Und es blitzt und donnert!

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Einen solchen Einstieg hatten wir bisher noch nie erlebt auf unseren letzten drei Fahrten ab Ameglia. Meist hatten wir eigentlich recht ruhiges Wetter, oft kaum Wind und vielleicht von Weitem etwas Wetterleuchten über dem Festland. Diesmal war es manchmal doch etwas gar rau.

Wir kamen gut weg von Ameglia und ruhten uns eine Nacht vor Lerici aus. Da ordentlicher Wind angesagt war, nützten wir den aus und bekamen einen schönen Segeltag nach Capraia. Dort ankerten wir in der Bucht im NE wie letztes Jahr, Cala della Mortola und hatten eine ruhige Nacht. Eigentlich wollten wir für einen Wanderung in den Hafen, doch der war geschlossen, wegen angesagtem Starkwind aus NE. Also gab’s nur ein Glacé und dann weiter nach Elba.

In Elba fanden wir zwischen den vielen Yachten und Booten noch ein Plätzchen in der Bucht von Fetovaia. Am anderen Morgen stiegen wir den bereits vom Vorjahr bekannten Weg zu Monte Capanne hoch und genossen die Aussicht. Mit Seilbahn und Bus ging es am Nachmittag zurück zum Schiff, das immer noch gut lag. Da auf den Abend Gewitter angesagt waren, verlegten wir in die Bucht von Marina di Campo, die guten Schutz versprach. Und in der Tat, am Abend stürmte es kurz und heftig mit 30kn durch die Bucht, dann war wieder Ruhe. Doch die Nacht blieb unruhig mit starkem Schwell, sodass die Shiva heftig rollte. Um Mitternacht knallte und blitzte es draussen, doch dies war nur ein fantastisches Feuerwerk zum Schutzheiligen der Insel. Wir sassen mitten drin und staunten verschlafen in den Himmel.

Den Tag darauf verlegten wir nach Giglio, in der Hoffnung etwas vom Wind des Vortags noch mitzubekommen, doch es war reine Flaute. Auf den Abend war erneut Starkwind angesagt, doch die Bucht schien geeignet, auch wenn der Ankergrund nicht ideal ist. Nach einem traumhaft kitschigen Sonnenuntergang ging’s dann gewaltig los. Der Wind frischte auf über 30kn auf, die See rollte in die Bucht und wir rollten und stampften meterhoch in den Wellen. Trotz 50m Kette auf 8m Wassertiefe hielt der Anker nicht, also hiess es neu ankern, diesmal mit 65m im Dunkeln. Einige weitere Yachten hatten die Bucht mittlerweile im Dunkeln verlassen. Diesmal hielt der Anker gut bis zum Morgen, nur war bei derart unruhiger See an Schlafen nicht zu denken.

Erst gegen Morgen wurde es ruhiger. Ich nahm den Wassermacher in Betrieb, doch dort wollte die Förderpumpe erst nicht ansaugen. Nach einigem hin und her bekam ich dies dann zum Glück doch noch hin. Ich baute die Zuleitung ab und führte einen kurzen Schlauch direkt aus einem Kanister zu. So liess sich das System füllen und die zuerst notwendige Spülung durchführen. Dann wieder alles wie gehabt montiert und … jetzt saugt die Pumpe das Meerwasser an und wir bekommen frisches, sauberes Trinkwasser aus dem System heraus! Plötzlich höre ich lautes Fluchen und Schreien draussen. Ein in der Nähe ankernder Italiener hat unseren Anker an seinen gehängt und beide hochgezogen. Ziemlich verzweifelt versucht er den nun bei stampfendem Schiff diesen vom Wasser aus schwimmend wieder frei zu kriegen. Geht natürlich gar nicht, unser Anker hat 25kg und dann hängen noch 10m Kette dran. Wie soll er den von Hand im Wasser schwimmend hochheben können? Ich gebe ihm die Anweisung, unseren Anker mit einer Leine an seine Klampe zu nehmen und seinen nochmals fallen zu lassen. Bis er das hinkriegt ist er völlig ausser Puste und sitzt auf den beiden verkeilten Ankern in der stampfenden See. Ich eile ihm zu Hilfe und so bekommen wir schliesslich die beiden Anker wieder klar, ohne dass sich dabei jemand verletzt.

Da der Wind anhält, und die See eh zu rauh zum Anlanden ist, gehen wir auch gleich wieder Anker auf und nehmen Kurs auf die Pontinischen Inseln, die eh eine Nachtfahrt erfordern. Doch Brigitt vergisst die Ankerkette am Schluss zu führen und so verkeilt sich diese heftig in der Ankerwinch. Zumindest ist der Anker fest und schwingt nicht mehr frei. Also zerlege ich zuerst die Winch, statt dass wir lossegeln könnten. Auch die 100A Sicherung ist natürlich durchgebrannt, aber Ersatz zum Glück noch vorhanden. Als alles wieder läuft, setzen wir Kurs auf Palmarola und segeln den Tag und die ganze Nacht ruhig durch. Am frühen Vormittag kommen wir an und geniessen die malerische Bucht Cala Brigantina. Zum Übernachten verlegen wir auf die andere Seite nach Ponza in die für mich absolut spektakuläre Bucht Chiaia di Luna.

Wir geniessen das Baden in der Bucht, gehen am Strand spazieren, schnorcheln in einer Nachbarbucht zum Schnorcheln eines Schiffswracks und verlegen dann auf die andere Seite nach Ponza. In der Nacht ist erneut Starkwind angesagt und dort sind wir auf der windabgewandten Seite der Insel. Und wirklich, um 02h weckt uns der Sturm mit heftigen Böen und Regenschauern. Wir schieben Ankerwache, aber bei uns ist alles gut. Nicht so bei einigen anderen Yachten in der Bucht: Zwei kollidieren und die Crew wird von der Küstenwache abgeborgen. Riesen Theater am Funk, aber die Leute von der Guarda Costiera wickeln dies gut und überlegt ab. Die Yacht ohne Anker wird abgeschleppt und im Hafen an die Mole gelegt. Es folgt ein ruhiger, schöner Morgen, den wir badend in der Cala Inferno verbringen. Wir sind dort allein, offenbar sind viele durch die Ereignisse der Nacht noch eingeschüchtert.

Am Nachmittag segeln wir mit dem aufkommenden Wind hinüber nach Ventotene und ankern vor der Hafenmauer. Die aufziehenden Gewitterwolken in der Ferne und die raue See lassen keinen Landgang zu. Und wieder zieht ein Gewitter mit heftigen Böen im Süden vorbei, wir sind nur am Rand betroffen. Doch dies reicht für heftige See und eine Nacht, in der kein Auge zugeht. Unser Anker hält perfekt, hingegen geben die drei Yachten um uns herum rasch auf und flüchten in die Marina. Bei Sonnenaufgang legen wir also ab und segeln weiter nach Ischia.

In Ischia ankern wir in der weiten Bucht vor Sant Angelo. Hier hat es viel Platz und der Ankergrund hält gut. Wir wollen ein paar Nächte bleiben. Erst wandern wir auf den Monte Epomeo, dann machen wir eine Inseltour im öffentlichen Bus und besuchen Porto d’Ischia und Forio. Eigentlich erhofften wir uns irgendwelche Festivitäten zum Nationalfeiertag Feragosto, es ist aber nicht viel los. Doch kulinarisch lassen wir es uns gut gehen. Auf unserer Wanderung haben wir ein Restaurant oben am Berg entdeckt, das Besonderes versprach, und es auch wirklich zu erfüllen vermochte. Wir assen vom Feinsten, Antipasto Caponata, Primo mit Pasta an Kaninchenragout, dann Secondo ein ganzes Kaninchen und schliesslich als Dolce ein Tiramisu als i-Tüpfelchen. Wir rollten gesättigt vom Berg herunter und schliefen wie die Herrgötter an Bord ein. Dann um 03h brach die Hölle aus. Der Wind brüllte mit 40kn durch die Bucht. Als ich ins Cockpit stürmte, lag das Dinghy samt Aussenborder bereits gekentert im Wasser. Erst demontierte ich das Sonnendach, damit dieses keinen Schaden nimmt. Dann versuchte ich das Dinghy zu bergen. Blitze zuckten wie Strobos und der Regen prasselte herab. Von unten schaffte ich erst den externen Benzintank abzukoppeln und an Bord zu holen. Der war nur noch am Benzinschlauch mit dem Dinghy verbunden. Dann konnte ich das Dinghy hinten etwas anheben und den Aussenborder von unten her an Deck holen und sichern. Schliesslich bargen wir auch noch das Dinghy samt den beiden Riemen. Nur die Sitzbank mit der Tasche und das Oesfass hatten wir verloren. Aber zum Glück hatte uns in der Karibik jemand eine solche Sitzbank als Ersatz geschenkt. Also kaum materieller Schaden.

Ich machte mir grosse Sorgen um den Aussenborder. Als wir auf den Kapverden 2018 mit dem Dinghy einmal kurz kenterten, machte ich danach wochenlang daran herum, bis der Motor wieder richtig lief. Nun denn, jetzt hatte ich ja zumindest etwas Erfahrung, allerdings lag diesmal der Motor fast 1h im Meer. Wir verlegten nach Forio, um etwas ruhigere See zu finden. Dort machte ich mich an die Wiederinbetriebnahme des Aussenborders. Alles mit Süsswasser gründlich spülen, Zündkerze ersetzen, WD40 in den Zylinder, Vergaser ausbauen, reinigen und wieder zusammenbauen, frisches Benzin in den internen Tank … und nach zwei Zügen startet er wieder!!! Was noch folgt sind drei Mal Oelwechsel (das Oel sah wie Ovo aus…!) und das ganze Benzin aus dem externen Tank zu ersetzen, denn auch dort war nun etwas Salzwasser drin. Der Aussenborder läuft seither wieder problemlos, offenbar haben die Massnahmen gewirkt. Die schöne Umgebung von Procida und die hilfreichen Tipps der Fischer dort helfen uns, auch diese letzten Arbeiten am Aussenborder gut zu Ende zu bringen. Denn, wie wird man 12lt (verschmutztes) Benzin in Italien auf ordentliche Art wieder los? Nach langem Suchen hilft eine Werft auf der anderen Seite der Insel.

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