In die Nordsee (und die Kanäle Hollands)

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Nach all den Wartungs- und Ausrüstungs-Arbeiten in Kiel und Kappeln war dann doch der Moment gekommen, endlich aufzubrechen. Am 25. Mai frühmorgens ging es also definitv los. Mit willkommener Verstärkung brachten wir erst mal den Nord-Ostsee-Kanal hinter uns und segelten dann gleich weiter bis nach Cuxhaven. Am nächsten Tag brachte der erste eigentlich Schlag über die Nordsee nach Helgoland ein genussvolles Segeln bei fast glatter See, also schon mal gar nichts von der berüchtigten «brüllenden Nordsee».

Nach zwei Tagen auf Helgoland segelten wir erneut genussvoll, über weite Strecken sogar mit Gennaker, bis ins Wattenmeer zu den ostfriesischen Inseln. Die Einfahrt über die Barre nach Langeoog war recht knifflig, denn die Verhältnisse ändern sich laufend und sind in den Seekarten so nicht nachgeführt. Also galt es die Tonnen genau auszumachen und mit einem wachen Blick aufs Echolot sich durchzutasten. Von Langeoog folgten wir den Wattfahrwassern auf der Landseite weiter nach Baltrum, Norderney bis nach Borkum. Diese sind nur bei Hochwasser befahrbar und mit Staken leidlich gut gekennzeichnet. Allerdings blieb oftmals nicht mehr als die gewünschte Handbreit Wasser unter dem Kiel übrig, und in den beiden Häfen auf Langeoog und Baltrum fielen wir bei Niedrigwasser trocken. Dies mochte der Kühlschrank nun aber gar nicht, denn  der Schlick verstopfte die Ansaugleitung und Filter und musste danach ziemlich mühsam wieder ausgeblasen werden.

Aufgrund der prognostizierten Wetterlage, aber auch aufgrund der positiven Berichte wählten wir dann die Staande Mastroute durch den Norden von Holland. Von der Ems-Mündung durch eine Schleuse kamen wir schon in das ausgedehnte Kanalsystem. Spätestens nach der dritten Hebebrücke wurde dies immer mehr zur Routine und wir staunten über die zuvorkommende und unkomplizierte Art, mit denen uns Segelschiffen (… obwohl unter Maschine laufend) allerorten die Durchfahrt ermöglicht wurde. Da wurden Autobahnbrücken gesperrt und angehoben, damit wir unsere Fahrt fortsetzen konnten. Manchmal tanzten ganze Kaskaden von Brücken im Ballett auf nieder. Bezahlen musste man weder an Schleusen noch an Brücken, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen. So kamen wir zu Liegeplätzen mitten in der Stadt Groningen, am Prinsentuin in Leeuwarden oder gegenüber dem Hauptbahnhof in Amsterdam.

In Amsterdam fand der erste Crew-Wechsel statt. Robert (resp. Cincinatus) ging von Bord, dafür bekam ich mit Hasko aus Kiel nochmals für eine Woche Verstärkung. Er half mir bereits in Kiel beim Ausrüsten, begleitete uns spontan durch den NOK und fand offenbar Gefallen an Bord der Shiva … und schliesslich war er ja noch nie zuvor in der Nordsee (abgesehen von einer Fahrt mit dem Butterdampfer), und dies trotz seiner 78 Lenze! Nach einem Abstecher über die Nordsee via Scheveningen, dem Seebad von Den Haag, gingen wir wieder auf die Binnenseite Hollands. Durch die Flüsse Maas und Spui kamen wir doch noch ins Haringvliet und Hollandse Diep bis ins historische Städtchen Willemstad. So schwamm die Shiva für einmal sogar im Heimatgewässer Rhein! Bei der direkten Ansteuerung wurden wir an der Schleuse zurückgewiesen, diese sei die ganze Woche wegen Wartungsarbeiten gesperrt. So mussten wir lange, anstrengende 6h gegen Wind und Strom zurück nach Hoek van Holland und dann in die Maas.

Von dort ging es weiter durch die Westerschelde nach Middelburg, einer weiteren malerischen, historischen Stadt und bei Vlissingen wieder zurück in die Osterschelde und damit die Nordsee. Dieser Törn fand dann in Zeebrugge sein Ende, dem Seehafen zum belgischen Brugge.

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