Inselhüpfen und Trockenfallen in der Bretagne

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Die Bretagne unterhielt uns mit bestem Wetter und oft guten Segelbedingungen, sodass es sich ja irgendwie aufdrängte, den zahlreichen Inseln vor der Südküste einen Besuch abzustatten. Und nach den ersten Erfahrungen mit dem Trockenfallen bei der Ile de Bréhat wiederholten wir dies noch einige weiter Male. So besuchten wir erst die Ile d’Ouessant, dann die Ile de Molène, ankerten vor der Ile de Sein, den Glénans, der Ile de Groix und der Belle Ile, im Golfe du Morbihan bei der Ile d’Arz und schliesslich bei der Ile de Houat. Bei Niedrigwasser nutzten wir die Gelegenheit, gleich die Opferanode am Propeller auszuwechseln (und die hat es aus Erfahrung jeweils alle 4 Monate nötig). Als das Wasser im Hafen der Ile de Sein nur noch knapp 0.5m hoch stand, konnte man recht gut mit Schnorchel und Taucherbrille arbeiten. Allerdings war es nach einer Weile trotzdem bitter kalt … und das trotz Shorty! Auch fuhren wir den Fluss Odét hinauf bis nach Quimper. Allerdings konnten wir am Abend nicht mehr wie gedacht auf’s Schiff zurück, da bei Niedrigwasser der Schlick bis weit hinaus stand und man knietief eingesunken wäre. Also hiess es erst drei Stunden auf einen ausreichenden Pegelstand warten und in die Stadt zurückkehren.

Allerdings war diese Zeit auch etwas vom Ärger mit der defekten Lichtmaschine überschattet. Beim Bruch des Wärmetauschers in Cherbourg wurde diese vom auslaufenden Meerwasser des äusseren Kühlkreislaufs überspült und hatte so den Geist aufgegeben. Nach einer Wäsche mit Süsswasser funktionierte sie zwar gelegentlich, lud aber dann mit zu hoher Spannung, sodass die Batterien Schaden zu nehmen drohten. Also bestellte ich Ersatz mit Lieferung in die Marina in Brest, nur traf das Paket dort mit 5 Tagen (!) Verspätung gegenüber dem zugesagten Liefertermin ein. Nach Einbau der neuen LiMa funktionierte auch wieder alles gut, zumindest bis über die Biskaya. Dann lud diese plötzlich auch nicht mehr. Der Grund lag wohl an einer defekten Schaltung der Kontrollleuchte am Ruderstand. Also baute ich eine behelfsmässige zweite Kontrollleuchte in den Motorraum ein, und siehe da, es funktionierte wieder … zumindest eine Zeit lang.  Also tauschte ich schliesslich die LiMa ein weiteres Mal aus. Gegenwärtig scheint’s mit der alten, reviderten LiMa wieder zu funktionieren und die neue geht nun auch noch in Revision. Zumindest bin ich mittlerweile recht fix im Austauschen der Lichtmaschine geworden und kriege dies in einer halben Stunde hin (gegenüber 2-3h zu Beginn). Die Lichtmaschine ist zumindest beim Ankern sehr wichtig. Die Ankerwinch frisst sehr viel Strom und würde sonst die Batterien komplett entleeren. Aber zum Glück hatten wir als Backup den Generator zur Verfügung.

Aufgrund der Windprognose wussten wir, dass die Überfahrt der Biskaya uns zwar Wind bescheren würde, aber einerseits war die Richtung nicht ideal (W bis SW, und nach SW wollten wir ja eigentlich um nach A Coruña zu gelangen) und andererseits drohte eine Starkwindphase in der zweiten Nacht mit durchschnittlich 25kn. Aber für später sah es noch schlechter aus (nämlich praktisch gar kein Wind mehr). Also stachen wir mit etwas gemischten Gefühlen in See zu diesen 3-400M Überfahrt. Die ersten 24h zeigten bald auf, dass unser Ziel A Coruña von der Windrichtung her nicht zu erreichen war. Im besten Fall schafften wir hart am Wind einen Kurs von 180°, also genau nach Süden, aber keinesfalls die notwendigen 225°. Auf diesem Kurs schoben wir jedoch sehr viel Lage und waren den Wellen von vorne ausgesetzt, was jede Tätigkeit an Bord sehr beschwerlich machte. Zumindest kamen wir recht gut voran und auch die Stromversorgung klappte. Sowohl Solarzellen als auch Scheppgenerator funktionierten gut, die Batterien blieben über die ganze Zeit auf einem ordentlichen Ladestand. In der zweiten Nacht frischte der Wind wie angekündigt auf. Wir hatten frühzeitig die Segelfläche ins 2. Reff beim Gross verkleinert und hatten auf die kleinere Fock gewechselt. Allein, als die Böenspitzen dann 35kn erreichten und die Wellen von vorn bis ins Cockpit spritzten, wurde es uns zu viel. So liefen wir unter Raumkurs diese Starkwindphase in Ruhe ab. Nach 3h war der Spuk vorbei und wir konnten bei 25kn Wind wieder auf unseren ursprünglichen Kurs zurück. So erreichten wir schliesslich am nächsten Abend nach 54h und 320M wohlbehalten, zufrieden, aber müde Gijon, die Hauptstadt von Asturien im Norden Spaniens.

Die Weiterfahrt entlang der spanischen Nordküste nach A Coruña erwies sich als unerwartetes Geschenk. Die Gegend ist sehr reizvoll und es wäre schade gewesen, dort nicht auch ein paar Tage verbracht zu haben.

Nachtrag zum Grossfall (24.04.2022):

Das Problem mit dem aufgescheuerten Grossfall zog sich während unserer ganzen Atlantikrunde weiter. In Lanzarote musste ich gar das Grossfall (eigentlich neu!) ersetzen, denn mittlerweile hatte ich so oft ein Stück abtrennen müssen, das aufgescheurt war. Erst im Winterlager 2019/20 konnte ich das Problem endgültig beheben. Der Segelmacher in Kiel (Faber & Müncker) hatte mir beim neuen Gross die Öse näher an den Mast verlegt. In Italien liess ich eine zweite Öse anbringen, die weiter aussen liegt. Nun endlich ist dies wirklich behoben und das Grossfall muss nicht bei jeder längeren Uberfahrt wieder geflickt werden. 

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