Über das Ionische Meer

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Wir waren noch richtig geflasht von unserem Aufenthalt in Catania. Zuerst der phantastische Tag auf dem Ätna, das erste Mal den ganzen Komfort in einer Marina zu liegen und einfach so Mal ohne Dinghy an Land gehen zu können, ruhig und entspannt schlafen zu können. So hängten wir noch einen Hafentag an, um nochmals gross einzukaufen und den Proviant aufzustocken, Wäsche zu waschen (schwarzer Vulkanstaub überall!), ein paar Arbeiten am Schiff auszuführen und nochmals die Altstadt von Catania und das leckere italienische Essen auszukosten. Allein schon der Mittagstisch in der Bar im Hafengelände war erste Güte!

Die Passage übers Ionische Meer zum Peloponnes bedeutete etwa 320M, also rechnete ich mit etwa 60h Dauer. Wir legten uns auf Pylos als Ankunftsort fest und setzten die Abfahrt auf den Abend an. Der Hafenmeister zeigte sich grosszügig ohne nochmals eine Nacht zu verrechnen und wir kamen nochmals zu einem üppigen Abendessen. Die Windprognosen waren nicht grossartig, aber zumindest brauchbar. Es wurde denn auch 22h bis wir die Leinen loswarfen. Erst nach 3h fanden wir dann endlich etwas Wind und konnten bis zum Sonnenaufgang ruhig unter Segeln fortsetzen. Nach der für alle etwas beschwerlichen ersten Nacht mit vollen Bäuchen fanden wir am Tag dann in den bewährten Rhythmus der Wachen und zogen diesen bis zur Ankunft durch. Jeweils 3h bei Nacht, 4h bei Tag musste jemand auf Kurs und Segeltrimm achten, die anderen beiden konnten sich erholen. Die Fahrt verlief sehr ruhig, es hatte (auch wegen dem schwachen Wind) kaum See und so glitten wir ruhig dahin. Immer mal wieder musste die Maschine (der sogenannte Dieselwind) aushelfen, aber schliesslich schafften wir es am Morgen des dritten Tages unter Segeln bis vor die Küste des Peloponnes zu fahren, um dann in die weite Bucht von Pylos einzulaufen. Prompt machten wir mit Einschalten der Maschine eine grössere Gruppe Delfine neugierig. Sie spielten längerer Zeit um den Bug und zeigten uns, was für Anfänger wir doch schlicht sind. Bereits einiges zuvor zeigte uns ein kleiner Vogel an, dass es wohl nicht mehr allzu weit bis zum Festland sein wird. Er liess sich denn auch an Bord von uns bis zum Ufer fahren. Insgesamt schafften wir doch etwas mehr als die Hälfte der Strecke unter Segeln, 187M von 319M, mussten aber insgesamt doch 22.5h unter Maschine abspulen.

In Pylos liefen wir in die Marina ein und machten im Päckchen an einem freundlichen Engländer fest. Phil hatte eben eine neue Alu-Yacht in Kroation erworben und will diese nun nach Kreta und dann in die Türkei überführen. Brexit lässt grüssen: er muss zur Vermeidung der MwSt alle 18Mt wieder die EU verlassen. In Pylos lösen wir unser Transit-Log für Griechenland, das mit 120€ pro Monat doch etwas zu Buche schlägt. Aber dafür sind ja die Marinas in Griechenland derart günstig, das man es so verrechnen kann. In Italien wäre eine einzige Nacht ja schon teurer geworden. Weil die Shiva schon EU-versteuert ist, bekommen wir sogar ein unlimitiertes Transit-Log, werden also die 30€ nicht jedesmal neu aufwerfen müssen. Coco steigt hier nun aus und will noch einige Tage bei seiner Tante verbringen, die in Kalamata lebt. So holt sie ihn ab und wir machen noch einen Ausflug in der Gegend mit erfrischendem Bad in Wasserfällen, wie wir sie sonst in der Karibik sahen, hier aber nicht erwartet hatten.

Da ein heftiger Meltemi, der typische Ägäiswind aus NE, für fast die ganze folgende Woche angesagt ist, scheint es eindeutig gemütlicher, noch ein paar Tage auf dem Peloponnes zu verbringen. Es ist ein mittlerer Wind von über 30kn angekündigt, was Böen von über 50kn erwarten lässt, und das muss man sich ja nicht freiwillig antun. Wir verlegen in der Bucht von Pylos ganz nach Norden in die Navarinou Bay und lassen dort die Seele baumeln. Es ist wunderbar ruhig, das Wasser glasklar und dahinter ein weiter, endloser Sandstrand. Eine venezianische Festung thront auf einem Hügel und dahinter liegt eine Bucht, die schlicht perfekt kreisrund vom Meer ausgewaschen worden ist. In Pylos habe ich mir eine griechische SIM mit unbeschränktem Datenvolumen für drei Monate für gerade einmal 45€ erstanden, mein CH-Telekomanbieter wollte für jedes GB über dem einen inbegriffenen nochmals 16€… ohne Worte.

Da der Wind ganz ok schien, nahmen wir uns vor, den östlichen Arm des Peloponnes zu runden und zum mittleren hinüber zu segeln. Wir machten einen ersten Halt in Methoni an der Südspitze, wo ein weiteres, prächtiges venezianisches Fort liegt, das mit einem achteckigen osmanischen Turm ergänzt worden ist. Dann steuern wir unter Segel zuoberst in die Bucht nach Kalamata. Wir trafen uns nochmals mit Coco und seiner Tante zum Abendessen und vereinbarten für den Folgetag einen Besuch von Ancient Messoni, einer griechischen Stadt aus dem 4Jh in ganzer Pracht. Offenbar hatten die Messonier und Spartaner es nicht so miteinander und so bekämpften sich diese über Jahrhunderte in drei Kriegen, die jedesmal zu Ungunsten der Messonier ausgingen. Und dann kamen schliesslich die Venezianer anlässlich der Kreuzzüge im 13Jh, besetzten die ganze Gegend und verlegten kurzerhand den Hauptort vom Berg hinunter in die Ebene. Aber damit blieb die historische Stätte auf dem Berg recht gut erhalten zurück und lässt den Besucher heute staunen, welche Hochkultur vor fast 2000 Jahren hier einst blühte. Wie schafften die es nur, riesige Monolithen perfekt zu behauen und dann zu kilometerlangen Stadtmauern aufzutürmen? Und dann die im Theater dargebotene Kultur, die zahlreichen Tempel und gepflegten Grabstätten. Gut, mit der Gleichstellung und Demokratie hatten sie es wohl noch nicht so, was denn auch Grund für die Messenischen Kriege war. Denn die Messonier lehnten sich gegen die Unterdrückung durch die Spartaner auf, die sie quasi als Leibeigene hielten.

Von Kalamata aus gingen wir dann einige Buchten auf der Mani-Halbinsel, also dem mittleren Finger des Peloponnes nach Süden. Wir besuchten die Tropfsteinhöhle von Dyros (eindrücklich, aber die Bootstour durch die Gänge gleicht eher eine Ruderregatta, bei der man kaum zum Betrachten der wunderbaren Kavernen kommt). Wir genossen umso mehr die friedliche Bucht von Lymeni, sowie den Sonnenuntergang in Aeropolis auf dem Berg. Dann rundeten wir auch das Kap der Mani-Halbinsel, eigentlich in der Absicht, in einer Bucht die als Pforte zum Hades galt zu ankern. Aber der kräftige Wind liess dies als wenig ratsam erscheinen. Nachdem wir an 4 Orten vergeblich versucht hatten zu ankern zogen wir uns nach Porto Kagios zurück, lagen dort gut und hatten wieder Ruhe. So besuchten wir halt am nächsten Morgen diese Buchten nochmals auf dem Landweg. Mittlerweile war der Meltemi weg und stattdessen bekamen wir günstigen NW bis W-Wind, der die Überfahrt nach Kreta gestatten sollte. Doch davon später einmal…

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