweise wieder los. Mittlerweile sieht der Köder in Form eines Kalmars ziemlich mitgenommen aus. Mit selbst gefangenem Fisch wird es wohl nichts mehr diese Saison.

Wir verbringen drei Nächte in der Bucht von Hanatefau auf Tahuata. Diese ist bekannt dafür, dass sie oft von Delfinen besucht wird. Doch während wir dort sind regnet es häufig und heftig. Am dritten Tag zeigt sich dann tatsächlich eine grosse Gruppe von Delfinen, die ruhig durch die Bucht ihre Runden zieht. Wir sehen die Rückenflossen immer wieder auftauchen und hören das für diese Tiere typische Ausblasen der Atemluft. In etwas grosser Entfernung erkennen wir am Abend auch, wie sie aufspringen und Pirouetten drehen. Daher werden sie auch Spinner Dolphins genannt. Doch das Wetter ist derart bescheiden. dass wir unser Dinghy nicht einmal zu Wasser gelassen haben.

Fatu Hiva – Hanavave

Mit Wind aus NE bietet sich für uns die Gelegenheit, nun also auch noch die südliche Insel der Marquesas zu besuchen: Fatu Hiva. Also nehmen wir diese Gelegenheit wahr, uns bleiben ja auch immer noch drei Wochen Zeit bis zum Auswassern. Zudem wird der Rückweg von dort ohnehin eher einfach ausfallen. Doch der Hinweg bedeutet trotz halbwegs günstiger Windrichtung einmal mehr eine Passage hart am Wind mit hoher See (42NM). Nach knapp 8h kommen wir wohlbehalten an und ankern weit vorne in der Bucht nahe zum Strand und betonierten Dock. Auf dem Weg dorthin entsteht doch wieder etwas Aufregung, denn der Motoralarm pfeift kurz nach dem Lichten des Ankers. Die Temperatur-Anzeige liegt voll am Anschlag. Ein Blick in den Motorraum zeigt, dass das Kühlmittel ausgelaufen ist und nun in der Bilge schwappt. Was tun? Ich fülle einfach etwas nach, das Problem lässt sich genauso gut dann bei Ankunft lösen. Nach Austrocknen und Inspektion der Leitungen zeihgt sich, dass wohl der Schlauch zwischen Expansionsgefäss und Wärmetauscher leckt. Dies lässt sich behelfsmässig einfach lösen, aber bei nächster Gelegenheit muss der ausgetauscht werden. Somit kommt ein weiterer Eintrag auf die ToDo-Liste bei der Werft.

Dieser Ort ist ähnlich wie Ua Pou sehr spektakulär, mit hohen Felswänden rings um den Ankerplatz, sowie skurilen Felsformationen, die sich ins Tal hineinziehen. Der Eingang ins Tal wird durch einen schmalen Durchgang abgeschlossen. Doch als Nachteil pfeift der Wind hier extrem böig und grosser Wucht durch den Ankerplatz. Unsere Freunde aus Kanada auf der Salish Dragon messen Böenspitzen von bis zu 40kn. Diese heftigen Böen, die aus dem Nichts auftreten können und damit das Schiff oftmals auch von der Seite treffen, zerreissen ein Stück des Reissverschlusses unseres Sonnendachs, das wir vor Anker über das Cockpit spannen. Wir trauen uns nicht mehr, das Sonnendach aufzuziehen und lassen es ab da ganz weg.

Die Bewohner im kleinen Ort Hanaveva sind ausgesprochen freundlich. Wir besuchen diverse Schnitzer, die Tikis aus Holz oder Stein herstellen. Die Wahl fällt uns schwer, doch finden wir nochmals einige Stücke für unsere Sammlung. Die faszinierende Landschaft bietet sich für einige Ausflüge an. Wir wandern erneut zu einem wunderschönen Wasserfall Vaieenui, der mit kristallklarem Wasser zum Baden einlädt. Auch steigen wir die steile Strasse hinauf auf die Krete über dem Ankerplatz. Die Aussicht belohnt den für den schweisstreibenden Aufstieg. Aufgrund eines Aushangs erfahren wir von einem Handwerksmarkt im Hauptort Omea, weil dort das Kreuzfahrtschiff Paul Gaugin zu Besuch kommt. So fahren wir die relativ kurze Strecke mit Tracey und Steve in ihrem Dinghy hinüber. Wir bekamen auch schon in Hanavave mit, wie dieser Besuch minutiös vorbereitet wurde, stellten die Frauen dort schmucke Blumenkränze her. Diese wurden dann den Gästen bei Ankunft an Land umgehängt (und oftmals dann nach weniger als einem Tag irgendwo achtlos entsorgt).

Wir nahmen den Rückweg von Omea über die Berge nach Hanavave zu Fuss in Angriff. Dies stellte sich dann doch als relativ weite Strecke heraus, allerdings tat es auch gut, nach all der Zeit an Bord, wieder einmal die Beine zu vertreten. Auf der Höhe angekommen wurden wir mit schönen Ausblicken auf die zentrale Hügelkette belohnt. Im Abstieg hinab nach Hanavave erbarmte sich dann ein Fahrer und nahm uns das letzte Stück hinunter schliesslich auf der Ladefläche mit.

Einen besonderen Anlass bot ein von einem Belgischen Yachtie Lars gegebene Konzert zum Sonnenuntergang. Die Crews der anderen Boote in der Bucht versammelten sich mit ihren Dinghies zum Raft-Up am Heck des Katamarans. Erst spielte Lars auf dem Synthesizer, dann auf der Ziehharmonika drei Sets zum Vergnügen der anwesenden Gäste. Snacks und Aperohäppchen wanderten zwischen den Dinghies hin und her, während die Sonne immer röter werdend langsam am wolkenlosen Horizont versank. Fehlte nur noch der Green Flash, den wir in all den Jahren und nach so vielen Sonnenuntergängen immer noch nie gesehen (oder erkannt?) haben.

Route 26.07. – 13.09.2025 Marquesas – Hiva Oa, Ua Huka, Nuku Hiva, Ua Pou, Fatu Hiva

Dauer 26.07.2025 13.09.2025
Anzahl Tage auf See/ Nachtfahrten 38 4
Meilen Total/ davon unter Segel 898NM 723NM (81%)
Motor-h 44:35h 175NM

 

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