Dominica – Viele Wasserfälle und ein Boiling Lake

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Das mit dem Blog bleibt bei mir manchmal etwas länger liegen… und als ich endlich die Zeit seit den Festtagen zu kommentieren begann, wurde es etwas gar viel. So unterbrach ich bei Martinique und bewahrte mir Dominica für einen eigenen Eintrag auf. Schliesslich hat diese Insel für uns mit der letzten Reise besondere Bedeutung erhalten… sie ist einfach schlicht schön und bietet unglaublich urtümliche Naturspektakel. Dieser Ort ist einer der wesentlichen Gründe, warum wir nochmals zurück in die Karibik wollten (zusammen mit den Bahamas, aber die kommen ja dann erst).

Roseau & Scott’s Head

Die Passage von Martinique nach Dominica ist ja nur kurz, ganze 32M. Diesmal bekommen wir sogar den hier sonst üblichen E-Wind in meist normaler Dosis ab und gleiten damit bei Halbwind zügig nach Norden. Nur kurz zwischendrin erwischt uns doch wieder einmal eine Sturmböe eines durchziehenden Regenschauers mit kurzzeitig mehr als 35kn Windspitze. Dies ist zu viel für den Autopiloten. Die Shiva schiesst auf, wir laufen unter Motor eine Q-Wende und kehren so auf den bisherigen Kurs zurück. Vor Roseau nehmen wir eine Mooring nahe beim Steg der Fischerei-Genossenschaft. So können wir auch ohne Aussenborder mit dem Dinghy rudernd an Land. Das Einklarieren bei der Behörde ist flink, günstig und freundlich und schliesst gleich auch noch das Ausklarieren in zwei Wochen mit ein. Was für ein Unterschied zu Saint Vincent oder Grenada (dabei ist Dominica das ärmste Land von allen!). Wir lösen auch gleich einen Site Pass für 7 Tage für die Nutzung der Wanderwege und Eintritte der Nationalparks. Mit Marcus sind wir vom letzten Mal her bereits bekannt und sind schnell handelseinig über den Preis der Mooring für die kommenden 7 Tage. So steht uns die Insel für unsere geplanten Erkundungen offen.

Im Bus fahren wir ganz zur Südspitze nach Scott’s Head. Diverse Orte auf Dominica dienten als Kulisse für die beiden Folgen von Pirates of the Caribbean 2 & 3, allerdings ist im Film dies dann nur sehr eingeschränkt zu erkennen. Nichtsdestotrotz, die Gegend ist halt schon schön! Von der Halbinsel dort bekommen wir einen schönen Ausblick auf die kreisrunde Bay, die offenbar auch ein (allerdings versunkener) Vulkankrater sei. Am Rand blubbert ja Gas unter Wasser aus dem Boden, sodass es dort Champagne Reef heisst. Der Bucht entlang wandern wir zurück nach Soufrière (von denen gibt es ja auf fast jeder Insel einen von den Franzosen so bezeichneten Ort …) und von dort hinauf in eine Bergflanke. Dort finden wir einen Ort mit heissen Quellen und Fumarolen, Sulphur Springs genannt (und daher auch Soufrière). Es ist uns allerdings zu heiss und schwül für ein Thermalbad, das Meer ist heute angenehmer.

Middleham Falls

Am nächsten Morgen machen wir uns früh auf den Weg und wollen zu irgendeinem der Wasserfälle oberhalb von Roseau. Wir stellen uns an die Strasse und versuchen per Autostop oder Bus wegzukommen. Ein Pickup auf dem Weg zur Baustelle eines Resorts oben am Berg nimmt uns mit, zusammen mit zwei jungen Frauen aus Kanada (denen war Guadeloupe zu teuer, so verlegten sie nach Dominica…). Am Abzweiger zu Trafalgar Falls braust er vorbei, also solls denn halt der andere werden. Offenbar beeindruckt von den beiden Frauen beschliesst der Fahrer eine Privattour zu machen … uns solls recht sein. Auf der Zufahrt zum Trailhead des Middleham Falls hält er für drei weitere Wanderer … und ich erkenne die sogleich wieder: da treffen wir (einmal mehr per Zufall) auf Adrian aus Australien, mit dem wir schon in den Kapverden gewandert sind! Was für ein Hallo… seine Begleiter Phil und Lesley sind auch von Down Under, wir waren alle zusammen an einem denkwürdigen Farewell-Dinner in Mindelo versammelt, bevor sie zur Atlantik-Passage aufbrachen.

Gemeinsam gingen wir also weiter durch den Regenwald bis zum imposanten Wasserfall. Dort liess es sich im Pool darunter prächtig schwimmen, wenn auch das Wasser recht kühl erschien. Doch die Abkühlung tat gut. Wir hatten uns auch viel zu erzählen. Wir bekamen nicht mit, dass sie auch auf Dominica in Roseau waren, weil Adrian seine Position in NoForeignLand nicht regelmässig nachführte. So ankerten sie mit ihren beiden Schiffen N des Cruise Ship Docks vor der Stadt, wo wir sie nicht sehen konnten.

Boiling Lake

Der nächste Tag versprach ordentlich gutes Wetter und so machten wir uns am anderen Morgen in aller Frühe gemeinsam auf den Weg zum Boiling Lake. Mit dem Bus um 0630h kamen wir fast bis zum Trailhead bei Laudat. Dort nahm uns dann ein Amerikaner im Pickup mit, der am Seilbahnprojekt auf der Insel arbeitet. Dort wird nämlich nun eine gigantische Seilbahn gebaut, die von der Strasse oberhalb Roseau durch den Regenwald hindurch am Trafalgar Fall vorbei bis auf einen Bergkamm oberhalb des Boiling Lakes führt. So werden dann die Cruise Ship Gäste künftig bei fast jedem Wetter ihr Highlight von Dominica erleben und in modernen Doppelmayer Gondeln durch Regenwald und über Wasserfälle schweben. Die Preise dafür werden garantiert europäisch ausfallen …

Wir sind heute zu viert unterwegs, für Lesley war die Strecke zu anstrengend. Immerhin galt es auf dem Hin- und Rückweg insgesamt 1’100 Höhenmeter zu überwinden. Doch die Tour ist schlicht schön. Anfangs führt sie durch dichten Regenwald über einige Wasserläufe, steigt dann extrem steil auf einen schmalen Grat hinauf über den man auf den höchsten Punkt des Weges gelangt. Von dort sieht man hinab ins Valley of Desolation, eine thermisch sehr aktive Zone mit zahlreichen heissen Quellen und Fumarolen. Und in der Ferne, mitten im dichten Grün steigen die Dampfschwaden des Boiling Lakes auf. Zuerst geht es aber sehr steil hinab, nochmal über einige Wasserläufe, in denen es milchig weiss, schwarz oder türkisfarben fliesst. Nach einem weiteren Gegenanstieg ist es geschafft, der See in einem Vulkankrater liegt vor uns und strodelt tatsächlich vor sich hin. Im Gegensatz zu unserem letzten Besuch bekommen wir eine verhältnismässig gute Sicht ab. Die Wolken sind auf der E-Seite der Insel diesmal noch nicht ganz so dicht.

Auf dem Rückweg gönnen wir uns ein kurzes Bad in einem Thermalpool. Das Wasser ist körperwarm, es braucht erst etwas Überwindung um einzutauchen. Aber mittlerweile beginnt es eh schon leicht zu regnen, also tut dies uns ganz gut. Nach 7h Fussmarsch sind wir zurück beim Trailhead, etwas müde aber sehr zufrieden. Kurz darauf kommt auch der Amerikaner mit seinem Pickup wieder vorbei. Er hat seine Schicht auf der Baustelle beendet und nimmt uns gleich wieder mit hinab nach Roseau. Was für ein Service!

Trafalgar Falls

Am nächsten Tag ist Wellness angesagt, um die müden Beine und strapazierten Füsse zu pflegen. Wir kommen wieder einmal per Anhalter bis hinauf zum Trafalgar Fall. Da Cruise Ships angelegt haben, sind die Busse nur noch spärlich unterwegs, denn dann fahren sie lieber Touristen im Taxi auf Inseltour herum. Nun denn, wir kommen recht gut hin und wandeln mit den Massen zum Viewpoint dieser beiden Wasserfälle des Roseau Rivers: Mama & Papa Fall. Der linke der beiden (also Papa Fall) bietet eine Besonderheit, denn dort quillt Thermalwasser auf der Seite aus dem Fels. Gut wissen das die wenigsten …

Wir gehen also zielstrebig durch den Viewpoint hindurch und kraxeln über die grossen Boulders hinauf zum Fuss von Papa Fall. Dort sind wir fast allein, vom Trubel unten der im Takt mit Bussen hochgekarrten Cruiseship-Gäste bekommt man dort nichts mehr mit. Welche Wohltat dann ausgiebig sich in Wechselbädern mal heiss, mal kalt begiessen zu lassen. Wir bleiben bis zum Nachmittag und geniessen die Ruhe.

Jacko’s Steps & Falls

Wir lesen von einer kurzen Wanderung im Inneren der Insel, die an die koloniale Vergangenheit erinnert. Aufständische Sklaven hatten sich im frühen 19. Jh. in die Berge geflüchtet und in einem Camp niedergelassen. Von dort aus führten sie Überfälle auf die Sklavenhalter und deren Truppen durch, was wie zu jener Zeit üblich nicht gut für die Aufständischen ausgehen konnte. Sie wurden eines Tages schlicht niedergemetzelt. Aus jener Epoche zeugt eine in den Fels gehauene Treppe mit riesigen Tritten (bis 1m hoch), die von einem Bergkamm hinab zum Layou River führt.

Von dort hätte man die Treppe auch wieder hinaufsteigen können und den gleichen Weg zurück … wir folgen jedoch dem mäandernden Flusslauf hinauf. So kamen wir durch eine bezaubernde Landschaft und eine schöne Schlucht, allerdings manchmal auch an unsere Grenzen. Das Wasser im Fluss ist wunderbar klar, doch stellenweise war’s dann halt schon etwas gar tief, insbesondere für Brigitt, die oftmals hüfttief waten musste. Nachdem wir einige Male darüber sinnierten, ob eine Umkehr doch nicht vernünftiger wäre, folgten wir dann aber doch immer weiter den seltenen Spuren am Flussufer und kamen so schliesslich doch wieder zum Ausgangspunkt. Allerdings dauerte der Rückweg schliesslich doppelt so lange wie wenn wir auf dem selben Weg zurück wären.

Bwa Nef Fall & Chocolate Factory & Batibou Beach

Nach einer Woche in Roseau im Süden der Insel verlegen wir mit der Shiva nach Portsmouth im Norden. Dort lässt sich in einer weiten Bucht gut ankern. Bei Ankunft sind wir überrascht, wie viele Schiffe dort bereits vor Anker liegen. Auch sämtliche Moorings sind besetzt, nur bauchts die hier ja nicht, denn der Ankergrund ist gut und nicht allzu tief. Allerdings spielt das Wetter gerade einmal mehr verrückt und beschert uns S-Wind. Ein gewaltiger Sturm im N-Atlantik saugt die ganze Luft an und beschert uns so auch sehr unangenehmen Schwell in der Bucht. Anlanden wird zur Herausforderung, gut können wir dies rudernd angehen. Wir verlegen auf die Südseite, wo es etwas ruhiger ist. Nicht viel später ist fast die ganze Flotte auch hier drüben … am nächsten Tag hören wir, dass zwei Segler offenbar in der Nacht an den Strand geschwemmt worden sind, weil Leine oder Anker nicht hielt.

Im Bus fahren wir auf der North Link Road um die N-Spitze der Insel herum bis zum Ausgangspunk für den kurzen Weg hinauf zum Bwa Nef Wasserfall. Dort stürzt ein hübscher kleiner Wasserfall in eine schmale Schlucht hinein. Neckisch sind oben in der Schlucht zwei Felsbrocken verkeilt, so dass man bei der Besichtigung hofft, dass die auch noch eine Weile länger dort oben stecken bleiben.

Etwas weiter unten kommen wir dann an zwei schönen Stränden vorbei, die auch als Film-Kulisse dienten, nämlich Batibou und Hampstead Beach (aka #1 Beach). Allerdings trägt der vielgepriesene #1 Beach immer noch schwere Spuren der letzten Hurricanes und kann so die Versprechungen nicht erfüllen. Ohnehin geht uns auf den Geist, dass hier offenbar die Sitte eingerissen hat, dass irgendwelche Wegelagerer den Zugang zu diesen Sehenswürdigkeiten als privat deklariert und dafür nun einen Wegzoll von heftigen 5-10USD pro Person einzutreiben versucht. Eigentlich sind diese Orte ja von der Parkbehörde verwaltet und damit über die Site-Passes abgedeckt … aber die ist halt schon sehr weit weg am anderen Ende der Insel.

Schliesslich besuchen wir noch eine kleine, schmucke Schokoladen-Manufaktur am Pointe Baptiste in Calibishie. Dort bekommen wir eine Prtivatführung durch den Herstellungsprozess von der Kakaopflanze bis zur fertig verpackten Tafel. Man bekommt auch die interessanten Geschmacksrichtungen zur Verkostung vorgesetzt. Ein Nachfahre der in den 30-er Jahren hierhin ausgewanderten englischen Familie baute diesen kleinen Betrieb auf und führt ihn in liebenswerter Weise fort.

Indian River

Ach ja, dies ist eigentlich das touristische Highlight der Insel, Schauplatz des Films mit den Szenen im Sumpf und dem Wohnhaus der Hexe. Wir liessen es das letzte Mal aus, doch diesmal buchen wir gemeinsam mit Adrian, Phil und Lesley eine Tour. Unser Führer Titus erzählt uns zahlreiche Geschichten über Film, Gegend und Natur, zeigt uns alle möglichen Kräuter und Pflanzen. Wir bekommen auch viele Muster für auf’s Schiff mit. Die Stimmung am frühen Morgen ist eh bezaubernd und wir geniessen diesen Ausflug sehr. Der Flusslauf darf nur mit Ruderbooten befahren werden, wozu ausserdem nur die lokalen Führer zugelassen sind. Nun denn, zumindest gelangen diese so zu einem guten Auskommen, wenn auch auf die Saison zwischen Dezember und Juli beschränkt, solange keine Hurrikans in der Region wüten.

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