SY Shiva ist wieder unterwegs!

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Welche Erleichterung: Alle Systeme sind (weitestgehend) klar, wir konnten nach 10 grösstenteils sehr intensiven Arbeitstagen am Schiff endlich loslegen. Aktuell liegen wir nach einem kurzen Schlag vor Poros vor Anker. Heute war ausschlafen und ein leckeres Frühstück mit Pancakes angesagt. Der Ankerplatz direkt vor dem malerischen Städtchen ist sehr ruhig, nicht wie in Aigina, wo die Schnellfähren Schwell verursachen, pubertierende Jugendliche mit Motorrädern ohrenbetäubenden Lärm veranstalten und Stechmücken einem den Schlaf rauben. Ab jetzt hoffen wir in einen gemütlichen Cruising Modus zurückzufinden, uns also je nach Wind von Insel zu Insel zu hangeln und die Zeit zu geniessen. Zwar ist die Liste der ToDo’s an der Shiva immer noch lang (und wird auch laufend wieder um neue Einträge ergänzt werden), aber zumindest ist nichts wirklich Beunruhigendes mehr drauf.

Aber lass mich einen kurzen Rückblick über die letzten beiden Wochen nehmen. Die Anreise von Zürich nach Athen am 16. April begann ja schon mit etwas Anspannung. Unser Aufgabegepäck bestand aus einer Tasche, die randvoll mit Ersatzteilen gefüllt war, sodass wir die Hälfte der Kleidung vorerst noch daheim zurückliessen, sowie einem Paket mit den gut gepolsterten neuen Solar-Panels. Doch das Check-In verlief völlig problemlos (22.8kg die Tasche plus das Oversize Paket ohne Aufpreis) und dann die weitere Anreise unerwartet planmässig mit Flieger, Metro, Fähre und Mietwagen. Am Abend schliefen wir also bereits an Bord der Shiva auf dem Werkhof von Takis. Wegen orthodoxer Ostern liess sich kein Hotelzimmer auf Aigina mehr finden.

Also legten wir am Ostermontag gleich mit Ausrüsten los, die Orthodoxen feierten ja noch oder schliefen den Kater aus. Erst das Deck abwaschen vom Staub und Dreck, der sich über den Winter angesammelt hatte, dann alle Fallen wieder ausziehen (prompt reisst die Pilotleine des Gross, aber ich muss ja eh noch auf den Mast) und die Rollerleinen und Schoten wieder einziehen. Die Ankerkette können wir nicht einziehen, die Werft hat die Shiva in eine hintere Ecke verlegt und unsere letzten Herbst sorgfältig auf einem Palett aufgeschichtete Kette mit 25kg Anker liegt unter einem anderen Boot im Dreck. Dann nehme ich mir eine Reihe von Farbschäden am Heck und auf dem Deck vor. Alu bewirkt laufend, dass stellenweise die Farbe zu «blühen» beginnt, also Blasen bildet und aufplatzt. Also gilt es immer wieder aufs Neue diese Stellen abzukratzen, anzuschleifen, mit 2K-Epoxy aufzufüllen, zu grundieren (3-4x) und endlich neu zu streichen (2x PreKote, 2x TopLac). Eine wirklich zeitraubende Aufgabe, die eigentlich nur der schönen Optik dient. Funktional bringt die Farbe nämlich nichts. Wir könnten das Deck auch aufs nackte Aluminium hinab sandstrahlen. Aber dies sieht nicht gut aus, wäre rutschig und würde an der prallen Sonne heiss.

Dann kommen die klassischen Arbeiten zum Einwassern dran. Frische Zinkanoden an Rumpf, Propeller und Ruder montieren (gegen galvanische Korrosion), Maschine und Generator kontrollieren und neue Impeller einsetzen (Seewasser-Pumpe zur Kühlung), Genua und Fock anschlagen, Dinghy pumpen und reinigen, Süsswasser auffüllen, Kühlschrank in Betrieb nehmen (läuft!), Holzteile mit Hartharzoel behandeln, hinauf zum Masttop ziehen lassen um Windex und Windvane zu montieren, die Lichter zu kontrollieren und das oben hängen gebliebene Grossfall zu klarieren. Die Ankerkette muss quer über den Platz durch den Dreck in den Ankerkasten gehievt werden (die Ankerwinch tut ihren Dienst perfekt!). Wir nehmen auch die Heizung wieder einmal in Betrieb, schliesslich brauchten wir die seit fast 5 Jahren nie mehr. Diese funktioniert immer noch perfekt und wir nutzen sie gleich für die doch immer noch etwas kühle Nacht. Ich kann die undichte Stelle am Auspuff des Generators angehen, indem ich einen neuen, etwas längeren Schlauch montiere. Dann wird der neue Solar-Laderegler installiert und der Winkelstecker am Heck angepasst, den ich bisher für den Schleppgeni verwendet hatte. Die Bimini wird bei einem Polsterer um Tenax-Knöpfe für die neuen Solar-Paneele ergänzt und verstärkt. Schliesslich nutzen wir den Mietwagen, um einen ersten Vorrat an Lebensmittel einzukaufen und an Bord zu bunkern. So sind wir am Donnerstag Abend bereits klar zum Einwassern und Spiros hängt die Shiva an den Kran. So kann er dort am Schwenkkiel und den von den Stützen abgedeckten Stellen auch noch Antifouling auftragen, das dann über Nacht aushärten kann.

Am Freitag morgen kommt die Shiva zurück in ihr Element. Die Werft liegt ja an der Nordküste der Insel Aigina, man muss dort nach dem Einwassern sofort weg. Die Maschine startet auf Anhieb (und wieder fällt ein Stein vom Herzen!), auch der Bugstrahler funktioniert topp. So verlegen wir unter Motor in den Stadthafen von Aigina. Unterwegs montieren wir die Sprayhood, die beim Polsterer in den Ecken verstärkt worden war. In Aigina fordert uns das erste Anlegemanöver nach einem halben Jahr heraus. Zu Zweit an Bord rückwärts an die Kaimauer mit Anker und dann noch bei Wind von der Seite, dies kann zu einem Challenge werden. Unsere Geduld wird zusätzlich strapaziert, weil ein Charterboot mit deutscher Crew sich mitten in den freien Platz gelegt hat, der locker zwei Schiffe hätte aufnehmen können. Eindringliches, bestimmtes Zureden von Atlantik-Charlie, den wir letztes Jahr im Oktober kennen gelernt haben, verhilft nach geraumer Zeit zur Einsicht. Wir legen ruhig und zielsicher an, auch wenn es erst einen zweiten Anlauf braucht, da die Ankerkette beim Rückwärts fahren etwas zu langsam fiel.

Im Hafen galt es noch das Grosssegel anzuschlagen (eine recht anstrengende Sache, wiegt es doch über 50kg, muss auf den Baum gehievt werden, bis dann die Mastrutscher einzeln sorgfältig in die Schiene eingefädelt werden, ohne das eine der kleinen Torlonkugeln herausfallen darf). Mittlerweile haben wir doch einige Erfahrung damit gesammelt, es gelingt perfekt. Da der Polsterer hoffnungslos überlastet ist, näht Brigitt kleinere Schäden am Lazybag und der Sprayhood von Hand (die mit Nähmaschine in Minuten erledigt gewesen wären). Ich ersetze die beiden Waschbecken in den Toiletten durch Edelstahlbecken, die alten waren brüchig geworden und leckten beim Abfluss. Als die Bimini vom Polsterer zurückkommt, können wir die Sonnen-Panels montieren und anschliessen. Neu haben wir nun 8 (flexible) Paneele mit total 440Wp (und auch das funktioniert auf Anhieb!). Dann ersetze ich den Joystick an der Steuerung des Bugstrahlers, damit wieder wie gewohnt links/rechts gesteuert werden kann (anstelle von auf/ab; der Joystick muss hier eben 90° gedreht verbaut werden, so hatte ich letztes Jahr den Falschen bestellt; links/rechts wurde so zu auf-/abwärts). Jetzt müssen wir nur noch auf den Aussenborder warten, der zum Service und Reparatur beim Mechaniker ist. Einmal mehr muss ich mir Erfahrung einkaufen: Ich hatte nicht beachtet, dass dort jedes Jahr einmal der Schaft mit dem Propeller abgezogen und neu gefettet werden muss. Nun sass der im Motor korrodiert fest und musste aufwendig von oben herausgeschlagen werden.

Bis zur Rückkehr des Aussenborders vom Mechaniker gab es also drei Tage für eine erste Ausfahrt. Wir motoren über spiegelglatte See hinüber zur kleinen Insel Agistri und ankern in kristallklarem Wasser einer Badebucht (das wir gleich zum Waschen der staubigen Ankerkette auf der ganzen Länge nutzen). Brigitt überwindet sich sogar zu einem ersten Bad und die Sonne wärmt prächtig. Am Nachmittag kommt dann etwas Wind auf, allerdings aus SW. Somit ändern wir unseren Plan einer Runde um die S-Seite von Aigina und segeln stattdessen raumschot hinauf an die Nordküste. Dort ankern wir vor Souvala und besuchen den Ort ein weiteres Mal, den wir bisher jeweils von der Werft aus zum Essen für uns entdeckt hatten. Im Salon ersetze ich die zwei ursprünglichen, etwas gammeligen Leselampen durch LED-Spots. Am folgenden Tag bekommen wir bereits am Morgen etwas Wind aus N, sodass wir der Nordküste entlang um die östliche Ecke herum bis in die Bucht von Agia Marinas segeln. Der Anker fällt einmal mehr in kristallklares Wasser auf weissen, gut haltenden Sand.

Auf der Anhöhe dort befindet sich der Tempel der Aphaia, also zu Ehren einer der recht zahlreichen Töchter des Zeus. Der Aufstieg verlangt nur knapp 30′, die Aussicht auf der Krete ist sehr schön und der Tempel wirklich sehenswert, ist er doch in recht gutem Zustand erhalten. Vor 2500 Jahren erbaut staunt man über die damalige Hochkultur (und fragt sich was aus den Griechen seither geworden ist, zumindest in dieser Beziehung). In der Bucht kann ich nun auch noch den Generator testen (läuft auf Anhieb!) und den Wassermacher in Betrieb nehmen (mit einigem Krampf!). Beim Spülen des Wassermachers fliegen mir die Anschlüsse der Hochdruckleitungen um die Ohren und das Wasser spritzt in alle Richtungen. Immer mal wieder hat es mir dort die Anschlüsse an den Membranen weggesprengt, mittlerweile sind diese etwas lose und leicht beschädigt. Zum Glück kriege ich die wieder halbwegs dicht und kann zudem beim Hersteller Ersatz bestellen. Aber schliesslich nimmt auch der Wassermacher seinen Dienst auf und wir können unser Trinkwasser auffüllen. Wir feiern diesen Erfolg mit einem guten Abendessen und Mojitos im Ort. Am nächsten Tag geht es dann unter Maschine zurück nach Aigina, so haben wir einmal die ganze Insel im Uhrzeigersinn umrundet.

Wie versprochen liefert der Mechaniker unseren Aussenborder repariert und mit neuer Wasserpumpe versehen zurück (und die Kosten halten sich diesmal absolut im Rahmen). Tatsächlich startet er beim ersten Einsatz vor Poros auf Anhieb, ja wir bringen auch das Dinghy zum Gleiten, super! Aber als ich die seit langem anstehende Thermostat-Anode ersetze, stelle ich fest, dass der dort eigentlich vorgesehene Thermostat ganz fehlt. Da hat wohl jemand gespart … Nun denn, soviel zu einem kompletten Service durch einen berufenen Mechaniker!

Als nächstes müssen nun alle Wantenspanner gelöst und neu gefettet werden, ebenso wie die Titanschrauben an den beiden Rollanlagen der Fock und Genau (eine Erfahrung die wir 2016 mit Geld bezahlten; aber nun sind dort alle Gewinde gut). Dummerweise hatte ich diese Erfahrung nicht auf die Spanner der Relingdrähte übertragen. Die sassen nämlich hoffnungslos fest, und auch mehrere Versuche mit Rostlösemittel, Erhitzen und viel Kraft halfen nur wenig. Zwei der Terminals brachen gleich ganz, diverse Kontermuttern sowieso. Die Werft vermittelte mir den Rigger Synodinos in Piräus. Der erklärte sich bereit, uns die Terminals gleich am nächsten Morgen zu pressen. Also flexte ich die übrigen festsitzenden Terminals weg und wir demontierten gleich alle acht Reling-Drähte. Am folgenden Morgen sass ich bereits um 07:30h in der Schnellfähre und fuhr dann mit den Drähten auf dem Fahrrad zum Rigger. Eine Stunde später verliess ich überglücklich die Werkstatt mit neu gepressten Terminals und Spannern, inklusive etwas Ersatzmaterial (wie zB. linksdrehender Kontermuttern!). Um 10:40h sass ich schon wieder in der Fähre zurück nach Aigina. Die Montage der Drähte an Bord gelang. Zwar war nun jeder Draht um 4cm gekürzt, aber die neuen Spanner waren gut 2cm länger als die alten, und unter Verwendung der alten Endstücke (deren Gewinde noch ganz ok schien) liess sich auch das letzte fehlende Stück überbrücken. Neu steht also das Lösen der Spanner der Relingdrähte auch auf der langen Liste der regelmässigen Wartungsarbeiten.

This Post Has One Comment

  1. Monika Glässer

    Sieht herrlich aus! Geniesst es – hier steht heute die Hochzeit an!

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