Grosse Passage zu den Kapverden

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Sonnenauf- wie auch -untergang sind die speziellen, mystischen Momente im Tagesablauf. Und der Mond verhilft oft zu einer silberhellen Nacht.

In den Kanaren genossen wir ja noch alle Annehmlichkeiten einer spanischen, also europäischen Infrastruktur (und dies erst noch zu günstigen Preisen). Da waren Marinas mit sicherem Liegeplatz, sowie Strom- und Wasserversorgung, da waren Supermercados mit reichhaltig gefüllten Gestellen und einer fast unbegrenzten Auswahl wie überall in Europa. Wir ahnten ja, dass dann in den Kapverden alles etwas schwieriger werden könnte. Aber eben …

Zu Beginn stand ja erst einmal die erste wirklich lange Passage von den Kanaren zu den Kapverden an. Für die 740M mussten wir bei einem Schnitt von konservativ 5kn gerechnet also mit 6-7 Tagen rechnen. So lange dauerte ja auch die Überfahrt vor 4 Jahren, die ich im Rahmen der Ausbildung zum RYA Yachtmaster Ocean mit dem CCS absolvierte. Nach der Losfahrt von La Palma trafen wir gleich mal auf gute 30kn Wind und hohe See. Und dann ging auch noch ein Fender über Bord, den wir aber mit einem MOB-Manöver bald wieder geborgen hatten. Die Fahrt ging so zwar flott voran, oft über 8kn, war aber andererseits recht anspruchsvoll. Also entschlossen wir uns, am ersten Abend auf El Hierro nochmals in eine Marina zurückzuziehen. Ohnehin war eine der Winchen ausgefallen und musste revidiert werden. Die Klinken hatten sich vom Fett verklebt und so arretierte die Trommel nicht mehr. Reinigung und spezielles, teures Klinkenöl brachten Abhilfe.

Am nächsten Morgen legten wir ausgeruht also wieder los. Obwohl nur zu Zweit waren wir eigentlich sehr zuversichtlich, die Wachen ordentlich durchzustehen. Die Windprognose war gut, vielleicht etwas zu zahm zu Beginn, aber danach mit recht konstanten 15-20kn aus NE. Somit war ruhiges Segeln auf Raumkurs angesagt, oftmals auch direkt platt vor dem Wind.

Nun gibt es ja hinsichtlich Passat-Segeln so viele Meinungen wie sogenannte Segler-Experten. Wir hielten uns an für uns plausibel erscheinende, aber insbesondere mit kleiner Crew und unserer vorhandenen Ausrüstung funktionierende Verfahren (also keine zweite Genua oder gar einen dieser exklusiven Parasailors). Meist konnten wir mit normaler Besegelung (Gross & Genua) raumschot fahren. Platt vor dem Wind beliessen wir es manchmal beim Vorsegel allein und baumten dieses aus. Wurde der Wind schwächer, nahmen wir auch das Gross hinzu und legten es auf die Gegenseite (Butterfly). Gegen ein Überschlagen wurde der Baum mit einer Bullentalje gesichert. Als wir nach den ersten 24h nur 133M zurückgelegt hatten, störte uns dies nicht gross, war doch dafür die Fahrt sehr ruhig und praktisch ohne krängen verlaufen. Schleppgenerator und Sonnenpanels lieferten ausreichend Strom, dass wir tagsüber auch mit Autopilot den Ladestand halten konnten. Einzig die WAECO Tiefkühlbox sorgte immer wieder für Ärger, da deren Batteriewächter viel zu früh ansprach und auch bei weit über 12.5V Spannung ausschaltete. So mussten wir halt öfters mal den Generator laufen lassen. Dafür ermöglichte uns dies den elektrischen Reiskocher zu nutzen. Andererseits, es war halt schon genussvoll, mitten auf dem Atlantik ein Zitronensorbet zum Sonnenuntergang reinzuziehen!

Am Abend des zweiten Tages frischte der Wind dann auf knapp 20kn auf und beschleunigte unsere Fahrt, sodass das zweite ETMAL dann bei 150M lag. Am dritten Tag gab es dann nochmals etwas mehr Wind, der nie mehr unter 15kn fiel und in Böen 25kn erreichte. Nun rauschte die Shiva regelrecht davon und surfte richtiggehend die 2-3m hohen Wellen mit über 8kn hinunter, selbst gerefft. Die folgenden beiden Tage legten wir so 162 und 194M zurück. Damit erreichten wir Sal, die nordöstlichste Insel um Mitternacht nach 4.5 Tagen Überfahrt. Wir ankerten in einer grossen Bucht bei starkem Wind, lagen aber gleich gut fest dank bestem Ankergrund. Wir genossen einen Ankertrunk, blickten in die sternenklare Nacht und schliefen dann wieder einmal in Ruhe ohne Wachablösungen. Allerdings war uns diese Überfahrt eigentlich gut gelungen und liess uns positiv auf die noch anstehende Passage nach Barbados blicken.

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