Weitere drei Wochen sind vorüber und Thomas ist wohl bereits wieder zu Hause. Wir sind gut in den Kapverden angekommen und liegen nun seit einigen Tagen in der Marina von Mindelo. Nun erwarten wir heute Sandro (v/o Coco) für die Atlantikpassage. Gemüse und Früchte sind gebunkert, morgen geht es dann schrittweise los.
El Hierro
Gleich nach Ankunft von Thomas wollen wir von der Marina del Sur in Tenerife los. Eigentlich hofften wir, es nochmals zum Ankerplatz bei den Gigantes zu schaffen. Doch der Wind meint es definitiv anders und kommt direkt von vorne. Also ändern wir halt den Kurs und setzen nach La Gomera über. Ist ja nicht weit und gibt so einen schönen Segeltag auf Halbwindkurs. Wir ankern in einer weiten Bucht etwas östlich von San Sebastian, wo man schön baden kann. Schliesslich wollen wir auch gleich am nächsten Morgen wieder weiter nach El Hierro. Dazu müssen wir jedoch zuerst aus der Windabdeckung der Insel unter Maschine herausfahren. Die weissen Schaumkronen auf den Wellen kündigen schon von Weitem ordentlich Wind von sicher mehr als 20kn an, den wir dann gerefft für eine rasche Fahrt nutzen können. So erreichen wir bereits am frühen Nachmittag den kleinen Hafen von La Estaca im Nordosten. Trotz Hafenmole pfeift der Wind ganz ordentlich durch den Hafen, wo wir das Grosssegel bergen. Das Anlegemanöver gelingt jedoch problemlos, es hat ja auch viel Platz und Fingerstege. Wir organisieren uns einen Mietwagen für zwei Tage, um die kleinste der Kanareninseln zu erkunden.
Wir besteigen am ersten Tag gleich den höchsten Punkt mit dem Pico del Malpaso, wie jeweils für uns üblich. Allerdings drückt der Passat Wolken an die NW-Küste, sodass wir meist nur im Nebel stecken, mit gelegentlichen Tiefblicken hinab an die Küste. Die NW-Seite der Insel besteht aus einer durch einen gewaltigen Rutsch gebildeten Tiefebene. Dort bleibt damit ausreichend Feuchtigkeit hängen, sodass Landwirtschaft möglich ist, v.a. jedoch Bananen. Die Abbruchkante bildet nun eine von Nord nach Süd verlaufende Gebirgskette. Nach einem Tag haben wir bereits ziemlich alle befestigten Strassen der Insel durchfahren. Am zweiten Tag lassen wir uns vom Schauspiel der vom Atlantik hereinbrechenden Wellen an der NW-Küste beeindrucken. Einer der letzten Vulkanausbrüche hat dort ein Lavafeld hinterlassen, und das Meer wäscht dieses nun gewaltvoll zu einer Steilküste mit schroffen Formationen und vielen Felsbögen aus.
Passage nach Cabo Verde
Die Windprognose für die Passage ist nicht ideal, scheint aber insgesamt recht ok. Die Realität hält sich dann wie so oft nicht so recht an diese Vorhersage. In den ersten 24h bekommen wir noch guten Wind, wenn auch etwas schwach. Wir setzen den Genaker und kommen so immer noch ordentlich voran. Mit einem ETMAL von 124NM (Strecke in 24h) geben wir uns zufrieden, auch wenn wir sonst meist deutlich darüber liegen. Doch die Verhältnisse sind schön gemütlich, nicht viel See und konstant 10-15kn Wind. Am zweiten Tag fällt der Wind dann komplett aus und wir laufen lange Zeit unter Maschine. Dann in der Nacht zum dritten Tag kommt der angekündigte Wind endlich an, doch nicht etwa moderat, sondern recht heftig mit F6-7. Insbesondere baut die See nun richtige Wellenberge auf, die zumindest für unseren Kurs noch auszuhalten sind. Aber jetzt laufen wir richtig schnell, selbst im 2. Reff machen wir nun meist über 8kn Fahrt. Die restlichen Tage erreichen wir ein ETMAL von über 190NM. Doch bei solch schneller Fahrt und derart hoher See wird die Fahrt ziemlich anstrengend. Der Lärm und die Bewegung im Schiff erschweren den Schlaf, Kochen ist anspruchsvoll, muss doch alles gesichert werden. Grosse Wellen drücken die Shiva immer mal wieder vom Kurs, oft schlagen sie auch mit Wucht seitlich an die Bordwand und spritzen über das ganze Cockpit hinweg.
Der Wind hält so mit konstant mehr als 20kn an, bis wir in der Nacht des 5. Tages die Insel Sal im NE der Kapverden erreichen. Von früher kennen wir die Baia de Mordeira etwas südlich des Hafens von Palmeira, die auch im Dunkeln problemlos angefahren werden kann. Wir ankern dort allein, trinken auf die erfolgreich überstandene Passage einen Schlummertrunk und erholen uns dann dort bis zum Folgetag.
Sal mussten wir anlaufen, um in den Kapverden einzuklarieren. Die Küstenwache und die Immigration sind nett und erledigen dies prompt und problemlos. Daneben besorgen wir uns wieder eine lokale SIM-Karte für den mobilen Internet-Zugang, die nun aber im Vergleich zur EU deutlich teurer resp. eingeschränkter ist. Statt der bisher beanspruchten 60GB pro Monat bekommt man zum selben Preis hier nur noch 7GB… und nach drei Tagen waren die prompt schon weg!
Sao Nicolao
Wir kennen Sal vom letzten Besuch, uns zieht es weiter, wo es Bäume und Berge gibt. Also legen wir nach dem Einklarieren am anderen Morgen noch vor Sonnenaufgang los hinüber zur nächsten Insel Sao Nicolao im Westen. Dort machen wir erst einmal einen Halt im kleinen Ort Carrical ganz im Osten. Dieser ist recht abgelegen und über Land nur über eine Naturstrasse zu erreichen. Wir machen Bekanntschaft mit einem neu eröffneten Restaurant BeiraMar, das auf einer Terrasse mit Blick übers Meer liegt. Zusammen mit den Crews zweier anderer Yachten verbringen wir einen unterhaltsamen Abend.
Nach Wegfahrt von Carrical bringen wir die Angel aus und haben prompt nach kurzer Zeit einen Fisch am Haken. Als wir den nach und nach bis zum Heck eingeholt haben, staunen wir nicht schlecht. Da haben wir einen über einen Meter langen, fast 20kg schweren Black Fin Tuna gefangen. Nach dem Zerlegen bleiben uns über 12kg bestes Filet. Die eine Hälfte stopfen wir in unseren Tiefkühler, der damit bis oben hin voll wird. Sogar die Eiswürfel müssen nun dran glauben und werden vorerst aufgegeben. Die nächsten Tage gibt es nun nur noch Tuna-Steaks zum Abendessen. Im nächsten Ankerplatz verschenken wir die andere Hälfte an die Crews anderer Schiffe.
An Land wiederholen wir nochmals eine Wanderung, die wir vom letzten Mal kennen. Mit einem Aluguer, also einem Sammeltaxi, lassen wir uns zur Ortschaft Cachaco auf der Anhöhe fahren. Wir bringen noch etwas Schulmaterial der dortigen Schule vorbei, wo es mit grossem Hallo dankend entgegen genommen wird. Dann steigen wir hinauf zum Monte Gordo, dem höchsten Gipfel der Insel. Auf der Nordseite ist dieser bewaldet, während die Südseite völlig trocken ist. Von dort steigen wir über zwei Übergänge in das Tal von Ribeira da Prata. Der Weg ist eigentlich recht gut ausgebaut und gut zu finden. Doch er führt wirklich sehr steil hinab und erfordert dann mehr als 1000m Abstieg bis fast hinab an die Küste. Unten angekommen kommen wir dann erneut mit einem Aluguer zurück nach Tarrafal, wo wir die Shiva vor Anker zurückgelassen haben. Eine weitere Wanderung führt uns von der Höhe auf der anderen Seite hinab in den Hauptort Ribeira Brava.
Santo Antao
Von Sao Nicolao aus halten wir dann weiter nach Westen und gehen vor der unbewohnten Insel Santa Luzia vor Anker. Der Wind ist jedoch sehr heftig und die Wellen so hoch, dass ein Anlanden am Strand nicht ratsam erschien. Die Brandung war derart hoch, das wir mit dem Dinghy zweifellos gekentert wären, und selbst schwimmend schien es recht gefährlich. Also brachen wir am anderen Morgen gleich wieder auf. Beim Anker lichten kam ein Schiff der Küstenwache vorbei. Die Insel gilt als Naturschutzgebiet, nun werden alle Schiffe weggewiesen, die dort vor Anker gehen. Eigentlich schade.
In Santo Antao können wir vor dem Fährhafen von Porto Novo vor Anker gehen. Wir liegen dort gut und fest, allein war bisher auch hier das Anlanden mit dem Dinghy schwierig. Zu unserer Freude finden wir nun im Fährhafen einen Schwimmsteg vor, an dem die Fischer festmachen. Dort hat es auch noch ausreichend Platz, um das Dinghy festzumachen und so einfach und trocken an Land zu gelangen. So können wir uns für die Wanderungen der kommenden Tage organisieren.
Erst fahren wir mit einem Taxi über die Bergstrasse auf die andere Seite der Insel an die Nordküste. Diese Strasse ist ja schlicht spektakulär gebaut, einerseits von der Route her, andererseits von der Bauart mit kunstvoll gelegtem Kopfsteinpflaster. An vielen Stellen ist sie durch den (weichen) vulkanischen Fels geschnitten, stellenweise verläuft sie direkt auf dem Grat mit steilen Abhängen zu beiden Seiten. So wird bereits die Fahrt zum Ausgangspunkt zu einem Erlebnis. An der Nordküste folgen wir dann einem Pfad durch die Klippen der Felsküste von Cha de Igreja bis nach Ponta do Sol. Am Weg gibt es zwei kleine Orte, die nur zu Fuss erreichbar sind. Der Atlantik brandet gewaltvoll an die Felsen und beschert uns eine ständiges Rauschen. Der Weg ist auch über weite Strecken mit Steinen ausgelegt und diente wohl früher als wichtiger Saumpfad. Heute ist er die wohl bekannteste Route der Insel und wird nun entsprechend auch viel begangen.
Eine weiteres Highlight wird schliesslich die Wanderung rings um die Caldera der Cova auf der Krete der Berge, und dann steil hinab ins Valle do Paul. Dieses Tal ist nach NE offen, sodass der Passat direkt hineinbläst und damit das ganze Jahr über Feuchtigkeit hineinzubringen vermag. So bildet dieses Tal eine grüne Oase innerhalb der sonst überwiegend trockenen Insel. Zahlreiche kleine Landwirtschaftsbetriebe pflanzen hier alles mögliche an, von Bananen, Zuckerrohr, bis zu diversem Gemüse und Früchten. Wir sind auch hier sehr beeindruckt, wie der Weg vom Bergrücken auf über 1400m bis hinab in den Talboden auf 400m angelegt worden ist. Unten finden wir eine urgemütliche Taverne O Curral mit feinen lokalen Gerichten und erfrischend kühlem Bier.
Sao Vicente
So endeten damit die drei Wochen für Thomas bei uns an Bord. Wir liefen am Sonntag in die Marina von Mindelo, wo es nun ausreichend viel freien Platz gibt. Die ARC+ mit fast 100 teilnehmenden Yachten ist wenige Tage zuvor (endlich!) weitergezogen. Diese organisierten Flottillenfahrten mit hunderten von Yachten sind langsam eine echte Plage, da sie die beschränkten Plätze der Marinas exklusiv für sich beanspruchen und damit den übrigen Cruisern das Leben schwer machen.
Wir nutzen die Gelegenheit in der Marina, um endlich das letzte Stück des Deckanstrichs mit Kiwigrip zu vollenden. Dazu braucht es halt wie üblich zuerst die vielen Vorarbeiten mit abkratzen der losen Stellen, anschleifen, aufspachteln mit Epoxy, glatt schleifen, grundieren, abdecken. Der eigentliche Anstrich ist dann schnell gemacht, und das Ergebnis erfreut uns nun hoffentlich die nächsten paar Jahre noch.
Wir wiederholen auch hier schliesslich eine kurze Wanderung entlang der NE-Küste über einen schönen, bunten Sandstrand. Wir nehmen dabei ein australisch/italienisches Paar mit. Sie sind mit ihrer Yacht seit 10 Jahren unterwegs, haben in Australien resp. Tasmanien begonnen, waren lange im Mittelmeer und wollen nun nach und nach zurück in den Pazifik. Wir verabreden uns in den Grenadinen für Weihnachten und/oder Silvester, mal sehen was daraus wird. Jedenfalls feiern wir in grosser Runde von Australiern, Schotten und Amerikanern ihre Losfahrt von den Kapverden. Dank Internet und Tracking lassen sich andere Yachten ja verfolgen und damit ein Treffen organisieren. Wir sind nun auch dran, unser Satellitengerät Iridium-Go zu aktivieren, mit dem wir dann für die Atlantikpassage aktuelle Wetterdaten abrufen, sowie unsere Position übermitteln können. Diesmal sollte man uns also auch unterwegs folgen können.