Sightseeing auf Kreta

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Balos vorne und Gramvousa hinten an der NW-Ecke von Kreta; ein bisschen wie Karibik!

Nach dieser ersten Woche in Griechenland begannen wir auf den Geschmack zu kommen. Langsam können wir nachvollziehen, weshalb derart viele Cruiser resp. Langfahrer sich für dieses Revier entscheiden.

Von unserem letzten Ankerplatz auf dem Peloponnes, Porto Kagios, wollen wir in zwei Etappen hinüber nach Kreta. Der Meltemi bläst noch moderat, also sollte eine Passage unter Segel möglich werden. Doch als wir nach unserer langen Wanderung zu den Pforten des Hades aus der Bucht heraus motoren, da empfangen uns heftige Böen um die 30kn. Wir setzen das Grosssegel im 2. Reff, drehen auf Raumschot und brausen so allein schon mit über 8kn los. Das kann ja heiter werden … jedoch nach und nach mit zunehmender Distanz zum Kap Tainaro, dem südlichsten Punkt des Peloponnes, wird der Wind konstanter und wir setzen auch die Genua. Bereits nach 5h können wir in der Bucht von Kapsali auf Kythira schon wieder ankern, die 32M flogen nur so dahin. Wir geniessen ein feines Essen an Land, besuchen am nächsten Morgen die historische Stadt und Festung oben auf dem Berg und legen danach für die zweite Etappe nach Kreta ab. Diesmal ist der Wind deutlich schwächer, aber erlaubt immer noch angenehm raumschot zu segeln. Für einige Zeit holen wir auch noch den Genaker hervor, damit wir bei knapp 10kn Wind immer noch 6kn Fahrt herausholen können. Unser erster Ankerplatz auf Kreta ist gleich ein Highlight mit der Bucht von Balos. Wir kommen erst um 18h an und so sind die meisten Tagestouristen bereits weg. So haben wir die Bucht für uns und ankern in türkisblauem Wasser, das gerade noch etwa 2m Tiefe aufweist. Am nächsten Morgen besuchen wir den Strand und bestaunen die Aussicht, verlegen danach in die gegenüberliegende Bucht von Gramvousa. Dort thront auch wieder ein venezianisches Fort hoch oben auf dem Fels. Dieses hielt offenbar bis zuletzt dem Osmanischen Angriff stand und fiel erst 1715. In der Nähe liegt ein Wrack nahe beim Strand, das mit Schnorcheln gut erkundet werden kann.

Unser nächster Halt wird die Stadt Chania an der Nordküste Kretas. Zuerst müssen wir uns gegen heftigen Wind um die NW-Spitze von Kreta kämpfen (also eigentlich kämpft vor allem die Maschine, aber das wunderbar zuverlässig). Dann steht mir die Herausforderung bevor, im venezianischen Hafen mit Anker rückwärts an die Kaimauer anzulegen, und das bei 15kn Seitenwind. Ich erinnere mich schon gar nicht mehr, wann ich dieses Manöver zum letzten Mal fuhr, aber es gelang auf Anhieb tadellos. Gut, wir konnten die Shiva im Lee auch an eine fette, 55′ lange Amel anlehnen, was das Ganze vereinfachte. Der Stadthafen von Chania ist wunderbar. Man liegt wirklich mitten in der Altstadt, findet alle Infrastruktur einer Marina wie Wasser und Landstrom, sowie moderne, saubere Duschen und WC’s und bezahlt für das ganze dann 8€ pro Nacht! Wir geniessen die lebhafte Stadt mit den zahlreichen Bars und Restaurants, flanieren durch die schmalen Gassen und sind schlicht bezaubert. Mit Bus und Fähre erkunden wir die berühmte Samaria Schlucht, kommen uns aber dort eher wie auf einer Radiowanderung vor. Ein konstanter Fluss von Touristen strömt dort täglich entlang dem perfekt ausgebauten Wegs von der Wasserscheide hoch oben auf 1200m bis hinab zum Strand am Lybischen Meer. Gut, die Schlucht ist in der Tat sehr schön und wir lassen uns sehr viel Zeit damit. Schliesslich mussten wir am Morgen schon um 06:15 auf den Bus, aber die (einzige) Fähre unten in Agios Roumeli fuhr erst um 17:30h. So gab es einen sehr langen Tag, von dem wir erst um 21:30h zurück in Chania waren. Aber die Shiva lag ja gut vertäut, sicher im Hafen.

Als nächsten Ziel hatten wir nun die Stadt Rethymno angepeilt. Da es meist erst ab Mittag etwas Wind zu geben pflegte, nutzten wir den Morgen nochmals für einen Bummel durch die Altstadt von Chania. Allein, als wir dann um 13h ablegen wollten, hatte der Wind auf über 20kn aufgefrischt und traf uns seitlich. Also war an ein sicheres Ablegen nicht zu denken. Erst gegen 17h beruhigte sich das Ganze wieder und wir holten den Anker. Nur hingen daran gleich 4 fette Trossen, die wir vom Grund hochgezogen hatten und nun irgendwie wieder losbekommen sollten, um sicher aus dem Hafen zu kommen. Aber wir kamen los… und trafen damit auch erst nach Eindunkeln in der Ankerbucht von Merathi ein. Diese ist so gross und ohne Hindernisse, dass Ankern auch bei Nacht problemlos war. Am nächsten Tag erreichten wir dann die Marina von Rethymno und konnten neben dem Fährhafen an einem der Pontons problemlos anlegen. Wir mieteten uns für die nächsten zwei Tage ein Auto, um einerseits Knossos zu besuchen (Heraklion sei als Hafen wie auch als Stadt nicht sehr attraktiv) und das Landesinnere etwas zu erkunden. Die Palastanlage der Minoer war uns noch vom gemeinsam besuchten Geschichtsunterricht bei Franz Troxler an der Kanti ein Begriff, also musste dies schon sein. Jedoch war ich zum Schluss eher ernüchtert, hatte doch der Archäologe Evans recht eigenwillig die Anlage restauriert, und zwar mit Sichtbeton! Da waren dann die anderen historischen Orte aus dem Befreiungskrieg der Kreter gegen die Osmanen wie die Melidoni-Höhle und das Kloster Arkadi eine gefundene Bereicherung. Und zudem kamen wir nochmals zu einer Schluchten-Wanderung von Aradena aus bis hinab ans Meer, die auch ausgesprochen reizvoll ausfiel und kaum besucht wurde. Allerdings fiel dann der Aufstieg zurück ziemlich hart aus (zumindest für mich).

Als letzten Stop auf Kreta hatten wir uns Agios Nikolaos vorgenommen, auch weil Freunde hier seit Jahren ihr Schiff haben. Erneut wollten wir am Mittag vom einsetzenden Wind profitieren, doch da war dann nichts und so legten wir unter Maschine die ersten 30M bis zum Zwischenhalt auf der Insel Dia vor Heraklion zurück. Dafür kam es dann am zweiten Tag umso heftiger und wir segelten in wirklich rauher See von über 2m und ordentlichem Wind in flotter Fahrt bis vor die Marina. Nach so vielen Tagen an Land oder moderatem Wind hatten wir beide an Bord mit recht flauem Magen zu kämpfen. So waren wir froh, am Nachmittag in der Marina festzumachen und endlich etwas essen zu können. Die Marina überraschte uns mit Preisen, die um ein 4-faches über jenen der beiden vorherigen lagen. Nun denn, für Jahreslieger soll sie sehr beliebt sein und bietet dafür auch eine ansprechende Infrastruktur. Jedoch wurde sie einer privaten Firma verpachtet und die versucht damit auch entsprechend viel herauszuholen. Wir sind uns schnell einig, dass das Städtchen nach Chania und Rethymno ganz bös abfällt, ja eher in die Kategorie hässlich fällt. Zahlreiche Bauruinen aus der Finanzkrise säumen sogar beste Lagen, einen historischen Kern gibt es nicht. Zumindest ist die Stadt lebhaft und bietet hervorragendes Essen (wie so oft in Griechenland). Also verlegen wir am nächsten Nachmittag vor die Insel Spinalonga, die unser letzter Halt in Kreta werden soll. Wir erleben vor Anker einen ungewohnt kühlen Abend und sehen gar etwas Nieselregen, sodass wir zum ersten Mal seit langem unten im Salon und nicht im Cockpit essen. Aber heute scheint schon wieder die Sonne und erlaubt die wunderbare Festungsanlage der Venezianer auf der Insel zu besuchen. Zusammen mit Gramvousa am anderen Ende von Kreta hatte auch diese bis zuletzt den Osmanen widerstanden. Wir planen nun heut Nacht mit dem abflauenden Meltemi nach NE hinüber nach Karpathos zu segeln und damit auch richtig in der Ägäis anzukommen. Von dort ist es dann nicht mehr allzu weit in den Dodekanes oder die Kykladen. Mal sehen, was der Wind dazu dann meint.

This Post Has 3 Comments

  1. Jens Jansen

    Hallo Hans-Peter,
    schöne Fotos habt ihr da geschossen! Wohin soll es denn bei euch in das Winterlager gehen?
    Beste Grüße von der TENDREL-AURELIE

    1. admin

      Hallo Jens
      Wir sind auf Ende Oktober in Aegina angemeldet. Aktuell «fliegen» wir von KretacRichtung Karpathos. Meist über 8kn im 2.Reff und trotz See.
      Wo seid ihr?
      LG Hp

  2. Köbu

    Sälü zäme

    danke für die Links. Einige Bilder kommen mir bekannt vor. Habe im September zu zweit ein Schiff von Korfu nach Kreta (Plakias) überführt. Werde gerne euren Blog folgen. Wer weiss vielleicht ergibt sich ja in der Zukunft etwas. Lieber Gruss vom Neuenburger See Jakob

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