Azoren mit seinen Hoch’s und Tief‘s

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Die Azoren liegen mitten im Nordatlantik, etwa 2000M östlich der US-Küste und 1000M westlich von Europa’s Festland, etwa auf selber geografischer Breite wie Lissabonn. Sie sind relativ jungen, vulkanischen Ursprungs, der letzte Ausbruch erfolgte 1958 und schenkte Portugal bei Capelinho auf Faial den letzten territorialen Zuwachs. Dass der Untergrund immer noch unruhig ist zeigte sich erst 1998 wieder, als die Gegend von Erdbeben erschüttert wurde, die schwere Schäden an Gebäuden hinterliessen, die heute noch sichtbar sind. Die Küsten sind hoch, steil abfallend und bieten kaum Ankerplätze. Aber zumindest in den Hauptorten gibt es sichere, grosse und günstige Marinas, insbesondere in Horta (Faial) und Ponta Delgada (Sao Miguel). Auf den übrigen Inseln sind diese hingegen eng und manchmal abenteuerlich, weil eigentlich nur für die lokalen Fischer gedacht. In den Marinas kann auch recht unangenehmer Schwell stehen, der beim Liegen an einer rohen Kaimauer und entsprechendem Wind die Fender und Festmacher arg strapaziert.

Nach der Atlantikpassage hatte ich fast zwei Monate Zeit von Anfang Juni bis Ende Juli, die Azoren mit unterschiedlichen Crews zu entdecken. So setzten wir also mit der Shiva zwischen den Inseln über, machten in der verfügbaren Marinas fest und erkundeten dann die Insel zu Fuss, per Anhalter oder im Mietauto. Immerhin schaffte ich es so, 7 der insgesamt 9 Inseln zu besuchen.

Sao Miguel – Grupo Oriental

Am 6. Juni endete in Ponta Delgada unsere Atlantik-Passage mit Silke und Yannick, also im Osten der Azoren. Die nächste Crew kam erst 10 Tage später und ich hatte eh seit langem einen kurzen Heimurlaub in der Schweiz geplant. Silke hütete verdankenswerterweise die Shiva sehr umsichtig, während ein Sturmtief mit Windspitzen über 40kn über die Insel und durch die Marina fegte. Bei meiner Rückkehr erschien mir das Schiff fast wie in einem Makramé eingeknotet, aber unbeschadet und sicher.

Im Mietauto erkundeten Silke und ich zuvor zwei Tage lang die Insel Sao Miguel und erhielten so unseren ersten tieferen Eindruck von der Landschaft. Blühende Hortensien im Überfluss säumen die Strassen, die durch üppig grüne Weiden mit Herden von Rindern oder kleinere Wälder führen. Eine Vielzahl von Vulkankegeln prägt die Landschaft, deren Hänge grün bewachsen und von Mauern aus schwarzem Tuffstein mit blühenden Hortensien kreuz und quer durchzogen sind. Die mir zugetragene Charakterisierung der Azoren als „… as if Scotland and Hawai had a love child“ erschien mir überaus treffend. Denn das üppige Grün verdankt die Gegend den oftmals durchziehenden Tief’s mit Regenschauern, aber zumindest dichten Wolken und Niesel. Von der Sommerhitze in Mitteleuropa spürten wir hier nichts, die Temperaturen waren angenehm, vielfach sogar kühl.

Wir erkundeten den Grat der riesigen Caldeira oberhalb Sete Cidades bis zum Pico da Cruz, auch wenn der bei unserem Besuch nur in den Wolken oder durch den Nebel erahnt werden konnte. Eine kurze Wanderung führt uns über diverse kleinere Vulkankegel mit Kraterseen. Wir steigen schliesslich auch 300m zur Lagoa do Fogo ab und durch dichtes Buschwerk wieder hinauf. Die irgendwie mystische, unberührte Natur ist ein Genuss. In Furnas sind einige heisse Quellen und Fumarolen zu sehen, die auch heute noch als Kochgelegenheit genutzt werden.

Mit einem lokalen Mechaniker versuche ich den Generator auf der Shiva wieder zum Laufen zu bringen, oder zumindest die Ursache zu lokalisieren, warum er sich zum Ende der Atlantikpassage nicht mehr starten liess. Er meinte schliesslich, es liege an der Einspritzpumpe. Doch selbst nach dem Ersatz mit einer aus den USA bestellten, fabrikneuen liess sich das Ding nicht mehr starten. Sehr ärgerlich! Ich werde mich diesem Problem somit erst im Winterlager in Italien wieder annehmen können. Jedoch bis dahin musste die Zeit auf den Azoren und für die Passage hinüber zum Festland ohne Generator überbrückt werden. In dieser Hinsicht schätzte ich die Verfügbarkeit von Anlegeplätzen in den Azoren, sodass wir fast überall mit Landstrom versorgt wurden. Andernfalls hätten die Batterien täglich mit einigen Stunden Nanni (also Maschine) aufgeladen werden müssen, was 3-4x mehr Diesel gegenüber dem Generator schluckt. Zudem sind die Liegeplätze in den Marinas der Portos do Acores recht günstig (20EUR p.Nacht), manchmal sogar kostenfrei (Graciosa).

Faial, Sao Jorge und Pico – Grupo Central

Die nächste Crew traf mit meiner Rückkehr aus der Schweiz in Ponta Delgada ein. Mit Toni und Carl (resp. CRex) ging es also erst mal wieder westwärts. Der Wind durchkreuzte unsere Absicht, nach NW bis Terceira zu laufen, wir kämpften uns hart am Wind in einer Nachtfahrt wieder zurück nach Horta auf Faial. Der starke Wind und die See machte beiden ordentlich zu schaffen, zur Eingewöhnung hatten wir auch nur einen kurzen Segeltag vor Sao Miguel einlegen können.

Horta war schon der Zielhafen nach der Atlantikpassage mit Silke und Yannick, also kannte ich die Marina bereits. Sie war immer noch sehr gut gefüllt, auch weil eine Regatta eben eingetroffen war (Les Sables d’Olonne – Horta and back). Die meisten Fahrtensegler mussten im Päckchen an der Hafenmauer anlegen. Der Hafenmeister gewährte der Shiva trotzdem einen Liegeplatz an einem Schwimmsteg im Innenbecken, was uns sehr gelegen kam.

Horta erschien uns als romantisches, verschlafenes, aber doch hübsches Städtchen. Im Zentrum der Insel liegt eine eindrucksvolle Caldeira mit über 2km Durchmesser, die man in knapp 2h zu Fuss umrunden kann. Schliesslich führen Wege sowohl an die West- als auch an die Ostküste hinunter. An der Westküste liegt der junge Vulkan Capelinhos aus 1958, der im Meer ausgebrochen ist und dann eine neue Landmasse aufgeworfen hat, die den alten Leuchtturm zerstörte.

Die nächsten Tage waren sehr windarm, also besuchten wir mit der Shiva die beiden Nachbarinseln Sao Jorge und Pico, die in Sichtweite von Horta liegen, mussten aber meist motoren. Wir erwischten in Pico ein recht ideales Wetterfenster, das eine Besteigung des Gipfels der Montanha do Pico ermöglichte, immerhin der höchste Punkt von Portugal mit knapp 2500m. Am frühen Morgen um 06h fuhren Toni und ich im Mietwagen zum Berghaus auf 1400m, wo man sich für den Aufstieg registrieren musste und mit einem GPS-Tracker ausgestattet wurde, allerdings dafür auch 20EUR p.P. liegen liess. Der Aufstieg folgt einem gut ausgebauten Weg, wir schaffen es in etwa 3h bis zum Kraterrand. Der kleine Krater Picinho erhebt sich darin nochmals knapp 100m hoch. Als ich oben ankomme stehe ich zwar über den Wolken, aber von den umgebenden Inseln oder der Küste ist leider nichts mehr zu sehen. Beim zweiten Besuch 3 Wochen später mit Brigitt und unserer nächsten Crew Antoinette und Christian ist das Wetter leider derart schlecht, das an einen nochmaligen Aufstieg zum Pico nicht zu denken ist.

In der Marina von Horta begegnen wir Detlef und Ingrid, die wir von Samana in der DomRep kennen und schätzen lernten. Welch erfreuliches Wiedersehen! Ihre Überfahrt von der DomRep direkt zu den Azoren dauerte 28 Tage und war vom Wetter her ähnlich anspruchsvoll wie bei uns. Respekt, sie schafften dies zu Zweit.

Flores – Grupo Occidental

Als ich die Törnplanung vor über zwei Jahren entwarf, hatte ich offensichtlich gar keine Vorstellung von den Azoren. Insbesondere war ich mir der grossen Distanzen zwischen den drei Inselgruppen nicht bewusst. Will man zwischen Sao Miguel im Osten hinüber nach Faial, Sao Jorge oder Pico im Zentrum oder von dort weiter nach Flores im Westen, so erfordert dies eine Nachtfahrt, denn die Passage ist jeweils 140 resp. 120M weit. Dies sind zu grosse Entfernungen, um einfach mal aufs Geratewohl abzulegen. Günstiger Wind ist eine wesentliche Voraussetzung sowohl für die Hinfahrt, als auch als Prognose für die Rückfahrt, um nicht stecken zu bleiben. Die vorherrschende Windrichtung ist aus dem westlichen Sektor, was Fahrten nach Westen erschwert bis verunmöglicht. Dafür muss ein Wetterfenster mit Nord- oder noch besser Südwind abgepasst werden, was auch wochenlanges Warten erforderlich machen kann.

Ein solches Wetterfenster finden wir gegen Ende der ersten Woche mit Toni und Carl. Von Velas auf Sao Jorge aus können wir in einer recht flotten Nachtfahrt bis nach Lajes do Flores segeln. Die Einfahrt in die Marina dort war bisher schon eng. Nun hat aber ein Sturm ein Stück der landseitigen Mole abgebrochen und mitten in die Einfahrt gekippt, sodass fast kein Platz zur Durchfahrt mehr bleibt. Beim Zurücksetzen mit der Shiva hielt ich erst versehentlich auf jenen abgebrochenen Betonblock zu, der bei Hochwasser unter Wasser liegt, bis ich mir der Situation richtig bewusst geworden bin. Der Schwimmsteg, an dem wir festmachen, ist eigentlich etwas zu kurz, jener gegenüber ist abgerissen worden und wird nur noch von einem Transportgurt am Ponton festgehalten. Die nächsten Tage ist jedoch eher ruhiges Wetter angesagt, also kann die Shiva vorerst so liegen. Selbst unter ruhigen Bedingungen ist der Schwell in der Marina erheblich.

Unsere Erlebnisse auf Flores sind nochmals vom Feinsten. Eine Wanderung mit Toni beginnt am Fuss von spektakulären Wasserfällen in Fajà Grande und führt dann entlang eines unglaublich steilen Saumpfades eine Felswand hinauf ins zentrale Hochland mit einer Vielzahl von Kraterseen. Eine weitere führt uns entlang der Steilküste durch Weiden und mit Hortensien bewachsenen Steinmauern. Wir entdecken durch das Lokal „O Forno Transmontano“, in dem uns ein liebenswürdiges älteres Ehepaar fürstlich bewirtet und einen der wohl besten Schmorbraten in meiner Erinnerung serviert (und dies zu den unglaublich günstigen portugiesischen Preisen). Einer der Höhepunkte für mich war die Begegnung mit einem niedergelassenen Franzosen Michel, der mich als Anhalter auf dem Weg nach Santa Cruz mitnahm. Er war über 30 Jahre als Segler auf der ganzen Welt unterwegs und lebt nun seit etwa 20 Jahren auf Flores. Wir besuchten uns nach dieser ersten Begegnung einige Male gegenseitig, erzählten Geschichten und es kam mir so vor, als ob wir uns schon seit langem gekannt hätten.

Bevor das nächste Frontensystem die Azoren wieder erreichte, segelte ich mit Toni und Carl in einer selten ruhigen, beschaulichen Nachtfahrt zurück nach Horta. Da nun erneut für einige Tage schlechtes Wetter angesagt war, schien es ratsam in der sicheren Marina zu bleiben. So reisten Carl und Toni etwas früher zurück nach Hause und ich erwartete Brigitt wieder zurück an Bord. Nur zu gerne hätte ich Brigitt diese Insel auch noch gezeigt, allerdings liess das Wetter leider eine erneute Überfahrt nicht mehr zu.

Graciosa und Terceira – Grupo Central

Mit Antoinette und Christian segelten wir zum Schluss doch noch über Graciosa und Terceira zurück nach Ponta Delgada. Diese beiden Inseln im Norden des Grupo Central hätten sicher auch noch viel zu entdecken gegeben. Es reichte schliesslich nur noch zu einem vollen Tag zur Erkundung von Terceira im Mietwagen. Das Wetter war erneut eher wechselhaft und brachte recht starken Wind. Die Shiva lag mit einem anderen Schiff in der Marina im Päckchen und schaukelte ordentlich im Schwell. Bis zum Abend war dann einer der (neuen) Fender geplatzt. Zum Glück blieb es bei diesem einzigen weiteren Schaden.

Auf Wiedersehen?

Die Azoren gefielen uns ausnehmend gut, ich könnte mir sehr gut vorstellen, diese nochmals zu besuchen. Ob dies allerdings nochmals gelingt? Der Hinweg über die Karibik ist sehr weit, und der Rückweg zum Festland ist recht anspruchsvoll und nochmals weit. Darüber aber im nächsten Blog.

We will see!

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