Nach Katrin’s Abreise und erfolgreichem Aufstocken unseres Proviants in Nassau sind wir frei, dahin zu fahren, wohin der Wind uns nun bringt. Brigitt wollte eh schon lange einmal nach Eleuthera und mit einer gehörigen Portion Nordwind passt dies eigentlich recht gut. Von Nassau aus gehen wir nochmals zurück zum Green Cay. Trotz des starken Winds sind wir dort ordentlich gut geschützt, allerdings rollt einiges an Schwell in die Bucht. Doch zumindest ist das Wasser hier klar und wir können mit dem Wassermacher unseren Tank wieder füllen und die Wäsche waschen. Die Waschmaschine an Bord ist definitiv kein Luxus mehr, macht sie uns unabhängig von der Infrastruktur an Land. Am nächsten Morgen früh gehen wir gleich Anker auf und machen uns auf den Weg hinüber nach Eleuthera, also nach Nordosten. Ich wähle nicht unbedingt die optimale Route, anstelle einer etwas längeren Fahrt hinter dem Riff versuche ich es aussen herum. Dies wäre zwar kürzer gewesen, jedoch der starke Wind und die rauhe See machen daraus erst einmal eine gute Stunde beschwerliches Anstampfen gegen die Wellen, immer mit einem besorgten Blick nach rechts hinüber zur tosenden Brandung am Riff. Doch nach dem Passieren des nördlichsten Punkts können wir die Maschine ausschalten und unter Segeln weiterfahren. So wird es immer ruhiger, erst recht als wir dann in die weite Bucht von Eleuthera einlaufen. Wir erreichen sogar unser Wunschziel im Norden, das Glass Window noch vor Sonnenuntergang und ankern in glattem, ruhigen Wasser.
Eleuthera (sprich «i’luːθəra»)
Diese östliche Insel der Bahamas ist schon sehr speziell. Etwa 180km lang erstreckt sie sich in einem nach Westen offenen Halbbogen, ist aber meist nur wenige hundert Meter breit. Oft sieht man von einer Seite, der karibischen, türkisblauen Bucht direkt hinüber in den wogenden, tiefblauen Atlantik. Eine einzige Strasse erschliesst die Insel, der Queens Highway. Mehr hätte ja auch nicht Platz! Bei unserem Ankerplatz ist gar ein Durchbruch, der die beiden Seiten verbindet, das Queens Window. Früher noch ein natürlicher Felsbogen, wurde nun eine Brücke darüber gebaut. Dieser Natural Arch wurde bei einem Hurrikan schon vor einiger Zeit zerstört.
Wir besuchen an Land diesen Durchgang, sowie die Queens Baths (offenbar hat man es hier ganz besonders mit der britischen Krone). Auf einer Felsplatte hat das Meer diverse Pools und eine Höhle ausgewaschen. Bei Niedrigwasser liegt diese Platte trocken und die Pools sind mit kristallklarem Wasser gefüllt. Während draussen die Wellen vom Atlantik anbranden, kann man in diesen Pools genüsslich planschen und das Schauspiel der Naturgewalten geniessen. Und Wind hat es an dem Tag ganz besonders viel, sodass richtig grosse Wellen heranrauschen und wuchtig an die Felsen klatschen.
Wir verlegen später mit dem guten Wind einige Meilen weiter nach Süden zu einem empfohlenen Schnorchelplatz. Der stellt sich am nächsten Morgen als nicht allzu ergiebig heraus. Zumindest begegnen wir zahlreichen Mondquallen, die uns etwas unheimlich vorkommen. Mit den vier weissen Ringen (den Gonaden) im sonst durchsichtigen Körper und der anmutigen, pulsierenden Bewegung sind sie faszinierend. Doch wir haben Respekt vor Quallen (aus einigen schmerzhaften Berührungen) und halten Abstand. Diese wären jedoch harmlos gewesen, wie eine Recherche im Internet ergab.
So ziehen wir nochmals weiter nach Süden, heute hat es ja immer noch Wind. Unser nächstes Ziel ist der Rock Sound weit im Süden von Eleuthera. Unterwegs übernachten wir noch in der Alabaster Bay, die Strecke wäre dann doch zu viel geworden. Mittlerweile ist das Wetter sehr ruhig geworden, die See ist spiegelglatt. Wir geniessen wieder einmal ein Essen an Land im Restaurant. Am nächsten Tag besuchen wir die Cathedral Cave, ein recht grosses Höhlensystem im Kalkstein, aus dem die Insel geformt ist. Die Höhlen bieten ein schönes Spiel von Licht und Farben. Die Decke weist zahlreiche Löcher auf, durch die das Sonnenlicht einfällt. Auch die Pflanzen darüber schicken ihre Wurzeln durch diese Löcher bis auf den Grund der Höhle. Auf dem Rückweg durch die kleine Ortschaft Rock Sound kommen wir am Ocean Hole vorbei, einem kreisrunden, über 100m tiefen Loch im Gestein, das mit tiefblauem Seewasser gefüllt wird.
Damit hat sich unsere Stippvisite auf Eleuthera erledigt, der Wind bietet die Möglichkeit zu einem Schlag hinüber nach Westen zu den Exumas. Die Bahamas weisen derart viele Inseln auf, dass man mehr als ein Jahr brauchen würde, jeden Tag eine davon zu besuchen.
Exumas
Die Exumas sind jene Inselkette im Süden von Nassau, die wir wohl am besten kennen, weil wir auch schon zum vierten Mal hier vorbeikommen. Doch immer noch haben wir erst einen kleinen Bruchteil davon gesehen. Diesmal versuchen wir ganz im Norden zu beginnen. So steuern wir auf unserer Passage von Eleuthera kommend den Sail Rock an. Mit Nordwind gelingt dies perfekt und zudem in schneller Fahrt. Bei unserer Ankunft bläst es einmal mehr recht kräftig, doch wir finden zwischen mehreren parallel verlaufenden Felsstreifen einen relativ ruhigen, geschützten Ankerplatz. Allerdings lohnt sich Schnorcheln dort nicht besonders. Wir verlegen etwas weiter südlich zum Ship Channel Cay, dort allerdings auf die windangewandte Seite im Westen.
In den Exumas ganz besonders ist die Wassertiefe im Westen der Inselkette ziemlich herausfordernd. Viele Ankerplätze weisen eine Wassertiefe von 2m und weniger auf. Gut können wir mit der Shiva den Kiel komplett einfahren, sodass wir dann nur noch eine Tiefe von 0.9m beanspruchen. Und ohnehin können wir auch problemlos trocken fallen, also bei Niedrigwasser mit dem Rumpf auf dem Grund aufsetzen. Jedoch verlangt dieses Revier, dass man sich nach den Gezeiten richten muss, will man eine flache Ein- oder Ausfahrt sicher durchqueren. Der Tidenhub ist mit rund 80-100cm zwar nicht sehr viel, bei 1m Wassertiefe jedoch manchmal entscheidend. Auch fliessen durch die engen Cut’s zwischen den Inseln gewaltige Gezeitenströme hin und her, sodass man dies bei der Durchfahrt auch entsprechend berücksichtigen sollte.
Im Ship Channel Cay finden wir gleich in der Nähe unseres Ankerplatzes eine Vielzahl von Korallenköpfen, die zahlreichen Fischen ein Zuhause bieten. Die Farbenpracht und Vielfalt sind ein Genuss, einer unserer besten Schnorchelplätze bisher seit Ankunft in den Bahamas, auch wenn keine grossen Seebewohner (Rays oder Sharks) zu entdecken waren. Auf den Passagen entlang der Exumas nach Süden versuchen wir uns immer mal wieder mit Fischen. Doch bisher haben die sich nur unseren Köder geholt (eine gefrorene, mit Angelhaken präparierte Sardine die hinter einem Gummi-Kalmar hergezogen wird). Jedes Mal ist zwar die Leine ausgerauscht, nach dem Einholen war jedoch nur noch der leere Haken da… Wir bleiben dran und versuchen es weiter. Zumindest zogen wir einmal einen Barracuda heraus, doch den wollen wir nicht in die Pfanne hauen, wegen der Gefahr von Ciguaterra.
Unser nächster Ankerplatz ist beim Shroud Cay. Dort können wir mit dem Dinghy in die Mangroven im Innern der Insel fahren. Bei Hochwasser war das Ganze nicht sehr spektakulär, doch als wir am Morgen das Ganze nochmals bei Niedrigwasser wiederholen, werden wir reich belohnt. Wir begegnen zahlreichen Turtles, die sich im Kanal tummeln, denn das Vorland mit den Mangoven liegt dann trocken. Auch der Strand auf der Ostseite mit dem Atlantik ist wunderschön mit den Mustern im Sand und dem Farbenspiel der verschiedenen Gewässer.
Wir verlegen am Nachmittag dann bis zum Fowl Cay, einer privaten Insel mit Resort. Die erreichen wir knapp vor Sonnenuntergang und ankern in einer Bucht allein. Vom Resort bekommen wir nichts mit, abgesehen von einem Flugzeugwrack am Strand. Hier können wir zwei Höhlen erkunden, die in einem benachbarten Felskopf versteckt sind, den Rocky Dundas. Der Zugang zu den Höhlen ist bei Niedrigwasser relativ einfach, man schnorchelt unter dem Fels ins Innere. Zudem finden wir in der Bucht erneut einen wunderbaren Schnorchelplatz, mit zahlreichen Korallenköpfen und vielen farbenfrohen Fischen. Als wir zudem noch einem Nurse Shark zuschauen dürfen, den wir wohl durch die Abfälle des am Vortag gefangenen Barracudas angelockt haben, ist der Tag schon zum Höhepunkt geworden.
Einen weiteren Halt legen wir dann an der Pig Beach in der Nähe von Stanyel Cay ein. So viele Yachten in einem Ankerplatz hatten wir nun seit einiger Zeit nicht mehr erlebt, doch es kommt dabei noch lange kein Dichtestress auf. Am Abend rudern wir zum Strand hinüber und schon kommen die Schweine auf uns zugeschwommen, um nach Futter zu betteln. Erstaunlich, wie gut und weit die Schweine hier zu schwimmen gelernt haben. Einer Legende zufolge wurden die Schweine ja durch einen Schiffbruch auf dieser Insel ausgesetzt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie als eine der wichtigsten Attraktionen der Exumas hier angesiedelt worden sind. Auch besuchen wir am nächsten Morgen wie schon letzten Frühling nochmals die Thunderball Grotto. In der Höhle vor Stanyel Cay wurde eine Szene des James Bond Films mit Sean Connery gedreht. Von diesem Nimbus zieht das Stanyel Cay als mondäner Ort bis heute. Die Höhle ist bei Niedrigwasser auch gut zu besuchen und bietet zudem aussen ein reichhaltiges Riff mit vielen Fischen. Wir sind so früh am Morgen dort, dass wir die Höhle für uns alleine haben (wie schon bei den Rocky Dundas).
Wir erwarten die Ankunft von Monika am Samstag in George Town, dem Hauptort der Exumas. So müssen wir uns langsam daran orientieren, rechtzeitig dorthin zu kommen. Wir legen nochmals einen Zwischenhalt beim Big Farmers Cay ein, benötigen jedch erneut fast den ganzen Tag um segelnd dorthin zu gelangen. Aufgrund der Windprognose beschliessen wir, bereits am Freitag weiterzufahren. Die nächsten drei Tage ist Sturm angesagt, mit meist mehr als 20kn Wind aus Nordost. Als wir trotz gutem Timing durch den schmalen Galliot Cut hinaus in den Atlantik fahren werden wir gleich von meterhohen Wellen durchgeschüttelt, wie wir es wohl noch selten erlebt haben. Der Wind bläst mit bis zu 30kn gegenan und hat dadurch eine kräftige See aufgebaut. Erst als wir durch sind und nach SE abdrehen können, wird es nach und nach etwas ruhiger. So können wir die Fahrt unter Vorsegel allein fortsetzen und kommen gut mit 6-7kn voran. Die See macht uns zwar immer noch zu schaffen, zudem müssen wir meist hart am Wind laufen. Wir sind erleichtert, am Mittag die Einfahrt in den Elizabeth Harbour bei George Town zu erreichen. Kurz nach dem Ankern rauschen immer wieder heftige Regenschauer über uns hinweg und der Wind bläst weiterhin sehr kräftig, fast immer konstant mit 25kn. An einen Landgang ist nicht zu denken.
Nun, zumindest heute regnet es nicht mehr, bläst jedoch weiterhin kräftig. Wir können unsere Vorräte im gut bestückten Supermarkt wieder aufstocken, wenn auch die Fahrt mit dem Dinghy herausfordernd ist. Nur wenige Yachten ankern direkt vor George Town, alle anderen sind im Lee der gegenüberliegenden Insel Stocking Island. Sobald Monika an Bord ist, werden wir auch dorthin verlegen und hoffentlich eine ruhigere Nacht als die Letzte bekommen. Die nächsten Tage bleibt es stürmisch, mal sehen, wohin wir als nächstes hinkommen.
Route 02. – 14.12.2024 – Eleuthera and Exumas
Dauer | 02.12.2024 | 14.12.2024 |
Anzahl Tage auf See/ Nachtfahrten | 12 | 0 |
Meilen Total/ davon unter Segel | 305NM | 193NM (63%) |
Motor-h | 20h | 112NM |