ABC-Inseln – Wunderbares Tauchrevier Bonaire!

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Ach diese ABC-Inseln: Traumdestination, und doch weiss man sie nicht recht zu verorten. Warum gleich das Alfabet bemühen? Überhaupt, was bedeutet dies denn schon wieder? Gibt es denn auch noch irgendwo die DEF-Inseln? Und warum eigentlich nicht? Ach ja der blaue Cocktailmix Blue Curaçao gehört wohl dazu. Und dann? Diese Insel-Paradiese liegen ausserdem vor der Küste Venezuelas, also eines Staates, der politisch und wirtschaftlich gegenwärtig eher grosse Fragezeichen aufwirft. Wir waren etwas gespalten, ob und wie lange wir diese Gegend besuchen sollten. Nun, zumindest bot es sich als geeigneter Zwischenstop auf dem Weg nach Panama an. Also dann, schauen wir es uns doch mal ein paar Tage an.

Bonaire – Ein Tauch- und Schnorchelparadies vom Feinsten!

Befreundete Cruiser wiesen uns bereits darauf hin, dass Bonaire einen Tauchgang wert sei. Doch was wir dann antrafen, liess uns atemlos. Man darf hier nicht ankern, sondern muss für teures Geld an einer von der Parkbehörde verwalteten Mooring festmachen. 35USD pro Nacht erscheint als viel und macht es gleich etwas unsympathisch. Dann kommen nochmals 40USD p.P. als Eintrittsgebühr ins Naturschutzgebiet hinzu, also damit man überhaupt ins Wasser darf. Und schliesslich will der Staat auch noch 75USD p.P. als Visitor Tax. Da kommen wir uns anfangs ziemlich gerupft vor. Grossen Frust verursacht zudem, dass hier (wie schon zuvor in Saba) Starlink nicht funktioniert. Zumindest finden wir in unmittelbarer Nähe einer Beach Bar in Kralendjik eine Mooring, sodass wir auch an Bord gerade noch etwas Internet-Verbindung bekommen.

Dafür sind die Behörden bei Customs & Immigration super freundlich und entspannt, das Einklarieren geht prompt. Im zweiten Anlauf finden wir einen Dive-Shop, der uns die besten Tauchplätze empfiehlt, sowie zwei zusätzliche Tauchflaschen zu 14USD pro Füllung vermietet. Wir erkunden das kleine, schmucke Städtchen Kralendjik. Holländisches Flair mischt sich mit karibischer Stimmung, und die zahlreichen Restaurants laden zu gutem Abendessen ein. Also kochen wir hier sicher nicht an Bord… so bekommen wir dann zumindest Abends eine gute Internetverbindung.

Rings um die Insel Klein Bonaire, wie auch entlang der W-Küste von Bonaire sind eine Vielzahl von Moorings ausgelegt, von denen aus man zum Tauchen oder Schnorcheln loslegen kann. Dies ginge an vielen Stellen selbst von Land aus. Wir laufen mit der Shiva einige dieser Moorings an, unser Dinghy ist nicht so lestungsstark und zu klein für die ganze Ausrüstung. Aber so geht dies auch tipp topp, selbst wenn manchmal etwas beengte Platzverhältnisse herrschen. Ankern ist ja eh verboten, wäre aber auch fast unmöglich, denn die Küste fällt jeweils steil ab. Doch entlang dieser Kante in etwa 5-10m Tiefe wächst fast durchgehend ein wunderbares Riff mit einer Dichte und Vielfalt an Korallen, die ich bisher nirgends so gesehen habe. Dummerweise bin ich am ersten Tag noch von den Folgen einer Erkältung beeinträchtigt und kann nicht richtig Druckausgleich machen. So bleibt es dort bei Schnorcheln vor Klein Bonaire. Doch auch so sind wir tief beeindruckt.

Am Folgetag gehen wir gemäss Empfehlung zu einer Mooring in der Nähe des Docks der Salinen (Salt City). Der Tauchgang gelingt uns sehr gut. Bald schon gelingt das Austarieren wie von alleine und wir können uns auf das Beobachten und Staunen konzentrieren. Die Dichte an Korallen und die Vielzahl von Fischen überwältigen die Sinne. Ich weiss fast nicht mehr, wohin ich nun schauen soll, da ringsherum Alles stets in Bewegung ist. Zwar sehen wir nicht die üblichen Highlights wie Turtles, Stingrays oder Sharks, sind jedoch trotzdem schlicht überwältigt. Am zweiten Tauchplatz im SE der Insel (Atlantis) entdecken wir ein grosses Feld mit (gesunden!) Staghorn Corals. So etwas sah ich zuletzt vor über 15 Jahren am Barrier Reef, jedoch nirgends sonst in der Karibik. Trotz eigentlich schlechtem, stürmischen Wetter lässt sich im Lee der Insel gut tauchen und die Sicht unter Wasser ist sehr gut.

Am Nachmittag kehren wir zurück nach Kralendjik und bringen die Tauchflaschen zum Füllen. Gut stellt uns der Diveshop ein Wägelchen zur Verfügung, sonst wäre dies eine ziemliche Plackerei. Nur schon das Hin und Her vom Schiff ins Dinghy und an Land und wieder zurück ist fordernd. Eine dritte Runde drehen wir in den Norden der W-Küste wo wir nochmals zwei wunderbare Tauchgänge absolvieren dürfen (Karpata und Jeff Davies Memorial). Gut haben wir nun doch je eine komplette Tauchausrüstung für uns an Bord. Wir fühlen uns für den Pazifik gerüstet, zumindest in dieser Hinsicht. Ob es dort dann an dieses Erlebnis in Bonaire herankommt?

Brigitt und Monika mieten einen Roller und erkunden die Insel auf einer Rundfahrt. Ich lege noch einen Arbeitstag an Bord ein, um diverse Arbeiten endlich abschliessen zu können. Auch verlangte der Wassermacher einen Eingriff. Noch auf der Passage von Saint Barth platzte ein Schlauch. Der war wenig sachgemäss montiert, passte er doch nicht zu den Anschlüssen. Ich komme nicht umhin, dies auf analoge Art wieder herzustellen, verklebe die beiden Teile also erneut mit Sikaflex. Im zweiten Anlauf gelingt es und die Verbindung ist wieder dicht. Nun tropft es aber noch aus dem Manometer-Gehäuse. Nach Zerlegen, Reinigen und Ersetzen der Dichtungen ist jenes dann auch wieder dicht. Ersatzteile kann ich zwar bestellen, allerdings von Frankreich aus nach Hause. Hoffentlich kommen die dann mit der nächsten Crew aufs Schiff.

Zum Abschluss verlegen wir nochmals in die Nähe des Salinen-Terminals (The Invisibles). Laut dem Dive Shop sei dort oft ein Eagle Ray zu sehen, und tatsächlich: wir entdecken den sogleich im Wasser. Allerdings sind wir nur schnorchelnd unterwegs, die Wassertiefe beträgt gut 6m. Mit etwas Anstrengung kann ich bis zum Grund abtauchen und einige gelungene Bilder des Eagle Rays schiessen. Allerdings kommen mir immer mal wieder die zahlreichen Taucher in die Quere, die vom Ufer aus kommen. Die erwarten keine Konkurrenz von oben…

Wenn wir mal ausgiebig Tauchferien machen wollen, dann ist nun Bonaire ganz oben auf unserer Liste! Auch ohne Schiff.

Klein Curaçao

Nach einer kurze Passage nach Westen erreichen wir bereits Klein Curaçao. Eine grosse Delfin-Familie besucht uns und spielt lange vor unserem Bug herum. Es ist immer wieder aufs Neue faszinierend, diesen eleganten und geschickten Tieren zuzuschauen. Klein Curaçao ist flach wie eine Flunder, sodass man vom Ankerplatz im Westen die beiden Schiffswracks auf der gegenüber liegenden Küste gut erkennen kann. In der Mitte steht ein Leuchtturm, entlang des schönen Sandstrands wurden diverse einfache Strandplätze mit Liegen und Sonnenschirmen errichtet. Doch aktuell ist niemand da, wir sind alleine. Offenbar sind die Tagesausflügler alle bereits abgezogen. Wir machen einen kurzen Rundgang über die Insel, begegenen jedoch nur ziemlich stark angeheitertem Wachpersonal, das die jeweilige Einrichtung eines Veranstalters bis zum Folgetag hütet.

Curaçao – Niederländisches Flair

Im Laufe des Vormittags füllt sich dann die Bucht mit Ausflugsbooten, also ziehen wir weiter hinüber nach Curaçao. Wir finden in der Piscadera Bay einen schönen, ruhigen Ankerplatz. Von dort können wir mit einem Bus bis zur Stadtmitte von Wilemstad fahren, um die Formalitäten zu erledigen. Das Ganze ist etwas mühsam, liegt doch die Immigration innerhalb des Cruiseship Terminals, während Customs dann gegenüber in der Altstadt liegt. Zumindest bekommen wir so Sicht auf die Sea Cloud von ganz nah, da sie dort vertäut lag. Doch die Dame bei Customs konnte einem den letzten Geduldsfaden rauben, bis sie es endlich schaffte, sich im System anzumelden, hatte sie doch ihr Passwort vergessen und war nun alleine im Büro… Zumindest können wir die Ein- und Ausreise gleich im selben Arbeitsgang erledigen. Im Restaurant «Visserji» gleich am Eingang zur Piscadera Bai mit sehr viel Lokalkolorit bekommen wir ein super feines Abendessen mit Fisch und Krevetten.

Am anderen Ende der Piscadera Bai sind wir in Gehdistanz zu einem ausgezeichnet dotierten Carrefour. So füllen wir unsere Vorräte wieder einmal auf, insbesondere Früchte und Gemüse. Dann machen wir uns auf zu einem gemütlichen Stadtrundgang in Willemstad. Diverse Häuserzeilen sind wirklich stark holländisch geprägt. Doch das ganze ist stark auf die zahlreichen Gäste von Kreuzfahrtschiffen ausgelegt mit Dutyfree-Shops und viel Souvenir-Kitsch. In den beiden Tagen um Willemstad haben jeweils drei (!) Cruiseships gleichzeitig festgemacht. Macht das wirklich Spass? Die Attraktion der Altstadt ist die schwimmende Brücke zwischen den beiden Stadtteilen. Will ein Schiff zwischen Meer und Lagune passieren, wird die Brücke von kräftigen Aussenbordern zur Seite weggedreht und macht so den Weg frei. Und für die freie Durchfahrt wurde eine gigantische Autobrücke über die Lagune gespannt. So zeigt sich, dass hier die Priorität bei der Seefahrt liegt.

Vor der Weiterfahrt nach Aruba, also der dritten Buchstaben-Insel, verlegen wir ganz in den Norden von Curaçao. Dort finden wir die kleine, grüne Santa Krus Bai ohne viel Infrastruktur. Schnorcheln dort ist jedoch dann eher eine Enttäuschung. Liegt es wohl an der Einstellung zur Landschaft reap. Natur? Während auf Bonaire praktisch kein Abfall herumliegt, sind die Strassen in Curaçao gesäumt von achtlos weggeworfenen Pet-Flaschen, Plastik und Pizzaschachteln. Davon landet natürlich dann auch ein beachtlicher Anteil im Meer… schade. Da wird Raubbau an den natürlichen Ressourcen betrieben.

Aruba – Industrie, Resorts und Luxus, zum Vergessen!

Die Passage nach Aruba ist nicht weit und dank kräftigem achterlichen Wind auch schnell und angenehm zu segeln. Allein mit der Genua machen wir gut 7kn Fahrt. So erreichen wir bereits am frühen Nachmittag die Dritte dieser Buchstaben-Inseln. Im Süden erkennen wir zahlreiche Industrieanlagen und Bohrtürme zur Oelförderung. Die Behörden sind hier im Industriehafen, wir können an einem Steg längsseits festmachen. Etwas herausfordernd bei seitlichen Böen über 20kn und ohne Bugstrahlruder… doch das Manöver gelingt auf Anhieb. Gut, zwei venezolanische Seeleute eines Fischtrawlers helfen mit den Leinen. Abgesehen vom verzweifelten Versuch der Beamtin, einen Ausdruck hinzubekommen, wäre das Einklarieren kurz und schmerzlos verlaufen. Allerdings wird verlangt, dass wir dann zum Ausklarieren am Folgetag gleich nochmals persönlich zu erscheinen haben… hätten wir doch nur in Curaçao gleich Panama als nächsten Zielort bezeichnet.

Wir finden einen Ankerplatz zwischen Stadt und Flugpiste. So besuchen wir die Innenstadt zu Fuss und gönnen uns ein Abendessen in einem argentinischen Steakhouse. Das Essen ist grossartig, aber auch entsprechend teuer… Bei unserer Ankunft lagen auch hier wieder gleich 3 Cruiseships am Steg. Doch wie üblich fahren die gegen Sonnenuntergang wieder weiter. Die Innenstadt mit vielen Geschäften ist praktisch ausgestorben. Am Hafen lädt eine Shoppingmeile mit den bekannten Luxuslabels von Hermes, Prada und Gucci ein, richtig viel Geld auszugeben. Zumindest sei es hier ja zollfrei…

Ich bekomme zum Nachtisch endlich wieder einmal Poffertjes, damit ist mein Bedarf nach Karibisch Niederlande gedeckt. Nach dem Ausklarieren am anderen Morgen (erneut über 20kn Windböen von der Seite und nun ohne Helfer am Steg beim Festmachen), verlegen wir in den NW der Insel. Die Sandstrände dort sind mit Resorts zugebaut, der Anblick erinnert eher an Benidorm. Wir kommen so zumindest an einem relativ ruhigen Ankerplatz zu liegen, um uns auf die längere Passage nach Panama vorzubereiten.

Passage nach San Blas

Wir mussten unsere Passage von den ABC-Inseln nach Panama aufgrund von Sturmwarnungen entsprechend nach hinten schieben. Vor der kolumbianischen Küste liegt ein für stürmische Winde und rauhe See berüchtigtes Gebiet bei Baranquila. Und wenn für die Gegend bereits eine offizielle Gale-Warning vorliegt, erscheint die Passage offensichtlich als nicht ratsam. Doch nun siehts vernünftig aus, die Windprognose verspricht dort Böen bis 30kn.

Dank achterlichem Wind fahren wir erneut nur mit dem Vorsegel. Bald baumen wir die Genua aus, damit sie schön steht und in den Wellen nicht schlägt. Kurz nach Losfahrt fischen wir einen kleinen Bonito, der ein weiteres Abendessen abgeben wird. Der Wind frischt während der Nacht auf und erreicht F6, also rund 25kn durch die ganze erste Nacht hindurch. Dies ist immer noch gut zu segeln und bringt uns schnell voran. Nach 24h sind so bereits 156NM von 590 zurückgelegt. Gegen Abend des zweiten Tages frischt der Wind weiter auf und bläst nun im Schnitt mit 30kn (F7). Wir reffen, sind so aber immer noch mit 8kn unterwegs. Am zweiten Tag legen wir so 179NM zurück.

Den ganzen dritten Tag bleibt die Windstärke hoch, begleitet von recht hohen Wellen. Oftmals steigt die Geschwindigkeitsanzeige bis auf 12kn beim Hinuntersurfen der Wellenberge. Gut steuert der Autopilot derart zuverlässig. Von Hand in solchen Verhältnissen zu steuern wäre auf Dauer kaum zu bewältigen. Am dritten Tag legen wir so 189NM zurück. Damit erreichen wir also noch vor Sonnenuntergang El Porvenir auf San Blas. 588NM innert 82.5h ergibt einen Schnitt von 7.1kn. Recht sportlich, zumindest für unsere Verhältnisse. Juhui, wir sind also in Panama angekommen!

Route 04.02. – 18.02.2025 : Bonaire to San Blas

Dauer 04.02.2025 18.02.2025
Anzahl Tage auf See/ Nachtfahrten 14 3
Meilen Total/ davon unter Segel 766NM 700NM (91%)
Motor-h 17:10h 66NM

 

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